+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Gaza und Südlibanon unter Beschuss
Das israelische Militär nimmt vermeintliche Ziele ins Visier, die es der Hisbolloh und der Hamas zuordnet. CIA-Chef Burns kündigt weitere Verhandlungen an.
Burns: „eine Frage des politischen Willens“
Der Chef des US-Auslandsgeheimdiensts CIA, William Burns, hat weitere indirekte Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg angekündigt. „Wir werden diesen detaillierteren Vorschlag vorlegen, in den nächsten paar Tagen, wie ich hoffe, und dann werden wir sehen“, sagte Burns auf einer Veranstaltung der Zeitung Financial Times in London. Bei den indirekten Verhandlungen vermitteln die USA, Ägypten und Katar, Burns leitet in der Regel die US-Delegation.
Die Gespräche finden an wechselnden Orten statt – meist in Kairo oder in Doha -, kommen aber seit Monaten nicht voran. Dabei geht es auch um die Freilassung von Geiseln in der Gewalt der Hamas im Gegenzug für die Entlassung von palästinensischen Häftlingen in israelischen Gefängnissen.
US-Medien hatten bereits kürzlich über einen geplanten letzten Vorschlag berichtet. Sollten beide Seiten auch diesen wieder nicht akzeptieren, könnte es das Ende der Verhandlungen bedeuten, hieß es. Burns Worten zufolge stehe unermesslich viel auf dem Spiel – auch für die Zukunft und Sicherheit der gesamten Nahost-Region.
Die nötigen Fortschritte bei den Verhandlungen seien am Ende „eine Frage des politischen Willens“, führte er auf dem Podium in London aus. „Ob die Führer beider Seiten bereit sind zu akzeptieren, dass (…) die Zeit gekommen ist, um einige harte Entscheidungen zu treffen und politische Kompromisse zu schließen.“ Er hoffe zutiefst, dass die Führungen beider Seiten diese Entscheidungen treffen werden. (dpa)
Gaza-Krieg geht in den zwölften Monat
Der Krieg zwischen Israel und der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas im Gazastreifen ist am Samstag mit unverminderter Härte in seinen zwölften Monat gegangen. Das Palästinensergebiet wurde in der Nacht und am frühen Morgen erneut von israelischen Luftangriffen und Artilleriebeschuss erschüttert, wie Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichteten. In mehreren Orten im Zentrum und im Norden des Gazastreifens gab es nach palästinensischen Angaben mindestens 16 Tote.
Der von der Hamas kontrollierte Zivilschutz im Gazastreifen und der palästinensische Rettungsdienst Roter Halbmond teilten mit, bei einem Luftangriff in der Nähe von Nuseirat im Zentrum des Gazastreifens seien vier Menschen getötet worden. Der Zivilschutz und ein Augenzeuge erklärten, bei einem Luftangriff auf eine Wohnung in Bureidsch seien vier weitere Menschen getötet worden
Vier weitere Tote gab es nach Angaben des Zivilschutzes bei einem Luftangriff in Dschabalija im Norden des Gazastreifens. Bei einem Luftangriff nördlich der Stadt Gaza wurden demnach eine Frau und ein Kind getötet. Mindestens 33 Palästinenser wurden nach Angaben von Rettungskräften bei einem Luftangriff auf ein Wohngebiet in Beit Lahija verletzt. (afp)
Kommandozentrale der Hamas attackiert
Die israelische Luftwaffe hat nach eigenen Angaben eine weitere Kommandozentrale der islamistischen Hamas im Gazastreifen angegriffen. Sie habe sich in einem Gebäude im Norden des abgeriegelten Küstenstreifens befunden, das zuvor als Schule gedient habe, teilte die Armee in der Nacht mit. Terroristen hätten es zur Planung und Ausführung von Terroranschlägen gegen Israels Truppen und den Staat Israel benutzt. Vor dem Angriff mit Präzisionsmunition seien zahlreiche Maßnahmen ergriffen worden, um das Risiko zu verringern, dass Zivilisten zu Schaden kommen. Angaben zu möglichen Opfern machte das Militär nicht.
Die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa meldete mindestens acht Tote und 15 Verletzte bei dem Angriff. Demnach sollen Zelte von Vertriebenen in dem ehemaligen Schulgebäude getroffen worden sein. Israels Armee teilte auf Anfrage mit, den Bericht zu prüfen.
Die Angaben ließen sich allesamt unabhängig zunächst nicht unabhängig verifizieren. (dpa)
Israels Armee geht weiter gegen Hamas und Hisbollah vor
Genau elf Monate nach dem beispiellosen Massaker der islamistischen Hamas in Israel geht der jüdische Staat an mehreren Fronten weiter energisch gegen seine Feinde vor. Im Gazastreifen flog die israelische Luftwaffe am Abend einen Angriff, der nach ihren Angaben einer Kommandozentrale der Hamas galt. Die Terroristen hätten sie in einem ehemaligen Schulgebäude errichtet, teilte die israelische Armee auf ihrem Telegram-Kanal mit.
Israelische Kampfflugzeuge hätten zudem am selben Abend mehr als 15 Abschussrampen und militärische Infrastruktur der mit der Hamas verbündeten Hisbollah-Miliz im Süden des Libanon attackiert, hieß es weiter. Laut der israelischen Armee waren einige der Abschussanlagen für bevorstehende Raketenangriffe auf Israel vorbereitet. Ein Ende der Feindseligkeiten ist auch nach nunmehr fast einem Jahr seit Beginn des Krieges im Gazastreifen nicht in Sicht. (dpa)
Dutzende Tote im Westjordanland
Während des großangelegten Armeeeinsatzes gegen islamistische Extremisten in Dschenin, Tulkarm und Fara im Westjordanland seien in den vergangenen Tagen etwa 35 Terroristen „eliminiert“ und rund 45 weitere Personen festgenommen worden, teilte das Militär in seiner Wochenbilanz mit. Zudem seien Dutzende Waffen sowie Sprengstoff beschlagnahmt und drei Sprengstofflabors zerstört worden. Der zehntägige Einsatz in der Stadt Dschenin, die als Hochburg militanter Palästinenser gilt, ist einem palästinensischen Medienbericht zufolge inzwischen beendet. (dpa)
USA fordern nach Tod einer Amerikanerin Untersuchung
Das Weiße Haus hat nach dem Tod einer US-amerikanischen Aktivistin im Westjordanland von Israel eine Untersuchung des Falls gefordert. „Wir haben uns an die israelische Regierung gewandt, um mehr Informationen und eine Untersuchung des Vorfalls zu ersuchen“, sagte die Sprecherin von US-Präsident Joe Biden, Karine Jean-Pierre. „Lassen Sie uns zunächst einmal herausfinden, was genau passiert ist, und wir werden daraus die notwendigen Schlüsse und Konsequenzen ziehen“, sagte US-Außenminister Antony Blinken.
Nach palästinensischen Angaben war die Amerikanerin türkischer Herkunft bei einem Protest gegen einen Siedlungsaußenposten durch Schüsse israelischer Soldaten getötet worden. Israels Armee wollte dies nach eigenen Angaben prüfen. Es habe in der Gegend eine „gewalttätige Aktivität“ gegeben, woraufhin israelische Einsatzkräfte auf die Person gefeuert hätten, die diese hauptsächlich angestiftet habe. Die Person habe Steine geworfen und Israels Sicherheitskräfte bedroht, hieß es. Ob es sich dabei um die Amerikanerin handelte, blieb zunächst offen. (dpa)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Scholz und Pistorius
Journalismus oder Pferdewette?
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind