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14 Jahre nach dem Mord an Hrant DinkLebenslange Haft für Auftraggeber

In der Türkei werden drei Hintermänner für den Mord am armenischen Journalisten Hrant Dink im Jahr 2007 verurteilt. Waren sie die einzigen?

Drei ehemalige Polizeibeamte wurden nun verurteilt: Gedenken an Hrant Dink in Istanbul 2019 Foto: Umit Bektas/reuters

ISTANBUL taz | Mehr als 14 Jahre nach der Ermordung des armenischen Journalisten und Menschenrechtlers Hrant Dink im Januar 2007 sind am Freitag vor einem Istanbuler Gericht die Urteile über einige der Hintermänner ergangen.

Drei Männer, alles ehemals hohe Polizeibeamte, wurde zu lebenslangen oder erschwert lebenslangen Haftstrafen verurteilt. Die anderen der insgesamt 74 Angeklagten erhielten geringere Haftstrafen oder wurden freigesprochen, weil ihre Taten als verjährt gelten oder die Beweise nicht ausreichten. Die Verfahren gegen 13 weitere Angeklagte wurden abgetrennt.

Dass dieser Prozess überhaupt zustande kam, hat einerseits mit dem großen Kreis der sogenannten Freunde von Hrant Dink zu tun, die immer darauf drängten, die Hintermänner anzuklagen. Andererseits wurden die jetzigen Angeklagten vom Staat nicht mehr gedeckt, weil sie allesamt zur Fethullah-Gülen-Sekte gehören, mit der sich Staatschef Erdoğan 2014 überworfen hatte.

Der Hauptangeklagte, Ramazan Akyürek, war zum Zeitpunkt der Tat Chef des Nachrichtendienstes der Polizei. Zuvor war er Polizeichef von Trabzon, der Stadt, aus der der jugendliche Mörder von Hrant Dink stammte, der gemeinsam mit drei Freunden von Gendarmerieoffizieren in Trabzon zu der Tat angestiftet worden war. Auch die beiden anderen Angeklagten, die nun eine lebenslange Freiheitsstrafe erhielten, waren im Nachrichtendienst der Polizei oder Offiziere der Gendarmerie in Trabzon.

Hrant Dinks Ziel: Aufklärung über den Völkermord

Der eigentliche Mörder, der damals nicht einmal 18 Jahre alt war, war unmittelbar nach dem Mord festgenommen und später zu 23 Jahren Haft verurteilt worden. Es war allerdings von Anfang an klar, dass er nicht aus ­eigenem Antrieb gehandelt hatte.

Der wesentliche Grund für den Mord an Hrant Dink war, dass dieser darauf gedrängt hatte, den Genozid an den Armeniern während des Ersten Weltkrieges endlich auch in der Türkei öffentlich zu verhandeln. Mehrfach wurde er deshalb wegen Verächtlichmachung der Türkei angeklagt, die Rechten organisierten eine Hetzkampagne. Die Anhänger der Gülen-Sekte gehörten zu der Zeit zu den wichtigsten Unterstützern Erdoğans. Es ist möglich, dass sie im Hintergrund an dem Attentat mitwirkten, aber es ist unwahrscheinlich, dass sie die Hauptantreiber waren.

Der Anwalt der Familie von Hrant Dink, Hakan Bakircioğlu, kritisierte nach dem Urteil denn auch, dass die wirklichen Drahtzieher noch immer nicht zur Rechenschaft gezogen worden seien, man habe die ganze Geschichte nun der Gülen-Sekte in die Schuhe geschoben. Auch Mitglieder der „Freunde von Hrant Dink“ sagten anschließend, „wir warten immer noch auf Gerechtigkeit“.

Der zum Zeitpunkt seiner Ermordung 52-jährige armenische Journalist war Chefredakteur der armenisch-türkischen Wochenzeitung Agos und eine der wichtigsten Stimmen der armenischen Minderheit in der Türkei. Ihm ging es vor allem um Aufklärung über den Völkermord, er wollte Leute zum Reden bringen.

Deshalb kritisierte er gelegentlich auch die armenische Diaspora, der es hauptsächlich darum gehe, dass möglichst viele Länder die Türkei für den Genozid öffentlich verurteilen. Das erschwere aber die Aufarbeitung in der Türkei, sagte Hrant Dink mehrfach.

Ihr eigentliches Ziel, die Diskussion über den Völkermord in der Türkei zu stoppen, haben die Attentäter und ihre Hintermänner damals nicht erreicht.

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