12 Tote in Ägypten: Touristen aus Versehen erschossen
Im Westen Ägyptens haben ägyptische Sicherheitskräfte am Sonntag irrtümlich Touristen aus Mexiko erschossen. Sie hielten sie für IS-Terroristen.
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Neben den zwölf Toten gab das ägyptische Innenministerium auch bekannt, dass zehn Menschen verletzt worden seien. Wieviele Mexikaner und wieviele Ägypter genau unter den Opfern sind, war zunächst unklar. Polizei und Armee, „die Terroristen in Wahat in der westlichen Wüste verfolgten, haben aus Versehen das Feuer auf vier Pick-Ups eröffnet, die mexikanische Touristen beförderten“, teilte das Ministerium mit. Es hob zugleich hervor, die Mexikaner hätten sich in einem Gebiet aufgehalten, in dem Touristen der Zugang nicht erlaubt sei.
Die Wüstenregion im Westen Ägyptens ist wegen ihrer Oasen und Gesteinsformationen ein beliebtes Touristenziel. Zugleich ist es aber auch ein Rückzugsgebiet für islamistische Kämpfer, darunter Anhänger der Extremistenorganisation Islamischer Staat (IS). Der IS hatte am Sonntagnachmittag erklärt, dass er sich „einem Einsatz der Armee in der westlichen Wüste widersetzt“ und die Soldaten in die Flucht geschlagen habe.
Der IS hatte vergangenen Monat in Ägypten einen jungen Kroaten enthauptet, der für eine französische Firma gearbeitet hatte. Zudem verübten die Dschihadisten in den vergangenen Monaten zahlreiche Angriffe gegen ägyptische Sicherheitskräfte, vor allem auf dem Sinai. Auch hatte sich der IS zu einem Autobombenanschlag auf ein Polizeigebäude mitten in Kairo am 20. August bekannt, bei dem 29 Menschen verletzt wurden.
Mexikos Präsident Enrique Peña Nieto verlangte von der Regierung in Kairo eine „vollständige“ Untersuchung. Im Kurzbotschaftendienst Twitter verurteilte er den Vorfall. Nach Angaben des mexikanischen Außenministeriums besuchte der Botschafter des Landes bei Kairo auch fünf verletzte Mexikaner, die in einem Krankenhaus behandelt werden. Ihr Zustand wurde als stabil angegeben.
Der Tourismus ist für Ägyptens Wirtschaft eine entscheidende Branche, obwohl die Zahl der Besucher wegen der politischen Unsicherheit deutlich zurückgegangen ist. Etwa zehn Millionen Touristen besuchten das Land im vergangenen Jahr, im Jahr 2010 waren es noch fast 15 Millionen gewesen.
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