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AntriebswendeAb wann ein E-Auto klimafreundlicher ist als ein Verbrenner

Durch den Akku haben Elektroautos erstmal eine negative Klima-Bilanz. Das kehrt sich gegenüber Verbrennern schnell um, zeigt eine neue Studie.

Ist nur der Lack grün? Detail eines Fiat 600 Elektro, ausgestellt auf einer Auto-Show in Bukarest, Rumänien, Oktober 2025 Foto: Lucian Alecu/imago

Ein Elektroauto fährt abgasfrei, na gut. Und wenn der Ladestrom grün ist, dann ist das schon vergleichsweise klimafreundlich. Aber die Batterieproduktion! Die ist so CO2-intensiv, das dauert doch ewig, bis das E-Auto diese Emissionen im Vergleich zum Benziner wieder wettmacht.

So oder so ähnlich lautet ein Glaubenssatz, der sich noch immer wacker hält. Teilweise stimmt er: Bei der Produktion eines E-Autos mit Lithium-Ionen-Akku wird deutlich mehr Kohlendioxid ausgestoßen als bei Verbrennern. Trotzdem sparen E-Autos, das haben drei Forscher errechnet, in den USA im Vergleich zu Verbrennern schon nach zwei Nutzungsjahren CO2 ein.

Die Studie

Die Wissenschaftler von der Duke-Universität in North Carolina haben ihre Studie Ende Oktober im Magazin PLOS Climate veröffentlicht. Auf Basis von Literaturrecherchen untersuchten sie zunächst, wie viel CO2 beim Bau eines E-Autos, eines Autos mit Verbrennermotor, bei der Produktion einer Lithium-Ionen-Batterie und bei der Herstellung fossiler Kraftstoffe anfällt.

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Dann modellierten sie, wie sich die Autoverkäufe in den USA in den nächsten Jahren entwickeln und wie viele E-Autos unter den Neuwagen sein könnten. Im nächsten Schritt rechneten die Forscher aus, wie viel CO2 die jeweiligen Autos bei durchschnittlicher Jahresfahrleistung über 18 Jahre hinweg direkt ausstoßen würden – und wie viel mehr Strom fürs US-amerikanische Netz erzeugt werden müsste, wenn es anteilig mehr E-Autos gibt.

Das Ergebnis: Noch in den ersten zwei Jahren kommt ein E-Auto – Bau, Batterieproduktion und Betrieb inklusive – auf 30 Prozent mehr CO2 als ein Verbrenner. Ab dem dritten Jahr sind die Gesamtemissionen dann schon niedriger. Über die gesamte Lebensdauer hinweg verursacht ein Verbrenner zudem 2- bis 3,5-fach höhere ökonomische Schäden als ein E-Auto – durch Luftverschmutzung und Klimafolgen.

Was bringt’s?

Laut deutschen For­sche­r:in­nen unterscheidet sich die Studie von anderen Untersuchungen, weil erstens die steigende Nachfrage auf dem Strommarkt und zweitens die Klimafolgekosten von Verbrennern berücksichtigt wurden. Trotzdem kommt sie auf ähnliche Ergebnisse wie andere, auch europäische Studien: E-Autos sind recht schnell schon deutlich klimafreundlicher als Verbrenner.

Die Ergebnisse sind grob auf Deutschland übertragbar. Der Strommix, der bei der Modellierung des Strommarktes eine wichtige Rolle spielt, ist in den USA ähnlich wie hier. Wenn der Anteil von E-Autos auf den Straßen steigt, lassen sich auch in Deutschland die klimaschädlichen Emissionen des Straßenverkehrs reduzieren. Andersherum, sagt Energieforscher Martin Wietschel, zeige die Studie: Das deutsche Ziel von Klimaneutralität bis 2045 zu erreichen, wird schwierig, wenn auch nach 2035 weiter fossil betriebene Fahrzeuge zugelassen werden.

