+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Israel schließt Waffenruhe aus
Verteidigungsminister Joav Gallant erklärt die intensive Phase der Bodenoffensive in Nord-Gaza für beendet. Der militärische Druck auf die Hamas werde aber bleiben.
Israel: Intensive Kämpfe in Nord-Gaza beendet
Die intensiven Kampfhandlungen der israelischen Streitkräfte gegen die islamistische Hamas im Norden des Gazastreifens sind nach Angaben des Verteidigungsministeriums beendet. Auch im Süden des abgeriegelten Küstenstreifens im Bereich der Stadt Chan Junis werde die intensive Phase der Bodenoffensive bald vorüber sein, zitierte die Zeitung The Times of Israel am Montag den israelischen Verteidigungsminister Joav Gallant.
„Am Ende des Krieges wird es keine militärische Bedrohung aus dem Gazastreifen mehr geben. Die Hamas wird nicht in der Lage sein, den Gazastreifen zu kontrollieren und als militärische Kraft aufzutreten. Die israelischen Streitkräfte werden volle Handlungsfreiheit haben, um alles zu tun, was zur Verteidigung der Bürger Israels erforderlich ist“, sagte Gallant. „Es mag lange dauern, aber so wird es enden – mit dem totalen Sieg.“
Auch wenn die Phase der intensiven Kämpfe bald enden werde, müssten die Streitkräfte den militärischen Druck aufrechterhalten, um die Freilassung der restlichen israelischen Geiseln im Gazastreifen zu erreichen. „Wenn das Feuer eingestellt wird, ist das Schicksal der Geiseln für viele Jahre in der Gefangenschaft der Hamas besiegelt“, sagte Gallant. „Ohne militärischen Druck wird niemand mit uns reden. Nur aus einer Position der Stärke können die Geiseln befreit werden.“ (dpa)
Habeck: Keine größeren Lieferketten-Probleme
Wirtschaftsminister Robert Habeck erwartet wegen des Konflikts mit den Huthi-Rebellen im Roten Meer keine größeren Lieferketten-Probleme für die deutsche Wirtschaft. „Also es gibt schon Verzögerungen in der Lieferkette, weil die Schiffe jetzt den langen Weg rumfahren“, sagte der Grünen-Politiker am Dienstag am Rande des Weltwirtschaftsforums in Davos. Doch darauf könne man sich einstellen. „Alle sagen mir, das renkt sich wieder ein“, sagte Habeck. Die Transportkosten spielten keine so große Rolle, dass es massive Probleme geben werde. (dpa)
Israel: Wieder Dutzende Terroristen getötet
Israels Armee hat eigenen Angaben zufolge wieder Terroristen im Gazastreifen getötet. In Beit Lahia im Norden des Küstengebiets seien Dutzende Mitglieder palästinensischer Terrororganisationen bei einem Einsatz der Armee ums Leben gekommen, teilte das Militär am Dienstag mit. Soldaten hätten dabei zudem rund 100 Raketenwerfer und 60 einsatzbereite Raketen entdeckt. Die Hamas und andere extremistische Gruppen feuern noch immer hin und wieder Raketen in Richtung Israel ab.
Im ebenfalls im Norden gelegenen Flüchtlingslager al-Schati griff Israels Armee den Angaben zufolge neun Terroristen an. In der Stadt Chan Junis im Süden des Palästinensergebiets habe das Militär zwei bewaffnete Terroristen getötet. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. (dpa)
Irak verurteilt iranische Angriffe
Der Irak hat die iranischen Angriffe auf Ziele in der autonomen Kurdenregion im Norden des Landes scharf verurteilt. Die Angriffe der iranischen Revolutionsgarden seien ein „Angriff auf die Souveränität des Irak und die Sicherheit seines Volkes“, erklärte das Außenministerium in Bagdad am Dienstag. Nach den Angriffen würden die irakischen Behörden „alle notwendigen rechtlichen Schritte“ ergreifen, darunter auch „eine Beschwerde beim UN-Sicherheitsrat“.
Das Ministerium kündigte zudem die Bildung einer Untersuchungskommission an, um „der irakischen und internationalen Öffentlichkeit zu beweisen, dass die Behauptungen der für diese verwerflichen Handlungen Verantwortlichen falsch sind“.
Die iranischen Revolutionsgarden hatten am Montag nach Angaben iranischer Staatsmedien „terroristische“ Ziele in Syrien und Irak angegriffen. Die staatliche Nachrichtenagentur Irna berichtete, die Revolutionsgarden hätten zudem ein „Spionagehauptquartier“ des israelischen Auslandsgeheimdienstes Mossad sowie eine „Versammlung antiiranischer Terrorgruppen“ in Erbil zerstört, der Hauptstadt der autonomen Kurdenregion im Irak.
Deren Behörden erklärten, bei dem iranischen Angriff auf Erbil seien mindestens vier Zivilisten getötet und sechs weitere verletzt worden. Die Revolutionsgarden erklärten ihrerseits, bei den Angriffen habe es sich um eine Reaktion auf die jüngsten Angriffe auf den Iran und die „Achse des Widerstands“ gehandelt – ein selbsternanntes und gegen Israel gerichtetes Bündnis proiranischer Gruppen wie der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas, der Hisbollah-Miliz im Libanon und der schiitischen Huthi im Jemen. (afp)
Schusswechsel an israelisch-ägyptischer Grenze
Bei einem Schusswechsel an der Grenze zu Ägypten ist nach israelischen Angaben eine Soldatin leicht verletzt worden. Das ägyptische Militär erklärte am Dienstag, in den Zwischenfall seien mutmaßliche Drogenschmuggler verwickelt. Eine Person sei auf ägyptischer Seite getötet worden, sechs weitere Personen seien später festgenommen worden.
Das israelische Militär erklärte am Montagabend, der Vorfall habe sich nahe dem Grenzübergang Nitzana auf der Halbinsel Sinai ereignet. Israelische Soldaten und 20 bewaffnete Verdächtige hätten sich einen Schusswechsel geliefert. Ägypten und Israel schlossen 1979 einen Friedensvertrag. Der Krieg Israels gegen die militant-islamistische Hamas im Gazastreifen belastet die Beziehungen zwischen beiden Seiten allerdings. (ap)
Drei Palästinenser im Westjordanland getötet
Bei gewaltsamen Zusammenstößen mit der israelischen Armee sind im Westjordanland drei Palästinenser getötet worden. Wie die Armee mitteilte, eröffneten die Soldaten am Montag bei einem Einsatz im Süden des Palästinensergebiets das Feuer, nachdem aus einer Gruppe von etwa 100 Menschen Molotowcocktails und Steine auf sie geworfen wurden. Augenzeugen zufolge wurden bei dem Vorfall in Dura zwei Palästinenser getötet.
Dem Gesundheitsministerium im Westjordanland zufolge wurde in der weiter nördlich gelegenen Provinz Tulkarem ein weiterer Mensch getötet. Ebenfalls am Montag wurden Studenten einer Universität im Westjordanland wegen ihrer mutmaßlichen Unterstützung der Hamas festgenommen. Wie die Universität Nablus mitteilte, wurden 25 Studenten festgenommen. Der israelischen Armee zufolge wurden „neun gesuchte Personen“ festgenommen, die mit einer „Hamas-Studentenzelle“ in Verbindung standen. (afp)
Israel weist Hamas-Angaben zurück
Die israelische Armee weist Angaben der radikalislamischen Hamas als unwahr zurück, zwei Geiseln seien durch ihre Angriffe im Gazastreifen getötet worden. „Wir greifen einen Ort nicht an, wenn wir wissen, dass sich dort Geiseln befinden könnten“, sagte der Sprecher der israelischen Armee, Daniel Hagari, mit Blick auf ein von Hamas am Montag veröffentlichtes Video. In dem Video sagt die von den Hamas-Kämpfern verschleppte Geisel Noa Argamani, zwei ebenfalls in den Aufnahmen zu sehende Leichen seien die Geiseln Itai Svirsky und Yossi Sharabi. Sie seien durch israelische Angriffe getötet worden, sie selber sei dabei verletzt worden.
„Itai wurde nicht von unseren Streitkräften erschossen. Das ist eine Lüge der Hamas. Das Gebäude, in dem sie festgehalten wurden, war kein Ziel, und es wurde nicht von unseren Streitkräften angegriffen“, sagte Hagari zu Journalisten. Er identifizierte eine der Leichen als Itai Svirsky. Den Namen der anderen Leiche nannte er auf Wunsch der Angehörigen nicht.
Alle drei Israelis waren in einem am Sonntag von Hamas veröffentlichten Video lebend zu sehen. Dort forderte das Trio die israelische Regierung auf, die Offensive im Gazastreifen zu stoppen. Das Video endet mit der schriftlichen Ankündigung: „Morgen (Montag) werden wir Sie über ihr Schicksal informieren.“
„Stoppt diesen Wahnsinn, bringt uns zu unseren Familien zurück, solange wir noch leben. Bringt uns nach Hause“, sagt die 26 Jahre alte Studentin Argamani in dem am Montag veröffentlichten Video. Sie zählt zu den über 200 Geiseln, die Hamas-Kämpfer während des Überfalls auf das israelische Grenzgebiet am 7. Oktober entführt wurden. Damals wurden rund 1200 Israelis getötet, viele wurden zuvor brutal missbraucht und gefoltert. (rtr)
Rakete der Huthi-Miliz trifft US-Frachter
Einen Tag nach einem Raketenangriff auf ein US-Kriegsschiff durch die Huthi-Miliz ist vor der jemenitischen Küste ein US-Frachter von einer Rakete getroffen worden. Laut dem britischen Unternehmen Ambrey war der Angriff vom Montag eine „Reaktion auf die US-Militärschläge gegen Huthi-Stellungen im Jemen“. Die von Teheran unterstützten schiitischen Rebellen bekannten sich am Abend zu dem neuerlichen Angriff.
Nach Angaben des US-Zentralkommandos für den Nahes Osten (Centcom) traf eine Antischiffsrakete, die von einem Gebiet unter Kontrolle der Huthis aus abgefeuert wurde, gegen 16.00 Uhr (14.00 Uhr MEZ) den unter der Flagge der Marshall-Inseln fahrenden US-Frachter „M/V Gibraltar Eagle“. Es seien keine Verletzten und keine größeren Schäden an dem Schiff gemeldet worden, erklärte Centcom im Online-Dienst X (vormals Twitter). Der Frachter habe seine Reise fortgesetzt.
Laut Ambrey, einem britischen Risikomanagement-Unternehmen für die Schifffahrt, brach an Bord des Frachters ein Brand aus. Das Schiff sei aber weiter seetüchtig, erklärte auch das Unternehmen. Der Militärsprecher der Huthis, Jahja Saree, sprach von einer „Militäroperation gegen ein amerikanisches Schiff im Golf von Aden“, bei der eine „Reihe von Marineraketen“ eingesetzt worden seien. Gleichzeitig bezeichnete er britische und US-Schiffe als „feindliche Ziele“.
Insgesamt seien drei Raketen abgefeuert worden, sagten Vertreter der Huthis und der jemenitischen Regierung der Nachrichtenagentur AFP. Laut Centcom wurde eine Antischiffsrakete auf die Schifffahrtsrouten im südlichen Meer abgefeuert, scheiterte aber noch während des Flugs. (afp)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
++ Nachrichten zum Umsturz in Syrien ++
Unionsgetriebene Rückführungsdebatten
Abschiebungen syrischer Geflüchteter
Autokorsos und Abschiebefantasien
Partei stellt Wahlprogramm vor
Linke will Lebenshaltungskosten für viele senken
Sturz des Syrien-Regimes
Dank an Netanjahu?
Nach dem Sturz von Assad in Syrien
Türkei verkündet Erfolg gegen syrische Kurden
Zugverkehr im europäischen Vergleich
Deutsche Bahn schlecht, aber immerhin besser als Flixtrain