+++ Nachrichten im Ukrainekrieg +++: Flehender Appell des Präsidenten
Ukraines Präsident Selenski fordert zur Evakuierung des Gebiets Donezk auf. Russland meldet am Tag der Marine einen Drohnenangriff auf der Krim.
Selenski ordnet Evakuierung von Donezk an
Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat angesichts der massiven Angriffe der russischen Armee im Osten des Landes die Menschen zum Verlassen des Gebiets Donezk aufgerufen. „Im Donbass sind Hunderttausende Menschen, Zehntausende Kinder, viele lehnen es ab, zu gehen“, sagte Selenski in seiner abendlichen Videoansprache am Samstag. Er appellierte eindringlich an die Bewohner des Donbass, diese Entscheidung zu treffen. „Glauben Sie mir“, sagte er in flehendem Ton. „Je mehr Menschen aus dem Donezker Gebiet gehen, desto weniger Leute kann die russische Armee töten.“ Der Sonntag ist der 158. Tag des Krieges.
Zuvor hatte die ukrainische Regierung eine verpflichtende Evakuierung angeordnet mit der Begründung, dass die Bürger sich vor Beginn der Heizsaison rechtzeitig in Sicherheit bringen müssten, da die Gasleitungen durch den Krieg im Gebiet Donezk zerstört seien. Selenski betonte nun, dass alles organisiert werde für die Flucht der Menschen aus den von der Ukraine noch kontrollierten Gebieten. (dpa)
Russland meldet Drohnenangriff auf der Krim
Auf der von der Ukraine beanspruchten Halbinsel Krim ist nach russischen Angaben in der Stadt Sewastopol der Stab der Schwarzmeerflotte mit einer Drohne angegriffen worden. Fünf Menschen seien dabei am Sonntag verletzt worden, teilte der Gouverneur von Sewastopol, Michail Raswoschajew, in seinem Blog im Nachrichtenkanal Telegram mit. Die Drohne sei in einem Hof des Stabsquartiers eingeschlagen. Russland hatte die Krim 2014 annektiert.
„Am heutigen frühen Morgen haben ukrainische Nationalisten entschieden, uns den Tag der Marine zu verderben“, schrieb Raswoschajew. Die Feierlichkeiten zu dem in Russland in vielen Regionen begangenen Tag wurden für Sewastopol abgesagt. Russische Behörden in Regionen an der Grenze zur Ukraine beklagen immer wieder Angriffe aus dem Nachbarland.
Nach vorläufigen Erkenntnissen handele es sich bei dem Angriffsobjekt um eine Drohne, teilte Raswoschajew mit. Bei den Verletzten handele es sich um Mitarbeiter des Stabs der russischen Schwarzmeerflotte. Tote gebe es nicht. „Ich bitte darum, die Ruhe zu bewahren und nach Möglichkeit zu Hause zu bleiben“, schrieb Raswoschajew. Der Inlandsgeheimdienst FSB arbeite an der Aufklärung des Falls.
Der russische Präsident Wladimir Putin nimmt zum „Tag der Marine“ am Sonntag in Sankt Petersburg eine Parade mit Kriegsschiffen, Flugzeugen und Tausenden Soldaten ab. Das traditionelle Ereignis nutzt der Kremlchef auch als Machtdemonstration gut fünf Monate nach Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine. Paraden zur Ehrung der Seestreitkräfte mit ihren verschiedenen Flotten sind in mehreren Regionen Russlands geplant.
Teilnehmen sollen 40 Kriegsschiffe, darunter auch U-Boote. Auch im Mittelmeer plant Russland nach Kremlangaben eine Marine-Parade im Hafen der syrischen Stadt Tartus. Russland steht im Krieg in Syrien an der Seite von Präsident Baschar al-Assad. (dpa)
Angriff auf Gefangenenlager soll untersucht werden
In seiner Videoansprache am Samstagabend hat Ukraines Präsident Selenski noch einmal mit Nachdruck die Tötung von ukrainischen Kriegsgefangenen in einer von prorussischen Separatisten kontrollierten Haftanstalt in Oleniwka im Gebiet Donezk verurteilt. Nach russischen Angaben wurden dort am Freitag 50 Gefangene durch einen Raketenangriff von ukrainischer Seite getötet. Die Ukraine wiederum wirft Russland vor, die Soldaten gezielt getötet zu haben. Die Angaben waren nicht unabhängig überprüfbar.
Das russische Verteidigungsministerium teilte am Sonntag mit, dass Vertreter der Vereinten Nationen und des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz eingeladen seien, den Angriff in Oleniwka zu untersuchen. Eine solche Untersuchung hatte auch die Ukraine verlangt.
„Das ist ein Massenmord“, sagte Selenski in seiner Videobotschaft zur Tötung der Gefangenen. Je schneller Russland als „Terrorstaat“ eingestuft werde, desto rascher werde die Welt vor dem „Bösen“ geschützt. Nur so könnten alle Verbindungen zu dem Land abgeschnitten werden, betonte er. Politische Gesten reichten nicht aus, das Kriegsverbrechen zu verurteilen. Es müssten Taten folgen. (dpa)
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