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14 Kommentare

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  • Die Umweltbilanz wäre noch erheblich besser wenn nicht ein guter Teil der deutschen E-Autos gnadenlos übermotorisiert wären.



    Das Argument der Rekuperation ist vorgeschoben - tatsächlich geht es (wie schon beim Abgasskandal) um "Spaß am Fahren" - im Gegenzug zur Reichweite ...

    Niemand braucht 630 PS.

  • "Und wenn der Ladestrom grün ist..."



    Das ist er aber nur, wenn es zum Zeitpunkt des Ladens gerade Ökostromüberschüsse gibt, für die es keine anderweitige Verwendung gibt. Ansonsten ist er fossil oder nuklear.



    Womit die ganze Gesundrechnung in sich zusammen fällt.

  • VW hatte einst ausgerechnet, dass ein E-Golf ab 100.000km umweltfreundlicher ist, als ein Golf Diesel. Bedingung KEIN Akkutausch.



    Ist allerding schon ein paar Tage her. :))

  • Das klingt zumindest schonmal nicht unplausibel und es ist klar, dass sich alte Weisheiten zwar noch halten aber sich allmählich in Luft auflösen. Wo in der Diskussion über E Mobilität meines Erachtens viel zu wenig eingegangen wird: Was passiert am Ende mit den Dingern und wann ist das Ende? In Zeiten von Leasing-Wahn und "Ne neue Karre muss schon alle ein zwei Jahre sein..."? Wie sieht es mit dem Zweitmarkt aus? Wie lange sind die Nutzungsdauern? Wird bei günstigen E Autos der Preis möglicherweise durch geringere Haltbarkeit erkauft? Ich habe Fragen!

    Ich kann und werde mir NIEMALS ein neues Auto leisten können und wollen. Beruflich brauche ich Platz und ein langstreckentaugliches Auto, zudem quäle ich noch einen 6,5 Tonner dessen elektrischen Ersatz ich noch in weiter Ferne sehe.

    Ich glaube, dass es bei der Automobilindustrie noch sehr sehr viel tiefern gehen muss.

    Bis dahin: Mein Fabia 1 ist mit 298000 km wirklich wirklich am Ende (zumindest in den Augen des hiesigen TÜVs) und ein V70 mit 294000 km ist jetzt der Nachfolger. Gedanklich bin ich wirklich zwiegespalten.

  • Mich interessiert alleine der Preis und die Nebenkosten. Nur wenn E-Autos billiger sind - über den gesamten Lebenszyklus - als Verbrenner, wird die Mehrheit umschwenken.

  • Von der Idee bis zu einem fertigen Produkt wurde und wird CO₂ freigesetzt. Einschließlich der erforderlichen Rohstoffgewinnung, Transporte und Infrastrukturen, technischer Überwachung, Reparaturen, Kontrollen bis zu Genehmigungsverfahren und Gesetzgebung.



    Um etwas deutlich zu machen: Kohlendioxid verbleibt über 1000 Jahre in der Biosphäre. Es dauert also noch ein paar hundert Jahre, bis das CO₂, dass das erste Auto (1886) freigesetzt hat, aus der Biosphäre verschwunden ist. Die Nutzungsdauer eines Produktes spielt überhaupt keine Rolle, weil kein technisches Konsumgut, das auf Energiezufuhr angewiesen ist, so lange hält. Selbst wenn es "grüne" Energie ist. Auch Solarmodule oder Windkraftanlagen halten keine 1000 Jahre. Ob die Greenwashing-Wälder 1000 Jahre ungenutzt und ohne Brände und Dürren erhalten bleiben, ist mehr als fraglich. Es sind nur Zwischenspeicher für CO₂, kein "Endlager".



    "Klimafreundlich" ist ein Marketingbegriff für unsere wohlstands- und wachstumsorientierte Politik und Zivilisation. Um das Überleben künftiger Generationen halbwegs erträglich zu halten, ist es notwendig, weniger und nicht mehr zu produzieren oder für Varianten X zu werben.

