+++ Nachrichten im Nahostkrieg +++: Weiter Kämpfe um Rafah
In der Stadt im südlichen Gazastreifen kommt es erneut zu Gefechten zwischen Israels Militär und der Hamas. Der Papst unterzeichnet einen Friedensappell.
Islamistenführer im Westjordanland getötet
Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben bei einem Luftangriff im Westjordanland ein hochrangiges Mitglied der militanten Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad getötet. Die Al-Kuds-Brigaden, der bewaffnete Arm des Islamischen Dschihad, bestätigten am Samstag den Tod ihres „Kommandeurs“ Islam Chamaiseh bei dem Angriff. Im Gazastreifen gab es derweil erneut Luftangriffe und heftige Kämpfe zwischen der israelischen Armee und der radikalislamischen Hamas.
Zu dem Angriff im Westjordanland erklärte die israelische Armee, ein Hubschrauber und ein Kampfjet hätten ein „Einsatzzentrum“ in Dschenin beschossen, in dem sich „eine Anzahl bedeutender Terroristen“ aufgehalten habe. Der dabei getötete Chamaiseh sei für mehrere Angriffe auf Israelis in dem Gebiet verantwortlich, unter anderem für die tödlichen Schüsse auf einen 31-Jährigen am Steuer seines Autos nahe Dschenin. (afp)
Auch im Norden des Gazastreifens flammen die Kämpfe wieder auf
Der Gazastreifen ist am Samstag erneut von Luftangriffen und heftigen Kämpfen erschüttert worden. Augenzeugen berichteten, in der Stadt Rafah im Süden des Palästinensergebietes habe es Bombardements und Kämpfe gegeben. Auch im Norden des Gazastreifens flammte die Gewalt wieder auf. Nach Angaben des kuwaitischen Krankenhauses in Rafah starben dort zwei Menschen in einem Flüchtlingslager bei einem nächtlichen israelischen Luftangriff.
Augenzeugen sprachen außerdem von zahlreichen Schüssen und Grantatenexplosionen im Südosten sowie Angriffen von Kampfjets im Osten von Rafah. In Dschabalija im Norden des Gazastreifens fanden nach Angaben von AFP-Korrespondenten, Augenzeugen und Rettungskräften in der Nacht zum Samstag ebenfalls schwere Gefechte statt. Am Freitag hatte die israelische Armee von der „vielleicht heftigsten“ Gewalt in der Stadt seit Ausbruch des Gaza-Kriegs vor mehr als sieben Monaten gesprochen.
In Dschabalija im Norden des Gazastreifens fanden nach Angaben von AFP-Korrespondenten, Augenzeugen und Rettungskräften in der Nacht zum Samstag schwere Gefechte statt. Am Freitag hatte die israelische Armee von der „vielleicht heftigsten“ Gewalt in der Stadt seit Ausbruch des Gaza-Kriegs gesprochen.
Derweil teilte die israelische Armee mit, dass die ersten 310 Paletten Hilfsgüter ausgepackt würden, die am Freitag über eine neue, vom US-Militär gebaute Schiffsanlegestelle in den Gazastreifen gelangt waren. In den kommenden Tagen sollen weitere rund 500 Tonnen Hilfsgüter über die provisorische Anlegestelle in den Gazastreifen geliefert werden, wie das für den Nahen Osten zuständige US-Zentralkommando Centcom mitteilte.
Die Hamas erklärte dazu, weder der neue Pier noch Hilfslieferungen aus der Luft seien eine Alternative zu Hilfslieferungen auf dem Landweg „unter palästinensischer Aufsicht“. (afp)
Papst unterschreibt Friedensappell von Müttern aus Nahost
Papst Franziskus hat einen Friedensappell von Müttern aus Israel und Palästina unterschrieben. „Ihr Weber des Dialogs im Heiligen Land, bittet die Staats- und Regierungschefs der Welt darum, auf eure Stimmen zu hören, darum, euch in die Verhandlungsprozesse einzubeziehen“, sagte der Papst am Samstagvormittag bei einem Besuch in Verona, wo er unter anderem das Treffen „Arena des Friedens“ vor rund 12.000 Menschen leitete. Vereinbarungen entstünden aus der Realität, nicht durch Ideologien, sagte der Papst: „Frieden entsteht mit den Füßen, den Händen und den Augen der beteiligten Völker.“
Der Friedensappell wurde dem Papst stellvertretend von dem Israeli Maoz Inon und dem Palästinenser Aziz Sarah zur Unterschrift gereicht. Beide haben Familienmitglieder im aktuellen Krieg verloren. Die Unternehmer hatten zuvor eindrücklich über ihre dadurch entstandene Freundschaft berichtet. „Unser Schmerz hat uns vereint“, sagten sie Arm in Arm auf der Bühne der Arena von Verona. Der Papst erhob sich daraufhin und umarmte die beiden spontan. Seine vorbereiteten Worte legte er beiseite. „Angesichts des Leids diese beiden Völker fehlen einem die Worte“, sagte Franziskus und leitete eine Schweigeminute ein, in der die Anwesenden für den Frieden im Heiligen Land beten sollten.
