+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Russische Gegenoffensive in Kursk
Russland hat Orte in der Region Kursk zurückerobert. US-Außenminister Blinken ist zu Besuch in Kyjiw. Es geht auch um den Einsatz weitreichender Waffen.
Tote nach russischem Angriff auf IKRK-Mitarbeiter
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat einen tödlichen russischen Angriff auf Fahrzeuge des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) im Osten seines Landes angeprangert. „Ein weiteres russisches Kriegsverbrechen“, schrieb Selenskyj am Donnerstag im Onlinedienst Telegram. „Heute hat der Besatzer die Fahrzeuge der humanitären Mission des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz in der Region Donezk angegriffen.“ Dabei seien drei IKRK-Mitarbeiter getötet und zwei weitere verletzt worden.
Das IKRK bestätigte den Tod von drei seiner Mitarbeiter bei dem Angriff in der Ostukraine. „Unsere Herzen sind gebrochen, da wir heute um den Verlust unserer Kollegen trauern“, erklärte IKRK-Präsidentin Mirjana Spoljaric. Sie verurteilte „die Angriffe auf das Personal des Roten Kreuzes auf das Schärfste“. Es sei „skrupellos“, wenn ein Ort zum Verteilen von Hilfsgütern beschossen werde.
Der ukrainische Menschenrechtskommissar Dmytro Lubinez teilte mit, bei den Todesopfern handele es sich um drei Ukrainer, die für das IKRK gearbeitet hätten. Sie starben demnach durch Artilleriebeschuss im Dorf Wiroljubiwka in einem schwer umkämpften Gebiet in der Nähe der Frontlinie. (afp)
Selenskyj: Russland hat Gegenoffensive in Kursk gestartet
Russland hat nach den Worten des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj eine Gegenoffensive in der russischen Grenzregion Kursk gestartet. Diese Reaktion der russischen Armee „entspricht dem ukrainischen Plan“, sagte Selenskyj am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Kiew, ohne nähere Angaben zu machen. Er kritisierte zudem das Zögern der westlichen Staaten bei der Aufhebung der Restriktionen für den Einsatz von Waffen mit hoher Reichweite gegen Ziele in Russland.
Das russische Verteidigungsministerium teilte in einer Erklärung mit, russische Einheiten der Nord-Truppen hätten in der Region Kursk „bei Offensiveinsätzen innerhalb von zwei Tagen zehn Ortschaften befreit“.
Die ukrainische Armee hatte am 6. August eine Militäroffensive in der russischen Grenzregion Kursk begonnen. Seitdem hatte sie nach eigenen Angaben rund hundert russische Dörfer und fast 1300 Quadratkilometer eingenommen. Der Vorstoß war der erste dieser Art seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine im Februar 2022. (afp)
Freitag Gespräche über Einsatz weitreichender Waffen
Der Präsident der Ukraine, Wolodymyr Selenskyj, hat bei einem Treffen mit US-Außenminister Antony Blinken in Kyjiw erneut die Freigabe westlicher Waffen mit großer Reichweite gefordert. „Es ist wichtig, dass die ukrainischen Argumente gehört werden“, teilte Selenskyj nach Gesprächen mit Blinken und dem britischen Außenminister David Lammy mit. Die Ukraine fordert seit Monaten, dass die westlichen Verbündeten die bisher geltenden Einschränkungen für reichweitenstarke Waffen aufheben. Kyjiw will militärische Ziele im russischen Hinterland zerstören. Westliche Regierungen fürchten dann eine Eskalation bis hin zu Angriffen Russlands auf waffenliefernde Staaten.
Blinken ging öffentlich nicht direkt auf die Frage ein, ob die USA die Beschränkungen für die Waffen aufheben. Er kündigte aber an, dass die USA alles für einen Sieg der Ukraine und für einen „gerechten und dauerhaften Frieden“ im russischen Angriffskrieg tun werden. „Wir wollen, dass die Ukraine gewinnt“, sagte Blinken bei einer Pressekonferenz mit Lammy. Er deutete an, die Frage der Erlaubnis des Einsatzes von den USA und Großbritannien gelieferten weitreichenden Waffen durch die Ukraine werde bei einem Treffen von Großbritanniens Premier Keir Starmer mit US-Präsident Joe Biden am Freitag in Washington besprochen.
