6-Punkte-Plan für Alleinerziehende: Alleinerziehende nicht alleinlassen
Die Linken haben einen 6-Punkte-Plan zur Entlastung Alleinerziehender vorgestellt. Es wird Zeit, dass sich etwas ändert für diese Gruppe ohne Lobby.
U nruhige Nächte, lange Tage, keine freien Wochenenden. Allein zuständig für Lohnarbeit, Carearbeit und überhaupt alles, was im Leben so anfällt, dem eigenen und dem des Kindes. Und im schlechtesten Fall keine Oma, die wenigstens mal kurz einspringt, zum Beispiel wenn man selbst gerade Grippe hat. So sieht die Realität für viele Alleinerziehende aus.
Rund 1,6 Millionen Menschen betreuen hierzulande minderjährige Kinder allein, ganze 85 Prozent davon sind Frauen. Mehr als ein Drittel ist auf Grundsicherung angewiesen.
Für diese über alle Familienformen hinweg größte armutsgefährdete Gruppe fordert die Linkspartei nun einen 6-Punkte-Plan: Eine Kindergrundsicherung in Höhe von mindestens 328 Euro monatlich, Hilfe im Haushalt einmal pro Woche, bessere Altersvorsorge und eine reale Kitaplatzgarantie durch den Ausbau der Versorgung und die Abschaffung von Gebühren. So lauten einige der Vorschläge, die Parteichefin Janine Wissler am Montag vorstellte.
Recht hat sie damit. Schon fast traditionell fallen Alleinerziehende in der hiesigen Familienpolitik durchs Raster – und mangels Zeit und Geld bilden sie keine Gruppe, die sich darüber lauthals beschweren könnte. In der Pandemie vor schier unmenschliche Herausforderungen gestellt, kamen sie auch im Koalitionsvertrag der Ampel nur hier und dort vor.
Substanziell hat sich seitdem kaum etwas für sie getan. Zwar stieg der steuerliche Entlastungsbetrag. Beim Schutz vor häuslicher Gewalt aber herrscht Stillstand, und die geplanten Änderungen etwa im Kindschaftsrecht sowie bei der Kindergrundsicherung stoßen nicht nur bei Alleinerziehendenverbänden auf Kritik.
Der Vorstoß der Linkspartei richtet sich an Alleinerziehende als eigene Gruppe. Er will kurzfristig Erleichterung (Haushaltshilfe, yeah!) und langfristig Verbesserung (Rente, yay!). Und er pusht ein sozialpolitisch dramatisch relevantes Thema, das die Ampel längst nicht wie angekündigt umsetzen wird. Denn mehr Möglichkeiten für alleinerziehende Eltern heißt immer auch: bessere Startchancen für deren Kinder.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Wahlprogramm von CDU und CSU
Der Zeitgeist als Wählerklient
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt
Vieles deutet auf radikal-islamfeindlichen Hintergrund hin
Anschlag in Magdeburg
Auto rast in eine Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt
Keine Konsequenzen für Rechtsbruch
Vor dem Gesetz sind Vermieter gleicher
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen