Die neue Leiterin der taz Genossenschaft : „Potenzial, Zukunft zu gestalten“
Lana Wittig hat viel vor. Wie können wir es schaffen, die Idee unseres unabhängigen, wertegeleiteten Journalismus der nächsten Generation zu vermitteln?
taz Genossenschaft | Ich falle mit der Tür ins Haus, mit einer Frage: Was bewegt Sie im Moment? Während Sie kurz überlegen, stelle ich mich selbst vor: Mein Name ist Lana Wittig und ich bin seit Anfang Juni Geschäftsleiterin der taz Genossenschaft.
In den 17 Jahren meiner vorherigen beruflichen Laufbahn war ich in verschiedenen Bereichen der Medienwelt unterwegs – erst in der Musikbranche und zuletzt bei einem feministischen Medien-Start-up.
Klimaschutz, Gleichberechtigung und Digitalisierung
Ich bin waschechte Berlinerin, auch wenn man es mir nicht anhört. Ich habe ein kleines Kind, einen Partner aus Irland und liebe Hunde. Mein Kind liebt Katzen – ein Konflikt, den wir in den nächsten Jahren werden austragen müssen. Und wenn wir schon bei mir sind, möchte ich auch gerne mit Ihnen teilen, was mich aktuell bewegt.
Nach den jüngsten Umfrageerfolgen der AfD frage ich mich, wie viele von Ihnen gewiss auch, was wir gegen den aufkeimenden Faschismus im Land tun können. Ich frage mich auch, warum wir uns überhaupt mit dem Vorankommen in diesem Land so schwertun – sei es im Klimaschutz, in der Gleichberechtigung, im Kampf gegen die Armut oder in puncto Digitalisierung: Die Aktivist*innen der Letzten Generation werden angegriffen statt unterstützt, Till Lindemann und seine Band Rammstein füllen trotz #MeToo-Skandal die Konzertarenen der Nation, und die Gelder für die Digitalisierung der staatlichen Verwaltungen wurden gerade um siebenstellige Beträge gekürzt.
Die Nachrichtenlage frustriert und gibt mir manchmal das Gefühl von Lähmung. Da hilft nur, davon bin ich überzeugt, dass wir unsere Köpfe zusammenstecken, in Bewegung kommen. Denn was mich umtreibt, sind schwere Fragen, aber was mich leitet, ist Hoffnung. Und das liegt auch an meiner neuen beruflichen Aufgabe in der taz. Hier in unserer taz Genossenschaft liegt nicht nur eine enorm beeindruckende Geschichte, sondern vor allem ein riesiges Potenzial, Zukunft zu gestalten: Und darauf kommt es an!
Für eine Wirtschaft, die Sinn ergibt
Unsere taz Genossenschaft besteht aus fast 23.000 Menschen, die seit über 30 Jahren wertegeleiteten, unabhängigen Journalismus unterstützen. Das unternehmerische Prinzip der Genossenschaft ist in Zeiten von Purpose Economy, einer Wirtschaft, in der Menschen nach Sinn in Arbeit und Leben streben, moderner denn je.
Den taz-Genoss*innen, Ihnen, geht es nicht um finanzielle Gewinne, es geht Ihnen um politische Rendite. Darum, einen starken Gegenpol zu den großen Medienhäusern zu bieten. Unabhängigen Journalismus für nachfolgende Generationen zu sichern – das ist unser Anliegen.
Die erste Generation der Genoss*innen weiß um die Wichtigkeit dieser wichtigen linken Medienstimme, der taz. Die Herausforderung, vor der die taz-Genossenschaft steht, ist nicht Sinn und Zweck der Sache, es ist viel mehr die Frage: Schaffen wir es, die Generationen zu vereinen? Bewegen die taz-Genoss*innen der ersten Stunde die gleichen Themen wie ihre Enkelkinder?
„Beweg’ was – Mit den taz Genoss*innen in die Zukunft“
Schaffen wir es zusammen – Sie und ich –, die nächste Generation von Genoss*innen zu überzeugen, in einen ideellen Wert zu investieren und damit das stabile unabhängige Gerüst der taz zu sichern?
Das ist eine der Fragen, die ich gerne mit Ihnen bei einem Kaffee auf unserer Genossenschaftsversammlung am 16. September in Berlin besprechen würde.
Im Programm der Genossenschaftsversammlung werden wir uns in diesem Jahr unter dem Motto „Beweg’ was – Mit den taz Genoss*innen in die Zukunft“ damit beschäftigen, was die jungen Menschen, die nächste Generation von Genoss*innen, bewegt, welche aktivistischen und politischen Bewegungen in der Welt gerade Wellen schlagen und wie wir zusammen in Bewegung kommen können.
Vorschau auf die Genossenschaftsversammlung 2023
Die Moderatorin, Comedian und Aktivistin Enissa Amani wird den Tag mit einer Keynote eröffnen, sowieso werden wir Einblicke in die Geschäftsberichte erhalten. Am Nachmittag steigt taz Vize-Chefredakteurin Katrin Gottschalk mit ihren Panelgäst*innen Tarik Tesfu, Cansın Köktürk und Valentin Melzer tiefer in die Frage ein: „Krise, Klasse, Körper – Was bewegt die junge Generation?“
Wir werden von unseren Kolleg*innen aus der „Produktentwicklung“, die unter anderem die Digitalisierung der tageszeitung vorantreiben, erfahren, wie wir die taz lesen können, wenn sie irgendwann nicht mehr in gedruckter Form erscheint.
Ich selbst werde Ihnen außerdem meine Vision für eine taz Genossenschaft der Zukunft vorstellen. Mich interessiert natürlich aber jetzt schon: Welche Ideen dazu haben Sie? Wollen Sie diese schon vor der Genossenschaftsversammlung mit mir teilen? Das würde mich freuen, schreiben Sie mir gerne eine E-Mail unter lw@taz.de.