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+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++Israel mobilisiert zehntausende Reservisten

Um ihre Offensive in Gaza ausweiten zu können, verschickt die israelische Armee massenhaft Einberufungsbefehle. Die Huthi-Miliz setzt ihre Angriffe auf Israel fort.

Israelische Soldaten bei einer Bodenoperation im September 2024 Foto: Leo Correa/AP/dpa

Huthi-Rakete auf Israel gefeuert: Einschlag am Flughafen

Am dritten Tag in Folge hat die jemenitische Huthi-Miliz ihre Raketenangriffe auf Israel fortgesetzt. Es sei ein Einschlag in der Nähe des internationalen Flughafens Ben Gurion bei Tel Aviv identifiziert worden, teilte die israelische Armee mit. Zuvor seien „mehrere Versuche unternommen“ worden, die aus dem Jemen abgefeuerte Rakete abzufangen. Auf Videos in sozialen Medien war zu sehen, wie Menschen am Flughafen panisch reagierten. In zahlreichen Gebieten Israels heulten während des Angriffs Warnsirenen, darunter auch in Tel Aviv und Jerusalem.

Der Flugverkehr sei vorübergehend unterbrochen worden, berichteten israelische Medien. Die Polizei teilte mit, die Zufahrtsstraßen zum Airport seien bis auf Weiteres gesperrt. Nach Angaben des Rettungsdienstes Magen David Adom gab es mehrere Verletzte, darunter einen im Bereich des Flughafens. (dpa)

Israel beruft zehntausende Reservisten ein

Israel hat Berichten zufolge zehntausende Reservisten für eine geplante Ausweitung seiner Offensive im Gazastreifen mobilisiert. Die Armee habe damit begonnen, Einberufungsbefehle an Reservisten zu verschicken, berichteten mehrere israelische Medien am Samstag. Während in Tel Aviv erneut tausende Menschen bei Protesten die Rückkehr der Geiseln forderten, attackierte der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu das Vermittlerland Katar mit scharfen Worten.

Israel hatte Mitte März nach einer knapp zweimonatigen Waffenruhe seine massiven Luftangriffe auf Hamas-Ziele im Gazastreifen wieder aufgenommen. Die israelische Armee startete zudem eine neue Bodenoffensive. Israels Armeechef Ejal Samir drohte in der vergangenen Woche mit einer Ausweitung der Offensive, sollten die von der Hamas am 7. Oktober 2023 als Geiseln in den Gazastreifen verschleppten Israelis nicht bald freigelassen werden.

Erklärtes Ziel der israelischen Regierung ist es, mit ihrer militärischen Offensive den Druck auf die Hamas für eine Freilassung der Geiseln zu erhöhen. Wie israelische Medien am Samstag berichteten, sollen die nun einberufenen Reservisten in Israel und im besetzten Westjordanland stationierte Soldaten ersetzen, damit diese zu Kampfeinsätzen in den Gazastreifen geschickt werden können.

Ein Armeesprecher hat die Berichte auf AFP-Anfrage weder bestätigt noch dementiert. Verwandte von AFP-Journalisten bestätigten aber, dass sie einen Befehl zur Mobilisierung erhalten hätten.

Die Zeitung Jerusalem Post berichtete, die geplante Mobilisierung von Reservisten sei massiv, aber immer noch deutlich kleiner als direkt nach dem Terrorangriff der Hamas und anderer Extremistengruppen in Israel am 7. Oktober 2023.

Laut der israelischen News-Webseite ynet sollen einige der Reservisten reguläre Truppen ablösen, die gegenwärtig an der Nordgrenze oder im Westjordanland im Einsatz sind, damit diese wiederum in den Gazastreifen geschickt werden können. Für einige Reservisten sei es bereits die siebte Einberufung seit Beginn des Gaza-Kriegs vor mehr als eineinhalb Jahren.

Die indirekten Verhandlungen unter Vermittlung der USA, Ägyptens und Katars über eine neue Waffenruhe waren bislang ergebnislos geblieben. Ein israelischer Regierungsvertreter sagte ynet: „Solange die Hamas unsere Geiseln nicht freilässt, werden wir unsere militärische Operation deutlich intensivieren.“ Eine letzte Chance bleibe nur, wenn die Hamas in letzter Minute einem Abkommen zustimme. (dpa/afp)

Israel fordert von Katar eine eindeutige Position

Israel fordert von Katar eine klare Position. Katar müsse aufhören, „mit Doppelzüngigkeit beide Seiten gegeneinander auszuspielen und sich entscheiden, ob es auf der Seite der Zivilisation oder der Seite der Hamas steht“, heißt es aus dem Büro des israelischen Premierministers Benjamin Netanjahu. Katar weist die Aussagen als „aufrührerisch“ zurück. Katar agiert als Vermittler und spielt eine wichtige Rolle in den Bemühungen um eine Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas. (rtr)

Hamas veröffentlicht Video von einer Geisel

Die Hamas hat ein Video von einer Geisel veröffentlicht. Das Video wurde bearbeitet und enthält keinen Datumsstempel. Doch der Mann bezieht sich auf den israelischen Unabhängigkeitstag, der diese Woche begangen wurde. Er selbst gibt sich als eine der 59 israelischen Geiseln zu erkennen, die noch von der Hamas festgehalten werden. Die Hamas hat im Verlauf des Krieges immer wieder Videos von Geiseln veröffentlicht, die von Israel als Propaganda bezeichnet wurden, um Druck auf das Land auszuüben.

Die Geisel, die die Nachrichtenagentur AFP wie die meisten israelischen Medien als Maxim Herkin identifizierte, spricht auf Hebräisch mit einem russischen Akzent. Der Mann bezeichnet sich als „Gefangener 24“ und deutet an, bei einem israelischen Bombardement verwundet worden zu sein.

Unklar ist, wann genau das Video aufgenommen wurde. Der israelische Gefangene verweist darauf, dass Israel in Kürze seinen Unabhängigkeitstag begehe, was darauf hindeutet, dass es kurz vor den Feierlichkeiten am 1. Mai aufgezeichnet wurde. Herkins Familie forderte die Medien in einer Erklärung auf, das Hamas-Video nicht zu verbreiten. Herkin stammt aus der Ukraine und war mit seiner Mutter nach Israel ausgewandert.

Er war am 7. Oktober von der Hamas beim Nova-Festival entführt worden. 58 Geiseln befinden sich weiterhin in der Gewalt der Islamisten, 34 von ihnen sind nach Angaben der israelischen Armee bereits tot. (afp/rtr)

Jemens Ministerpräsident tritt zurück

Im Bürgerkriegsland Jemen ist der Ministerpräsident der international anerkannten Regierung, Ahmed Auad bin Mubarak, zurückgetreten. Er habe im Amt viele „Schwierigkeiten und Herausforderungen“ gehabt, teilte er bei X mit. Unter anderem sei es ihm nicht gelungen, die Regierung umzubauen. Bin Mubaraks Rücktritt deutet auf Spannungen hin innerhalb der von den Vereinten Nationen anerkannten, aber schwachen Regierung in dem Land im Süden der Arabischen Halbinsel.

Im Jemen läuft seit zehn Jahren ein Bürgerkrieg, das Land ist faktisch gespalten. Die vom Iran unterstützte Huthi-Miliz kontrolliert große Gebiete im Norden samt der Hauptstadt Sanaa, die von Saudi-Arabien unterstützte Regierung den Süden. Die Macht liegt innerhalb dieser Regierung vor allem beim 2022 gegründeten Präsidialrat, der angeführt wird von Ex-Innenminister Raschad al-Alimi.

Mubaraks Rücktritt deutet auf den Unmut in der Bevölkerung hin, angesichts der schweren Wirtschaftskrise im laufenden Krieg. Die örtliche Währung hat seit Gründung des Präsidialrats im Jahr 2022 mehr als 100 Prozent ihres Werts verloren. Im Süden kam es teils zu 20 Stunden langen Stromausfällen. In der südlichen Hafenstadt Aden gab es Proteste. Wegen des Bürgerkriegs leidet der Jemen unter einer der schwersten humanitären Krisen weltweit.

Das US-Militär greift seit Monaten Ziele der Huthi-Miliz im Jemen an, mit dem erklärten Ziel, die internationale Schifffahrt im Roten Meer zu schützen. Die Huthi greifen dort immer wieder Handels- und Militärschiffe an und wollen diese Attacken erst bei einem Ende des Gaza-Kriegs zwischen Israel und der ebenfalls vom Iran unterstützten Hamas beenden. (dpa)

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7 Kommentare

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  • Wie auch von mir in einem anderen Post vermutet ist es jetzt öffentlich, dass Israels Regierung beschlossen hat wie die Verteilung von Nahrungsmitteln im Gaza Streifen geschehen soll. So berichtet die JPost ( m.jpost.com/breaki...ews/article-852639 ):

    „During the meeting, the government also approved the entrance of humanitarian aid into Gaza and its future distribution by a civilian company. “

    Währenddessen geifern in einigen Zeitungs Kommentarspalten Kommentator*innen welche nicht selten behaupten, dass solcherlei nicht geschehen könne und üben sich in Holocaustrelativierung.

    Während das WFP keine zwei Wochen ohne Verteilungsgüter ist, andere Stiftungen bis letzte Woche noch verteilt haben und gratis Dosen auf Märkten verkauft werden, welche auch Gemüse und Fisch haben, erreichten diese Hilfen die Bedürftigsten nicht. Was eine Schande ist!

    Dafür braucht es zielgerichtete Verteilung, und Verhindern von Kriegsprofiten durch Hamas und Händler, sowie - wie beschlossen worden ist - wieder Zugang für Hilfslieferungen.

    In meinen Augen müssten Kinder und medizinische Fälle privilegierten Zugang zu Nahrungshilfen erhalten, sofern sie nicht eh ausreisen möchten.

    • @AlHozo Hoto:

      Zu dem Plan sollten sie mal das Kleingedruckte lesen, er kommt nämlich auch mit einer kompletten Besetzung, neuer Landnahme und es war die Rede von max 60 Lastwagen pro Tag. 60 für 2 Millionen Menschen. Und die Verteilung soll auch nur in einer dafür vorgesehenen humanitären Zone erfolgen. Was heißt die Leute werden entweder dorthin zwangsvertrieben oder nicht versorgt und müssen hungern. Ihre Darstellungen der Lage über die derzeitige Lage stimmen soweiso überhaupt nicht mit denen von allen Hilfsorganisationen vor Ort überein. Das was aus den Lagern bis letzte Woche verteilt wurde, hatte man während des Waffenstillstands angesammelt. Diese Vorräte haben auch nur so lange gehalten weil man rationiert hat. Alle Organisationen sagten, dass sie seit Wochen nur noch eine Mahlzeit am Tag ausgegeben haben und die meist nur noch aus Reis oder Brot o.ä. bestand. Gemüse/ Obst schon lange nicht mehr, das sie dafür keine Quelle haben zeigt dies auch.



      Und zu relativieren das das WFP ja keine zwei Wochen ohne Güter dasteht ist schon ein starkes Stück. Wie lange kann man denn ohne Nahrung und vor allem ohne Wasser überleben? Wie lange wenn man auch noch krank ist?

  • Israel beruft zehntausende Reservisten ein- fragt sich wie viele da noch mitmachen. Es verweigern sich ja immer mehr, aus politischen oder ethischen Gründen. Zwei Drittel der Israelis wollen sowieso ein Ende des Krieges. Und es ist ja nicht nur Gaza wo sie Soldaten brauchen ebenso im Westjordanland, der immer noch entgegen dem Waffenstillstandsabkommen besetzte Südlibanon, Syrien. Hinzu kommt, dass seit einiger Zeit in republikanischen Kreisen der USA eine teils heftige Diskussion ausgebrochen ist in Bezug zum Iran. Das eine Lager will einen Angriff und sogar Krieg auch gern gewollt von Netanjahu und v.a. Teilen seiner rechtsextremen Koalition, das andere Lager ist vehement dagegen (America First Politik) und will sich nicht wieder in einen Krieg im Nahen Osten reinziehen lassen.



    Die Abraham Accords und jegliche Normalisierung von Beziehungen kann man mit einer derartigen Politik jedenfalls vergessen. Dann auch noch völkerrechtswidrige Vorschläge wie die Umsiedlung von allen Menschen in Gaza nach Jordanien und Ägypten zu machen, schädigt dann auch die friedlichen Beziehungen mit diesen Ländern auf Dauer und fördert vermutlich sogar antiisraelische Kräfte in diesen Ländern.

  • Kleines Falschmeldung:"Das US-Militär greift seit Monaten Ziele der Huthi-Miliz im Jemen an, "es war wohl diesmal eine Art Flüchtlingslager, siehe Washington Post:



    Dozens killed in U.S. strike on purported detention center in Yemen, visuals show



    www.washingtonpost...migrant-detention/

  • Netanyahu führt seinen Privat-Krieg auf dem Rücken der ausgemergelten Kinder in Gaza und auf dem des israelisch-jüdischen Volks auch noch.



    Wann steigt er endlich in den Flieger nach Den Haag? Und bitte, bevor eine schwere Krankheit ihn verhandlungsunfähig macht.



    Merz sollte ihm sonst den Bus aus Berlin dorthin chartern.

    • @Janix:

      Leider können wir das mit "gar nicht" beantworten.



      Leute wie Netanjahu machen nur das richtige wenn es Ihnen nutzt.

  • Bringt den Typen doch endlich nach Den Haag, dann kehrt vielleicht Ruhe ein.