„Wir bleiben dem ukrainischen Sieg verpflichtet“, sagte Blinken. Die Nachricht an Kremlchef Wladimir Putin sei klar, dass die Hilfe nicht nachlassen werde. Blinken kündigte neue US-Hilfen im Umfang von mehr als 700 Millionen US-Dollar an. Für die Reparatur von Energie-Infrastruktur und Stromanlagen würden 325 Millionen US-Dollar bereitgestellt, zudem 290 Millionen US-Dollar humanitäre Hilfe etwa für Trinkwasser und Medizin sowie 102 Millionen US-Dollar für Minenräumung. (dpa)
Russischer Experte fordert offensivere Nukleardoktrin
Russland sollte nach Ansicht des einflussreichen russischen Außenpolitikexperten Sergej Karaganow seine Bereitschaft zum Einsatz von Atomwaffen deutlich signalisieren. Das Hauptziel der russischen Nukleardoktrin sollte darin liegen, „dass alle gegenwärtigen und zukünftigen Feinde überzeugt sind, dass Russland bereit ist, Atomwaffen einzusetzen“, sagt Karaganov in einem Interview der russischen Zeitung Kommersant. Moskau könne einen begrenzten Atomangriff auf ein Nato-Land ausführen, ohne einen umfassenden Atomkrieg auszulösen. Die USA würden lügen, wenn sie behaupteten, ihren Verbündeten nuklearen Schutz zu garantieren. Karaganow hat bereits mehrfach gefordert, dass Russland einen nuklearen Präventivschlag in Erwägung ziehen sollte, um seine Feinde einzuschüchtern. Einigen westlichen Experten zufolge übt Karaganow für den Kreml eine nützliche Funktion aus, indem er Ansichten äußert, die den Westen alarmieren und Präsident Wladimir Putin im Vergleich dazu gemäßigt erscheinen lassen. (rtr)
Teheran und Moskau: Keine Nutzung von Raketen aus Iran
Blinken und Lammy kritisierten bei ihrem Auftritt auch, dass der Iran Russland für den Krieg Kurzstreckenraketen geliefert habe. Der Iran bestreitet das. Die beiden Außenminister warnten vor einer Eskalation in dem Krieg. Die Raketen würden die russische Aggression gegen die Ukraine noch einmal verstärken, sagte Blinken.
Kremlsprecher Dmitri Peskow wies zurück, dass Russland vom Iran Raketen erhalten habe. Die Anschuldigungen entbehrten jeder Grundlage, weil die russischen Streitkräfte selbst ein volles Arsenal mit allen Waffen hätten. Zugleich machte Peskow deutlich, dass Russland bereits von einer Freigabe der Waffen für die ukrainischen Angriffe ausgehe. „Höchstwahrscheinlich sind all diese Entscheidungen schon gefallen“, sagte er angesichts des Besuchs von Blinken und Lammy in Kyjiw und meinte, dass derzeit die Öffentlichkeit nur auf diesen Entschluss noch vorbereitet werde. Nach seiner Darstellung verstrickt sich der Westen so noch tiefer in den Konflikt. Er kündigte eine entsprechende Reaktion Moskaus an ohne Details zu nennen. (dpa)
Selenskyj spricht über geplanten Friedensgipfel
Selenskyj bat nach dem Gespräch mit Blinken und Lammy einmal mehr auch um Unterstützung für die Truppen an der Front und für die Strategie der Ukraine insgesamt, einen gerechten Frieden zu erreichen. Bei den Gesprächen sei es zudem um einen zweiten Friedensgipfel gegangen sowie um die nötigen Schritte, um das Treffen effektiv zu machen. Bei einem ersten Gipfel in der Schweiz im Juni war Russlands Teilnahme nicht erwünscht. Für eine Neuauflage ist im Gespräch, dass Russland eingeladen werden könnte.
Die Führung in Moskau hatte stets betont, dass ein Frieden nicht ohne Beteiligung Russlands ausgehandelt werden könne. Zugleich unterstrich Moskau, sich weder von der Ukraine noch vom Westen die Bedingungen dafür diktieren zu lassen. (dpa)
Selenskyj lehnt Gebietsabtretungen erneut ab
Blinken und Lammy reisten anlässlich des Gipfels der sogenannten Krim-Plattform nach Kyjiw. Präsident Selenskyj schloss bei dem Treffen erneut eine Abtretung der russisch annektierten Halbinsel Krim aus. „Die Ukraine handelt nicht mit ihrem Land und lässt ihre Leute nicht im Stich“, unterstrich Selenskyj bei dem Treffen. Das gehöre zur Moral der Ukraine. Er rief die Anwesenden dazu auf, bei der Rückholung von in russischer Gefangenschaft befindlichen Ukrainern zu helfen. Insbesondere hob der Staatschef dabei die muslimische Minderheit der Krimtataren als besonders durch die russischen Behörden verfolgte Gruppe auf der Krim hervor. Selenskyj appellierte an die muslimisch geprägten Nachbarstaaten Türkei und Aserbaidschan, Druck auf Russland auszuüben. (dpa)
Erdogan fordert Rückgabe der Krim an Ukraine
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan fordert die Rückgabe der Krim an die Ukraine. „Unsere Unterstützung für die territoriale Integrität, Souveränität und Unabhängigkeit der Ukraine ist unerschütterlich. Die Rückgabe der Krim an die Ukraine ist eine Forderung des Völkerrechts“, sagte er in einer Videobotschaft.
Russland hatte die ukrainische Schwarzmeer-Halbinsel Krim 2014 annektiert. Kyjiw hat die Wiederherstellung der Grenzen von 1991 als ein Minimalziel festgelegt. (dpa)
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