Der Papst ist am Samstag für einen Tag nach Verona gereist. Vor der Großveranstaltung in der Arena traf Franziskus auf der Piazza San Zeno Kinder und Jugendliche und beantwortete einige Fragen. Mittags kam er mit Häftlingen eines Gefängnisses zusammen. Für den Nachmittag ist eine Abschlussmesse mit Papst Franziskus im Bentegodi-Stadion geplant. (epd)
Buschmann warnt vor Terroranschlägen während EM
Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) hat wegen der Gefahr von Terroranschlägen während der Fußball-EM in Deutschland zu erhöhter Wachsamkeit aufgerufen. „Bei großen, internationalen Turnieren besteht immer eine erhöhte Terrorgefahr – nicht nur in Deutschland“, sagte Buschmann den Zeitungen der Funke-Mediengruppe vom Samstag. „Der russische Angriffskrieg und die Situation in Gaza verschärfen die Sicherheitslage auch bei uns“, gab er zu bedenken.
Buschmann erinnerte daran, dass erst im April die Generalbundesanwalt zwei deutsch-russische Staatsangehörige festnehmen ließ, denen geplante Anschläge auf die deutsche Infrastruktur vorgeworfen werden. „Mit Sabotageakten müssen wir weiterhin rechnen“, sagte der Justizminister.
Zusätzliche Risiken sieht der FDP-Politiker als Folge des Krieges im Nahen Osten. „Seit dem Massaker der Hamas am 7. Oktober in Israel ist die Stimmung auch hierzulande aufgeheizter“, sagte der Minister. Insbesondere jüdische Einrichtungen seien seither – noch stärker als früher – Angriffen und Bedrohung ausgesetzt. „Auch die Hamas soll Anschläge auf jüdische Einrichtungen in Deutschland geplant haben“, sagte Buschmann.
Zurückhaltend äußerte er sich zu Drohungen der Dschihadistenmiliz IS mit Anschlägen auf Stadien. „Das ist der Versuch der Terroristen, ein Klima der Angst zu erzeugen“, sagte Buschmann. Natürlich müsse man solche Drohungen ernst nehmen, er „vertraue aber auf die Sicherheitsbehörden in unserem Land“.
Grenzkontrollen könnten „ein wirkungsvolles Instrument sein, um ein Großereignis wie die Fußball-EM sicherer zu machen“, sagte Buschmann. Eine Ausweitung der Videoüberwachung im Inland halte er dagegen nicht für erforderlich. An Kriminalitätsschwerpunkten könne „unter bestimmten Voraussetzungen durchaus mit Videoüberwachung gearbeitet werden“, es dürfe jedoch keinen „Orwell'schen Überwachungsstaat“ geben. (afp)
Israel fliegt Luftangriff im Westjordanland
Während Israels Armee ihre Angriffe gegen die islamistische Hamas und andere bewaffnete Gruppen im Gazastreifen verstärkt, hat die Luftwaffe jetzt auch im Westjordanland sowie im Südlibanon zugeschlagen. Bei einem Luftangriff in Dschenin im Westjordanland wurde ein gesuchter Terrorist getötet, teilte Israels Militär in der Nacht zum Samstag mit. Ein Kampfflugzeug und ein Hubschrauber hätten eine Kommandozentrale eines örtlichen Terrornetzwerkes angegriffen, hieß es. Kurz zuvor wurde ebenfalls bei einem Luftangriff im Südlibanon ein Hamas-Offizier in seinem Auto getötet, wie die israelische Armee am Freitagabend bestätigte.
