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05.11.2022 , 19:06 Uhr
Wahrscheinlich würde die Ukraine auch ohne westliche Unterstützung weiterkämpfen.
Das meinte ich aber eigentlich gar nicht. Mir ging es um die Massengräber, Foltergefängnisse usw. die in diesen Städten unter russischer Besatzung errichtet wurden. Es gibt unzählige Berichte darüber, wie Russen mit Exekutionslisten durch eroberte Orte ziehen und jeden, der im Verdacht steht, das ukrainische Militär oder ukrainische Partisanen unterstützt zu haben, verhaftet, oftmals foltert, teils direkt exekutiert. Auch gibt es unzählige Berichte von Vergewaltigungen. Die ukrainische Bevölkerung ist sich sehr deutlich bewusst, was ihr unter russischer Besatzung blühen würde.
Wieso sollte das aufhören, wenn der Westen keine Waffen mehr liefern würde?
zum Beitrag05.11.2022 , 08:32 Uhr
Es deutet absolut alles darauf hin, dass in Butscha Kriegsverbrechen begannen wurden - auch wenn der Internationale Strafgerichtshof es noch nicht final bestätigt hat.
Aber unabhängig davon, wie sehr du versuchst die Massaker in Butscha ins Lächerliche zu ziehen: Gefesselte Menschen zu töten (wie in Butscha geschehen) verstößt in jedem Fall gegen (Kriegs)recht. Selbst dann, wenn sie tatsächlich vorher bewaffneten Widerstand geleistet haben sollten. Die Krönung des Ganzen ist, dass die verantwortlichen Soldaten nachträglich von Putin noch ausgezeichnet wurden.
Und Butscha ist ja kein Einzelfall. In so ziemlich jeder befreiten Stadt wurden russische Folterkeller, exekutierte und oftmals gefesselte Zivilisten oder gleich ganze Massengräber gefunden. Dass Russland Krankenhäuser bombardiert hat, hat Lawrow offen zugegeben (er hat es damit rechtfertigt, dass sie angeblich nicht mehr genutzt wurden, während russische Staatsender das Gegenteil behaupteten). Russische Vasallenstaaten verhängen die Todesstrafe gegen Kriegsgefangene und verstoßen damit gegen das Völkerrecht. Russland verweigert dem Internationalen Roten Kreuz den Zugang zu anderen Kriegsgefangenen und verstößt auch damit gegen die Genfer Konventionen. Russische Staatssender fantasieren davon, dass man ukrainische Kinder ertränken müsse, russische Generäle rufen offen dazu auf, ukrainische Städte auszulöschen, Putin gibt offen zu, gezielt ukrainische Kraftwerke zu zerstören, was ebenfalls Kriegsverbrechen sind. Und das alles während man angeblich verhandeln will. Und man könnte die Liste noch lange weiterführen…
Du kannst noch so sehr versuchen, das zu verharmlosen und ins Lächerliche zu ziehen. Aber wer ernsthaft abstreiten will, dass Russland in hohem Maße Kriegsverbrechen begeht, muss entweder sehr naiv sein oder sich ganz bewusst die Realität verdrehen.
zum Beitrag04.11.2022 , 19:03 Uhr
Putin fordert bis heute die vollständige Kapitulation der Ukraine. Die ukrainische Bevölkerung musste sehr schmerzhaft erfahren, was eine russische Besatzung für sie bedeutet. Folglich ist absolut verständlich, dass das für sei keine Option ist.
Frieden kann es dann leider erst geben, wenn Putin von seinen Maximalforderungen abrückt und ernstzunehmende Verhandlungsangebote macht.
Auch wenn ich mir noch so sehr einen baldigen Frieden wünsche, sehe ich aktuell entsprechend keinen anderen Weg, als die Ukraine bei ihrer Verteidigung zu unterstützen. In der Hoffnung, dass Putin irgendwann einlenkt und von seinen Maximalforderungen ablässt.
Theoretisch gäbe es noch die Alternativen, dass der Westen jegliche Unterstützung der Ukraine sofort einstellt und sie somit zur Kapitulation zwingt (was aktuell Putins Ziel zu sein scheint). Mit dem Ergebnis, dass dann alle ukrainische Städte dieselben Schicksale wie Butscha, Isjum, Mariupol usw. ereilt. Eine andere theoretische Alternative wäre, dass die NATO direkt in den Krieg eingreift und die russischen Truppen wieder aus der Ukraine vertreibt. Auch wenn das gemäß Völkerrecht zwar legitim wäre, würde jedoch direkt zum dritten Weltkrieg führen - und wäre entsprechend ebenfalls nicht umsetzbar.
Oder siehst du noch andere Lösungen?
zum Beitrag04.11.2022 , 14:39 Uhr
Wenn sich die ukrainische und die russische Führung über einen Friedensplan einig gewesen wären, wie hätte das dann von der NATO verhindert werden können?
Effektiv sind die Verhandlungen daran gescheitert, dass die Ukraine für eine zugesicherte Neutralität Sicherheitsgarantien haben wollte. Zu oft wurden russische Versprechungen (insbesondere das Budapester Memorandum) gebrochen, als dass die Ukraine noch Vertrauen in russische Versprechungen hatte. Das hat Russland (!) jedoch abgelehnt und stattdessen eine Demilitarisierung gefordert. Wohl wissend, dass die Ukraine damit bei einem weiteren russischen Einmarsch komplett wehrlos gewesen wäre.
Ohnehin hat Russland zu keinem Zeitpunkt auch nur ansatzweise ein Zeichen gegeben, dass es an einer Deeskalation interessiert gewesen wäre. Man hat behauptet, man würde seine Angriffe ausschließlich auf militärische Einrichtungen beschränken, hat dann aber während der laufenden Verhandlungen Krankenhäuser zerstört, Mariupol und andere Städte dem Erdboden gleichgemacht hat und in Butscha und anderen Orten Zivilisten massakriert.
zum Beitrag04.11.2022 , 11:39 Uhr
Der Vorschlag, dass die Ukraine dauerhaft auf einen NATO-Beitritt verzichtet, wenn sich Russland auf die Grenzen vom 23.2. zurückzieht und der Status des Donbas und der Krim erst in mehreren Jahren neu verhandelt würde, kam von der Ukraine. Putin hat ihn abgelehnt. Stattdessen fordert er die vollständige Kapitulation der Ukraine. Diese Forderung nennt er dann "Verhandlungsangebot".
Putin ist aus dem Getreideabkommen einseitig ausgestiegen, um zusätzlichen Druck auf die Ukraine auszuüben. Damit hat er ein weiteres Mal verdeutlicht, was Abkommen mit ihm wert sind (wenn der Bruch der Schlussakte von Helsinki, der Charta von Paris, dem Budapester Memorandum, Minsk I und Minsk II es nicht schon vorher gezeigt hätten..). In das Getreideabkommen eingestiegen ist er erst wieder, als er festgestellt hatte, dass seine Drohungen verpufft waren: Die Schiffe waren weiter gefahren, Putin hätte sie schon zerstören müssen, um den Druck auf die Ukraine aufrecht zu erhalten. Die Behauptung Russlands, dass die Ukraine sich bereit erklärt hätte, keine Angriffe mehr aus dem "Getreidekorridor" auszuüben klang etwas eigenartig, da die Ukraine gar keine Kriegsschiffe mehr hat, mit der sie das überhaupt tun könnte - von ukrainischer Seite hätte sich also gar nichts geändert. Ohnehin wurde diese Aussage seitens der Ukraine auch bereits dementiert.
Im Übrigen haben auch die ganzen Verhandlungen kurz vor Kriegsbeginn Putin nicht zum Einlenken bringen können, genauso wenig wie die zahlreichen Telefonate mit Scholz und Macron. Falls Putin aber tatsächlich jetzt plötzlich an Verhandlungen interessiert sein sollte, könnte er ja einfach mal einen sinnvollen Vorschlag machen. Und nicht permanent weiter eskalieren - wie z.B. mit Scheinreferenden, mit der Annexion neuer Gebiete, dem erwiesenermaßen erfundenen Vorwurf einer "Dreckigen" Bombe, den neuen Angriffen auf zivile Infrastrukturen usw.
zum Beitrag03.11.2022 , 15:03 Uhr
Noch eine Anmerkung: Nicht nur die USA, sondern auch GB, Frankreich und Pakistan haben keine Erklärung unterschrieben, dass sie grundsätzlich auf einen Erstschlag verzichten würden.
Russland hat sie zwar unterschrieben, allerdings darf bezweifelt werden, dass Russland sich auch daran würde, wenn es einen Erstschlag als vorteilhaft bewerten sollte. Bei so viele Abkommen und Verträgen, die Russland in den letzten Monaten einseitig gebrochen hat, müsste man schon recht naiv sein zu glauben, dass es ausgerechnet hier anders wäre..
zum Beitrag03.11.2022 , 14:34 Uhr
Da steht nirgendwo (!) etwas davon, dass Selenskyj Erstschläge fordert!
Er hat einen Präventivschlag gefordert, falls das der einzige Weg sein sollte, einen russischen Atomwaffeneinsatz zu verhindern.
"Erstschlag" nennt man einen Angriff mit Atomwaffen. Den hat Selenskyj noch nie gefordert. Im Gegenteil!
Wusstest du nicht, was Erstschläge sind, oder hast du hier ganz bewusst Selenskyjs Aussage verdreht?
zum Beitrag03.11.2022 , 13:11 Uhr
Zu Beginn des Jahres kurz vor Kriegsbeginn waren fast alle europäischen Staatsoberhäupter in Moskau um mit Putin zu reden. Hat es irgendwas gebracht?
Zu Beginn des Krieges haben Macron und Scholz regelmäßig mit Putin telefoniert. Hat es irgendwas gebracht?
Gemäß Baerbock gibt es auch aktuell (abseits der Öffentlichkeit) weiterhin Versuche, mit Russland zu reden. Offensichtlich hat auch das bisher nichts gebracht.
Natürlich muss man die Tür zu reden auch weiterhin offen halten. Aber solange Putin weiterhin die bedingungslose Kapitulation der Ukraine fordert, wird reden allein nicht viel bewirken...
zum Beitrag03.11.2022 , 08:28 Uhr
Das Abkommen ist insbesondere deshalb wieder in Kraft getreten, weil niemand die russischen Drohungen ernst genommen hat. Die Schiffe waren trotzdem gefahren, wodurch Russland in die Zwickmühle kam:
Russland hätte jetzt entweder Getreideschiffe angreifen können, womit es sich international noch weiter isoliert hätte. Oder Russland hätte einfach nichts tun können, wodurch der zahnlose Tiger völlig offensichtlich geworden wäre. Oder Russland tritt mangels Alternativen mit fadenscheinigen Gründen dem Abkommen wieder bei, um sich dann international als großmütig darzustellen. Genau wie Russland es auch bei der Flucht rund um Kiew und später bei der Flucht aus der Oblast Charkiw getan hat. (Was aber schon ziemlich zynisch ist, wo es ausschließlich Russland war, was das ganze Leid überhaupt zu verantworten hat). Kein Wunder, dass sich Russland für letzteres entschieden hat.
Fadenscheinig war die russische Begründung deshalb, weil die Ukraine gar keine Kriegsschiffe mehr hat, mit denen sie vom Getreidekorridor aus angreifen könnte. Die Ukraine hat also nur bestätigt, was schon vorher offensichtlich war.
Aber wo genau hast du die Info her, dass die Ukraine keine Kriegsschiffe mehr angreifen dürfe? Bei den letzten russischen Angriffen auf die ukrainische zivile Infrastruktur haben diese Kriegsschiffe eine maßgebliche Rolle gespielt. Selbstverständlich sind sie nach Völkerrecht legitime Ziele.
zum Beitrag03.11.2022 , 08:14 Uhr
Dass die Ukraine einen Erstschlag mit Atomwaffen fordern würde, ist ausgemachter Blödsinn. Hast du das von RT oder von der Tass?
Im aktuellen Krieg gibt es nur ein Land, dass permanent mit Atomwaffen droht, dann wieder zurück rudert, nur um wieder erneut zu drohen. Mal subtiler, mal sehr offen und direkt.
Wo ich dir aber recht gebe: Ein Atomwaffeneinsatz wäre sowohl militärisch als auch politisch sinnlos. Allerdings trifft das genauso auf den gesamten russischen Einmarsch in die Ukraine zu - was Putin leider trotzdem nicht davon abgehalten hatte, diesen Wahnsinn zu beginnen.
zum Beitrag02.11.2022 , 12:46 Uhr
"Aus Russland kamen ja schon längst Signale, Gespräche zu führen."
Ja, Russland fordert seit Kriegsbeginn die bedingungslose Kapitulation der Ukraine. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Sind ja wirklich tolle Voraussetzungen für Gespräche...
Ein Ende des Krieges kann aktuell nur durch Putin (mit Abzug seiner Truppen) oder durch das ukrainische Volk mit Annahme der geforderten Kapitulation beendet werden. Wobei der ukrainischen Bevölkerung inzwischen ja sehr gut bekannt ist, was ihnen unter russischer Besatzung blüht. Ich kann die Ukrainer daher schon gut verstehen, dass sie das nicht freiwillig tun werden.
Da Russland in den letzten Monaten so ziemlich jedes internationales Recht gebrochen hat, stellt sich tatsächlich die Frage, was Russland dann überhaupt noch auf solchen Treffen wie von den G20 zu suchen hat. Selenskyjs Forderung Russland von den G20 zu suspendieren, ist daher absolut nachvollziehbar. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass Russland derzeit gezielt die ukrainische Zivilbevölkerung terrorisiert, mit dem Ziel deren Willen zu brechen.
zum Beitrag01.11.2022 , 15:53 Uhr
Aktuell ist die Strategie, das ukrainische Volk solange zu unterstützen, bis sich Russland zum Rückzug gezwungen sieht. Zeitgleich versucht man (meist abseits der Öffentlichkeit) auszuloten, wann Russland zu ernstgemeinten Verhandlungen bereit ist.
Auch wenn ich mir wünschen würde, dass dieser unmenschliche Krieg so schnell wie möglich endet, habe ich bisher noch nirgendwo einen besseren Vorschlag gehört.
Die Ukraine zur Kapitulation zu zwingen (was nach wie vor die russische Forderung für Verhandlungen ist), wäre jedenfalls die denkbar schlechteste Lösung. Es ist ja hinreichend bekannt, was Russland in besetzten Gebieten mit der ukrainischen Zivilbevölkerung anstellt.
zum Beitrag31.10.2022 , 16:06 Uhr
Man sieht ja am Getreideabkommen wieder mal sehr deutlich, was Verhandlungen mit Putin wert sind: Sobald Putin entscheidet, dass das Abkommen für andere Ziele hinderlich ist, bricht er es einfach wieder. Genauso wie er es mit all den anderen Verträgen und Abkommen vorher auch gemacht hat: z.B. Schlussakte von Helsinki, Charta von Paris, Budapester Memorandum, Minsk I, Minsk II, ...
zum Beitrag31.10.2022 , 12:56 Uhr
Gerade am Bruch des Getreideabkommens sieht man doch wieder einmal, was Abkommen mit Putin wert sind.
Verhandlungen setzen voraus, dass sich die Verhandlungspartner auch daran halten. Putin hat jetzt aber mehrfach bewiesen, dass ihn Verträge nicht im geringsten interessieren.
Kann die Ukrainische Bevölkerung daher sehr gut verstehen, dass sie keinen Sinn mehr in Verhandlungen mit Putin sieht.
zum Beitrag27.10.2022 , 12:46 Uhr
Naja, ich würde permanenten Raketen- und Drohnenbeschuss auf zivile Infrastruktur durchaus als Kriegshandlung bezeichnen.
Leider gibt es kaum Regionen in der Ukraine, die derzeit nicht davon betroffen sind.
zum Beitrag27.10.2022 , 11:59 Uhr
So sehr ich mir Frieden in der Ukraine wünsche, so sehe ich leider nicht, wie das hier funktionieren soll. Wie verhandelt man mit jemandem, der nicht verhandeln will? Wie verhandelt man mit jemanden, der permanent weiter eskaliert und somit gezielt potenzielle Verhandlungsspielräume zunichtemacht? Wie verhandelt man mit jemanden, der bisher so ziemlich jedes - teils selbst verhandelte – Abkommen mit Füßen tritt? Gleich zu Beginn des Krieges hatte die Ukraine vorgeschlagen, dauerhaft auf einen NATO-Beitritt zu verzichten, den Status der besetzten Gebiete der Krim und im Raum Donezk und Luhansk vorläufig zu akzeptieren und erst in einigen Jahren neu zu verhandeln. Das wollte Russland nicht. Auch heute bleibt Russland bei seinen Maximalforderungen einer bedingungslosen Kapitulation der Ukraine. Selbst die fragwürdigen Vorschläge von Elon Musk wurden Russland entschieden abgelehnt. Russland hat ebenfalls deutlich gemacht, dass es die kürzlich annektierten Gebiete niemals wieder hergeben will. Selbst mit dem Wissen, dass es militärisch kaum in der Lage ist, diese überhaupt zu halten. Ohnehin hat Russland schon die Schlussakte von Helsinki, die Charta von Paris, das Budapester Memorandum, Minsk I und Minsk II mit Füßen getreten. Es deutet also absolut alles darauf hin, dass Russland eine erneute Waffenruhe lediglich als Vorbereitung für den nächsten Vernichtungsfeldzug nutzen würde.
Verhandlungen zwischen den USA und Russland ohne Beteiligung der Ukraine sind ohnehin ausgeschlossen. An solchen Verhandlungen haben aber weder Russland noch die Ukraine Interesse. Gemäß Baerbock gibt es trotz alledem immer wieder Versuche, mit Russland realistische Verhandlungsmöglichkeiten auszuloten. Bisher komplett ohne Erfolg. Auch wenn ich hoffe, dass dieser unmenschliche Krieg so schnell wie möglich endet, fehlt mir einfach die Fantasie, mir auszumalen wie das unter diesen Umständen funktionieren soll. Wie genau könnte denn eine diplomatische Lösung deiner Meinung nach dann aussehen?
zum Beitrag26.10.2022 , 15:15 Uhr
"wenn ein Land aus dem West Bündnis für die Situation eine große Verantwortung hat"
Was genau willst du hiermit sagen? Ich gehe mal davon aus, dass du Russland (und Belarus und Iran) nicht als Teil dieses "Westbündnisses" siehst. Aber wer genau soll denn deiner Meinung nach sonst daran schuld sein, dass Putin größenwahnsinnig wurde und wegen imperialistischer Ambitionen einen Vernichtungskrieg gegen seinen Nachbarn gestartet hat?
Oder gibt es vielleicht noch andere Länder außer Russland, die flächendeckend die zivile Infrastruktur der Ukraine bombardieren und Massaker an der ukrainischen Bevölkerung begehen?
zum Beitrag18.10.2022 , 11:06 Uhr
Bleibt die Frage, was genau man sich von Verhandlungen mit Leuten erhofft, die sich nicht nur einen Dreck um internationale Regeln scheren, sondern vor allem auch so ziemlich jedes Abkommen gebrochen haben, das sie selbst erst vor wenigen Jahren unterschrieben haben.
