10. Jahrestag des Kundus-Bombardements: Verantwortung ernst nehmen

Die Opfer des Luftangriffs bei Kundus vor 10 Jahren wurden weder entschädigt, noch gab es eine Entschuldigung. Das ist schäbig – und politisch dumm.

Die ausgebrannten Tanklastzüge nach dem Bombardement

Soldaten inspizieren bei Kundus die ausgebrannten Tanklastzüge nach dem Luftangriff Foto: dpa

Immer wieder wird meist von konservativer Seite aus dem In- und Ausland gefordert, Deutschland solle international mehr Verantwortung übernehmen. Gemeint ist damit nicht, dass Berlin noch mehr Geld in internationale Organisationen einzahlen soll, was oft bereits in großem Maß der Fall ist. Nein, mit „internationaler Verantwortung“ ist vielmehr die verklausulierte Forderung gemeint, Deutschland solle sich stärker an „robusten“ Militäreinsätzen im Ausland beteiligen.

Darüber lässt sich streiten. Trotzdem gibt es meist gute Gründe, an der Zurückhaltung Deutschlands bei militärischen Einsätzen festzuhalten. Sie verbieten sich ohnehin, wenn sie nicht von der UNO mandatiert wurden. Wurde aber einmal doch ein solcher Einsatz beschlossen, ist die Übernahme der Verantwortung für die Folgen zwingend – moralisch wie politisch.

Ein Lehrbeispiel ist hierfür der von einem Bundeswehroberst angeforderte Luftangriff bei Kundus vor zehn Jahren. Der Angriff galt offiziell den Taliban, doch fielen ihm auch zahlreiche Zivilisten zum Opfer. Sie wurden bis heute nicht offiziell entschädigt, es gab keine offizielle Entschuldigung und auch sonst hielt sich die Übernahme ­deutscher Verantwortung sehr in Grenzen.

Das ist nicht nur schäbig, sondern auch politisch dumm. Nicht nur Fehlentscheidungen sorgen für ein Image- und ­Glaubwürdigkeitsproblem, sondern auch der Umgang damit. Eingeständnisse militärischer Fehlentscheidungen sind wichtig, um künftige zu verhindern, aber auch um die Schwelle zum Einsatz von militärischer Gewalt möglichst hoch zu legen.

Im Fall des fatalen Bombardements bei Kundus ist Deutschland bis heute nicht seiner Verantwortung gerecht geworden. Zwar ist es angesichts der dortigen Sicherheitsprobleme unrealistisch, zum Jahrestag den Besuch eines deutschen Repräsentanten dort zu fordern. Aber bei entsprechendem Willen gäbe es auch andere Signale, dass Deutschland seinen Fehler einsieht und dafür geradesteht.

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Asienredakteur seit 1997, studierte Politologie in Berlin und Communication for Development in Malmö. Organisiert taz-Reisen in die Zivilgesellschaft, Workshops mit JournalistInnen aus Südostasien und Han Sens ASIENTALK. Herausgeber der Editionen Le Monde diplomatique zu Südostasien (2023), China (2018, 2007), Afghanistan (2015) und Indien (2010). Schreibt manchmal auch über Segeln. www.fb.com/HanSensAsientalk @SHansenBerlin

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