  • Die E-PKW-Diskussion leidet an einem Mangel nach Sachlichkeit.

    Ein kurzer einfacher Blick auf Zahlen und Fakten hilft die Diskussion zu versachlichen:

    Vergleich Verbrenner und E-PKW

    Energieverbrauch primär und sekundär sowie CO2 Bilanz.

    - Verbrauch typischer Verbrenner ca. 5L/100km



    - Verbrauch typischer E-PKW ca. 15kWh/100km

    Der Unerschied wird anschaulicher wenn man Treibstoff in Liter in kWh Brennwert umrechnet.



    --> 1L Treibstoff ganz grob gerundet ca. 10kWh Brennwert:

    - Verbrauch typischer Verbrenner ca. 50kWh (Brennwert)



    - Verbrauch typischerr E-PKW ca. 15kWh/100km (Strom)

    Strom ist "klassich" keine Primärenergie, sondern für eine "fairen" Vergleich müsste Stromerzeugung mit "modernen" Kraftwerken rechnen und Brennwert mit Brennwert vergleichen.



    --> GUD-Kraftwerks-Wirkungsgrad ca. 60% somit:



    15kWh Strom aus 15kWh /0.6 = 25kWh Brennwert.

    Somit:

    - Verbrauch typischer Verbrenner ca. 50kWh (Brennwert)



    - Verbrauch typischerr E-PKW ca. 25kWh/100km (Brennwert für GUD-Kraftwerke)

    Fazit:

    E-Mobilität würde selbst dann Energie und Emissione spaaren wenn wenn der gesamte Strom mit Öl erzeugt würde.

    P.S.:

    E-Schienenverkehr ist nochmal faktor 3 bis 5 effizenter als E-PKWs.

  • Die Autorin schreibt, daß speziell die Herstellung der Batterie CO2-intensiv ist. Genau die ist aber ein Verschleißteil, das nach etlichen Jahren getauscht werden muss. Ich kann dem Text nicht entnehmen, ob das in die Berechnungen eingeflossen ist: Die Produktion der neuen Batterie.

    Die BMW -Garantie auf die Batterie z.B. läuft bis 8 Jahre/ 160 000km. 160 000 hört sich viel an, ist aber bei einem Firmenfahrzeug nach 2 bis 3 Jahren erreicht, und man kann hier auch davon ausgehen, daß nicht unbedingt akkuschonend geladen wurde.

    Der Batteriewechsel ist offenbar auch sehr teuer und liegt im Bereich eines guten gebrauchten Verbrennerautos oder (z.T. weit) darüber. Das kann dazu führen, daß E-Autos in einem solchen Fall nicht mehr repariert sondern frühzeitig ausgemustert werden, weil der Ausfall der Batterie einen wirtschaftlichen Totalschaden darstellt.

    • @Josef 123:

      8 Jahre/160tkm Garantie bedeutet nicht, dass die Batterie so lange hält, sondern dass der Hersteller über diesen Zeitraum die Reparaturkosten trägt. Es mag sein dass die Batterie beim BMW i3 so lange gehalten hat - heute sind die Batterien um ein Vielfaches größer womit sich auch die Lebensdauer entsprechend verlängert. Die Batterie eines heutigen Elektroautos wird heute das restliche Auto locker überleben.



      Beim Vielfahrer mit >80tkm Jahresfahrleistung wird es auch keine 2 Jahre dauern bis der CO2-Zähler zu seinen Gunsten läuft sondern schon nach weniger als 5 Monaten.

  • Schaden fürs Klima ist ja nur eine Seite eines Vergleichs Verbrenner



    versus E-Auto, eine andere sind Schäden für die Umwelt durch



    Rohstoffgewinnung für die Produktion.

  • Das Problem ist u.a. die Batterie, Batterieforschung in Deutschland braucht vielleicht doch mehr Anschubfaktoren.



    In Asien ist Innovation zuhause im Sektor Batterie.



