+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Selenskyj äußert sich skeptisch zu Waffenruhe
Russlands Präsident Putin hat eine einseitige Feuerpause für Ostern angekündigt. Die USA senden laut Medienberichten Signale, wonach sie die Halbinsel Krim als russisch anerkennen könnten.

Feuerpause gilt ab 18 Uhr
Der russische Präsident Wladimir Putin hat in seinem Krieg gegen die Ukraine erstmals einseitig eine Feuerpause ausgerufen. Sie gelte für die Fronten in der Ukraine von heute, 18 Uhr, bis 0 Uhr am 21. April (Moskauer Zeit), teilte der Pressedienst des Kreml mit.
Ukraines Präsident Wolodymyr Selenskyj äußerte sich jedoch skeptisch zu der von Putin überraschend angekündigten Waffenruhe. „Was den neuen Versuch Putins betrifft, mit Menschenleben zu spielen, so erklingt gerade in vielen Teilen der Ukraine der Luftalarm“, schrieb Selenskyj auf der Plattform X. 45 Minuten vor Inkrafttreten der Feuerpause seien russische Kampfdrohnen am Himmel über der Ukraine gesichtet worden. Die Flugabwehr der Ukraine habe bereits das Feuer eröffnet.
„Shahed-Drohnen an unserem Himmel entlarven Putins wahre Einstellung zu Ostern und zu Menschenleben“, kritisierte Selenskyj. Der Präsident machte zunächst keine Angaben dazu, ob die Ukraine das Feuer über Ostern ebenfalls einstellen würde. (dpa)
Russland will weitere Dörfer eingenommen haben
Die russischen Truppen haben dem Verteidigungsministerium in Moskau zufolge ein weiteres Dorf im Osten der Ukraine unter ihre Kontrolle gebracht. Schewtschenko in der Region Donezk sei eingenommen worden, teilt das Ministerium mit. Unabhängig überprüfen lassen sich solche Bericht über das Kampfgeschehen nicht. Russland berichtet seit geraumer Zeit häufig von der Einnahme von Dörfern insbesondere im Osten der Ukraine.
Außerdem haben russische Truppen nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau das Dorf Oleschnja in der russischen Oblast Kursk zurückerobert. Das meldet die staatliche russische Nachrichtenagentur RIA. Ukrainische Soldaten waren im August überraschend in Kursk eingedrungen und haben russisches Gebiet unter ihre Kontrolle gebracht. Seit geraumer Zeit drängen russische Truppen sie zurück. Das westrussische Kursk grenzt an die Ukraine. (rtr)
Russland greift über Nacht mit Drohnen an
Die russischen Streitkräfte haben nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe in der Nacht zu Samstag mit acht Raketen und 87 Drohnen angegriffen. In fünf Regionen im Süden, Nordosten und Osten der Ukraine seien Schäden durch den Beschuss entstanden, teilt die Luftwaffe mit. 33 Drohnen seien abgefangen und zerstört worden. Weitere 36 Drohnen seien durch Störsender umgeleitet worden. Angaben zu den Raketen macht die Luftwaffe nicht. (rtr)
USA will Krim wohl als russisch anerkennen
Die USA sind einem Bericht von Bloomberg News zufolge bereit, im Rahmen einer breiter angelegten Friedensvereinbarung zwischen Russland und der Ukraine die ukrainische Halbinsel Krim als russisch anzuerkennen. Die US-Nachrichtenagentur beruft sich auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Russland hat die völkerrechtlich zur Ukraine gehörende Krim bereits 2014 besetzt und annektiert. Davor schon war auf der Halbinsel die russische Schwarzmeerflotte stationiert.
Kiew hat sich zu diesen Gedankenspielen noch nicht geäußert. Die Ukraine lehnt es aber kategorisch ab, auf die von Russland besetzten Landesteile zu verzichten. Dies gilt sowohl für die Krim als auch für die Gebiete in der Ostukraine, die von Moskau ebenfalls bereits völkerrechtswidrig in den russischen Staatsverband eingegliedert wurden. Der Westen lehnt eine Anerkennung der besetzten Gebiete als russisch kategorisch ab. Das gilt bislang auch für die USA. (rtr/dpa)
Weitere Verhandlungen kommende Woche in London
Laut US-Regierungsvertretern sollen die Gespräche zwischen den USA, der Ukraine und europäischen Staaten in der nächsten Woche in London fortgesetzt werden. Damit gebe man der Ukraine Zeit, einem von Washington vorgelegten Zeitplan vollständig zuzustimmen. Kiew sei zu einem umfassenden Waffenstillstand zu Wasser, zu Lande und in der Luft für mindestens 30 Tage oder länger bereit.