Unterdessen reist der Sicherheitsberater von US-Präsident Joe Biden am Samstag zunächst nach Saudi-Arabien und am Sonntag nach Israel. Dort soll es um Israels umstrittenen Militäreinsatz in Rafah im Süden Gazas sowie die ins Stocken geratenen Verhandlungen über ein Abkommen zur Freilassung aller Geiseln gehen. (dpa)
Bericht: Hamas-Anführer in Gaza will Druck auf Israel erhöhen
Der militärische Anführer der Hamas im Gazastreifen, Jihia al-Sinwar, habe nach Einschätzung der USA eine Einigung bei den jüngsten Geisel-Gesprächen verweigert in der Hoffnung, dass der internationale Druck auf Israel weiter steigt und zu einem Ende des Krieges führt, berichtete das Nachrichtenportal „Axios“ am Freitagabend. Diese Einschätzung habe Sullivan kürzlich ausländischen Botschaftern bei einem Treffen gesagt, hieß es.
Die indirekten Verhandlungen über ein mögliches Geiselabkommen, das zu einer vorübergehenden Waffenruhe führen könnte, waren vergangene Woche nach mehrtägigen Gesprächen in Kairo und Doha in eine Sackgasse geraten. Am Freitag gab Israels Armee bekannt, die Leiche der Deutsch-Israelin Shani Louk sowie die zweier weiterer Geiseln im Gazastreifen gefunden zu haben. Sie seien bei einem Sondereinsatz geborgen worden. Unklar ist, wie viele der noch 129 im Gazastreifen verbliebenen Geiseln noch am Leben sind. (dpa)
Hisbollah erhöht militärischen Druck auf Israel
Die militante Hisbollah-Miliz greift einen Militärstützpunkt in Nordisrael mit einer Drohne an, die zwei Raketen abfeuert. Dabei werden nach Angaben der israelischen Streitkräfte drei Soldaten verletzt, einer von ihnen schwer. Die libanesische Miliz feuerte zwar in den vergangenen sieben Monaten immer wieder Raketen über die Grenze nach Israel ab. Doch der Angriff vom Donnerstag scheint der erste erfolgreiche Raketenangriff gewesen zu sein, der vom israelischen Luftraum aus gestartet wurde.
Die Hisbollah verstärkte ihre Attacken in den vergangenen Wochen, vor allem seit dem Einmarsch der israelischen Armee in die Stadt Rafah im Süden des Gazastreifens. Seitdem greift die Gruppe tiefer im Landesinneren Israels an und setzt dabei neue und fortschrittlichere Waffen ein. „Das ist eine Botschaft an den israelischen Feind, um zu zeigen, über welches Arsenal sie verfügen und dass sie falls nötig die Angriffe verschärfen können“, sagt der libanesische Politologe und Hisbollah-Experte Faisal Abdul-Sater.
Während grenzübergreifende Feuergefechte bereits seit Anfang Oktober anhalten, begannen die komplexeren Attacken der Hisbollah wenige Tage nach dem beispiellosen Angriff des Irans auf Israel Mitte April. Eine weitere Eskalation folgte in den vergangenen zwei Wochen als Reaktion auf den Einmarsch in Rafah. Nur wenige Tage vor dem Drohnenangriff vom Donnerstag hatte die Miliz drei Panzerabwehrraketen auf einen israelischen Militärposten abgefeuert, von dem aus ein über der Grenze fliegender Spionageballon gesteuert wurde, und anschließend Aufnahmen davon veröffentlicht. Das israelische Militär bestätigte später, dass der Ballon über dem Libanon abgeschossen wurde.
In der Nacht zuvor hatte die Hisbollah das bislang am weitesten im Landesinneren Israels gelegene Ziel attackiert: einen Stützpunkt nahe der Stadt Tiberias, die etwa 35 Kilometer von der libanesischen Grenze entfernt liegt. Verletzt wurde nach israelischen Angaben niemand. (ap)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Umweltfolgen des Kriegs in Gaza
Eine Toilettenspülung Wasser pro Tag und Person
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja
Stromversorgung im Krieg
Ukraine will Atomkraft um das Dreifache ausbauen