    Ein Beispiel.



    www.sciencedirect..../S0008622323004700



    /



    "In Münster ist heute der erste Teil der neuen bundesweit einzigartigen Batterieforschungsfabrik eröffnet worden. Bund und Land investieren insgesamt 820 Millionen Euro.



    "In Münster wird der Standort Deutschland gestärkt," sagte Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger am Dienstag zur Eröffnung der Forschungsfertigung Batteriezelle FFB. Auf einem Rundgang durch das Batterieforschungszentrum ließ sie sich zusammen mit NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst und NRW- Wissenschafsministerin Ina Brandes die Einrichtung erklären."



    wdr.de 30.04.2024



    Weiter dort:



    "Die Einsparungen des Bundes bei der Batterieforschung betrachtet die Frauenhofer-Einrichtung mit Sorge: "Allerdings ist das FFB nicht direkt von den Sparmaßnahmen betroffen, aber Forschungseinrichtungen, die mit uns zusammenarbeiten", sagt Barbara Sicking von der Fraunhofer-Einrichtung"



    In Asien verstehen sie, die Zeichen der Zeit zu deuten und die Transformation zu leisten.

  • Eine so ungeheuer detailreiche Rechnung kann nur stimmen, wenn sie vollständig ist. Vollständigkeit ist hier aber ganz sicher auch nicht annähernd erreichbar.



    Eine anderer Zugang dagegen ist zwar nur in der Größenordnung grob geschätzt, dafür aber prinzipbedingt vollständig. Die Herstellungskosten eines Autos oder beliebigen andern Industrieproduktes bestehen fast ausschließlich aus Rohstoff und Energie, Handarbeit spielt so gut wie keine Rolle. Beides wird in industriellem Maßstab günstig eingekauft. Im Gegensatz dazu ist keine andere Endenergieform so hoch besteuert und mit Gebühren belastet wie Antriebstreibstoff.



    Wenn also ein Elektroauto -- ohne Subventionen und Förderungen gerechnet! -- kein Geld spart, dann spart es sehr sicher auch keine Rohstoffe und keine Emissionen. Ich habe in zehn Jahren Autonutzung knapp über 4000 Euro für Kraftstoff bezahlt und das Doppelte für den Neukauf. Gut, ich bin ein Wenigfahrer, aber genau mein Profil ist das, wofür die Vorteile des Elektroantriebs besonders propagiert werden. Für Vielfahrer auf der Langstrecke ist er ohnehin nicht geeignet.

    • @Axel Berger:

      Ihre Rechnung könnte aufgehen, wenn die Preise eines Fahrzeuges tatsächlich seine Herstellungskosten wiederspiegeln würden.



      Sie vergessen die Entwicklungskosten, die Beraterkosten, das Marketing und die Marge in Ihrer Berechnung.



      Des Weiteren vergessen Sie auch die Subventionen, die Sie beim Kauf der Kraftstoffe genossen haben.



      Was den besonderen Vorteil für Wenigfahrer angeht: Die Studie rechnet einen Schritt zu weit.



      Das Elektroauto rechnet sich nicht nach Ablauf einer bestimmten Zeit, sondern nach einer bestimmten Kilometerzahl.



      Wenigfahrer müssen also durchaus ein wenig länger aufs Elektroauto setzen, bevor die Vorteile sich bemerkbar machen. Vielfahrer sind entsprechend schneller in der Sparzone.



      Dass allerdings Vielfahrer auf der Langstrecke keinen Elektrowagen nutzen könnten, ist ein Gerücht, dass sich leider sehr hartnäckig hält.



      Es gibt Nutzungsprofile, für die das E-Mobil schlechter geeignet ist als für andere, das stimmt. Aber das gilt nicht pauschal für alle Vielfahrer.

      • @Herma Huhn:

        Zitat : Des Weiteren vergessen Sie auch die Subventionen, die Sie beim Kauf der Kraftstoffe genossen haben.

        1 Euro Steuern pro Liter nennen Sie Subvention?