Zuvor hatten Regierungsvertreter ihre Enttäuschung über Äußerungen des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj ausgedrückt. Selenskyj hatte gesagt, der US-Sondergesandte Steve Witkoff verbreite russische Narrative. Dies sei nicht hilfreich für den Friedensprozess. Indessen meldet die Nachrichtenagentur Bloomberg, die USA seien bereit, die Kontrolle Russlands über die Krim als Teil eines Friedensabkommens zwischen Moskau und Kiew anzuerkennen. (rtr)
Entscheidung über Taurus-Lieferung liegt laut Söder bei Merz
CSU-Chef Markus Söder hat sich im Streit über eine mögliche Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine hinter CDU-Chef Friedrich Merz gestellt und die Frage zur Kanzlersache erklärt. „Das wird der neue Kanzler entscheiden“, sagte der bayerische Ministerpräsident der Augsburger Allgemeinen vom Samstag.
Zugleich verwies Söder aber auf begrenzte Ressourcen der deutschen Luftwaffe. „Zunächst einmal brauchen wir aber so viel Taurus wie möglich für uns selbst“, sagte Söder. „Es ist die beste Waffe, die wir haben“, sagte der CSU-Chef. „Man merkt, dass auch die Russen davor Respekt haben.“
Am Sonntag vergangener Woche hatte der designierte Bundeskanzler Merz die Lieferung der Taurus-Marschflugkörper an die Ukraine in Abstimmung mit europäischen Partnern in Aussicht gestellt. Als Reaktion auf die Äußerungen des CDU-Chefs warnte Russland am Montag vor der Gefahr einer „Eskalation“ des Ukraine-Kriegs. Jeder ukrainische Angriff mit Taurus-Marschflugkörpern auf russische Ziele werde als „direkte Beteiligung“ Deutschlands an dem Konflikt gewertet, sagte die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa. Der scheidende Kanzler Olaf Scholz (SPD) hat Taurus-Lieferungen stets abgelehnt.
Söder stellte sich nun hinter zugleich, erklärte aber zugleich, die Bundeswehr müsse dringend in der Luftabwehr und mit entsprechenden Waffen aufgerüstet werden. „Neben diesem Marschflugkörper brauchen wir eine echte Drohnenarmee und einen eigenen Raketenschutzschirm“, sagte der bayerische Regierungschef. „Man sieht an Israel, wie wichtig solche Raketenschutzschirme sind“, erklärte Söder. (afp)
Strack-Zimmermann fordert Merz zum Handeln auf
Die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Europaparlament, Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), forderte Merz in der Debatte über die Taurus-Lieferung dagegen zum Handeln auf. Kreml-Chef Wladimir Putin wolle keinen Frieden, sagte Strack-Zimmermann der „Rheinischen Post“ vom Samstag. „Im Gegenteil, die russischen Angriffe auf die Ukraine haben seit Beginn der Gespräche zwischen Putin und US-Präsident Donald Trump massiv zugenommen“, sagte die FDP-Politikerin.
Merz solle daher „keine Ankündigungen im Fernsehen machen, sondern, sobald er Kanzler ist, handeln“, forderte Strack-Zimmermann. Der Taurus sei dazu da, um feindliche Angriffe auf Abstand zu halten und somit das angegriffene Land zu schützen. „Nur wenn Russland militärisch unter Druck gerät, wird es am Verhandlungstisch einen Waffenstillstand und darauf aufbauend einen gerechten Frieden für die Ukraine geben können“, sagte Strack-Zimmermann.
In den Reaktionen aus dem Kreml auf Merz' Taurus-Äußerungen sieht sie keine neue Form der Drohung. „Die verbale Reaktion Russlands auf eine mögliche Taurus-Lieferung ist so alt, wie alle Narrative, die von Moskau aus Richtung Deutschland gesendet werden“, sagte Strack-Zimmermann. (afp)
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