Z.B. - die Schlussakte von Helsinki - die Charta von Paris - das Budapester Memorandum - Minsk I - Minsk II
Natürlich würde ich mir eine diplomatische Lösung dieses Krieges absolut wünschen. Aber wie soll man Putin trauen, dass er sich ausnahmsweise dieses mal an die Verträge hält? Und dass er eine Waffenruhe eben nicht ausschliesslich dafür nutzen würde um seinen nächsten Vernichtungsfeldzug vorzubereiten?
Ich kann die Ukrainer daher schon sehr gut verstehen, dass sie Putin nie wieder vertrauen werden, dass er sich an irgendeine Vereinbarung halten wird.
Ohnehin hat Russland sehr deutlich gemacht, dass es diplomatischen Lösungen nur dann zustimmen wird, wenn alle russischen Forderungen erfüllt werden - sprich dass die Ukraine eine bedingungslose Kapitulation zu unterschreiben hat.
Insgesamt leider sehr schlechte Aussichten für Verhandlungen...
zum Beitrag12.10.2022 , 13:23 Uhr
Greta ist eben eine radikale Kämpferin gegen den menschengemachten Klimawandel. Diesem Kampf führt sie kompromisslos und ordnet ihm alles andere unter. Das führt insbesondere dazu, dass sie faule Kompromisse und Beschwichtigungen kritisiert, was ihr viele Sympathien einbringt. Sie hat nie den Anspruch gehabt, eine Lösung zu präsentieren, die alle Probleme der Welt beseitigt. Aber wenn irgendwo Kompromisse zu Lasten des Klimas getroffen werden, zeigt sie mit dem Finger drauf. Auch wenn es weh tut. Damit befördert sie wichtige, oft überfällige Diskussionen.
Daher ist ihre Aussage zu den AKW durchaus plausibel und alles andere als überraschend. Das neuerliche Hochfahren von Kohlekraftwerken ist für das Klima eben schädlicher als der begrenzte Weiterbetrieb von AKW. Das heisst aber nicht zwingend, dass deshalb der AKW Betrieb insgesamt die bessere Lösung wäre. Man darf (sollte?) es aber gerne nochmals vertieft diskutieren.
zum Beitrag06.09.2022 , 14:55 Uhr
Genauso wie Europa (inklusive Russland) war im 19. Jahrhundert auch die USA eine Kolonialmacht. Ab dem 20. Jahrhundert hat sie dann keine gewaltsamen Gebietsvergrößerungen mehr vorgenommen. (Im 20. Jahrhundert kaufte man Dänemark noch die Virgin Islands ab, annektierte das unbewohnte Kingman Riff, und übernahm nach Ende des 2. Weltkrieges die vormals japanische Kolonie der Northern Mariana Islands). Nach dem 2. Weltkrieg und der Gründung der Vereinten Nationen akzeptierte die USA jedoch die internationalen Grenzen, zumindest insoweit dass man sich nicht weiter ausbreitete. Wie viele andere Großmächte auch (vor allem Russland), mischte die USA oftmals in Bürgerkriegen mit (wie in Syrien oder Jemen), in dem sie eine der Parteien bewaffnete. Teils organisierte sie gezielt Putsche (wie in Guatemala), teils griff sie direkt mit dem eigenen Militär ein (wie z.B. in Vietnam oder im Irak) um eine unliebsame Regierung zu stürzen. Hier waren amerikanische und russische Außenpolitik tatsächlich sehr ähnlich verwerflich. Angriffe zur Vergrößerung des eigenen Territoriums gab es jedoch nicht mehr.
Und genau hier hat Russland eine neue rote Linie überschritten: Einen Angriff einer Großmacht auf ein souveränes Land mit dem Ziel der vollständigen Eroberung und Auslöschung der kulturellen Identität, inklusive gezielter Massaker an der Zivilbevölkerung hat es so seit dem 2. Weltkrieg nicht mehr gegeben. Würde man Russland hier gewähren lassen, würden sich das andere Länder zum Vorbild nehmen, was dem (bereits stark strapazierten) Völkerrecht der Vereinten Nationen den endgültigen Todestoß geben würde.
Und was die Zusammenarbeit mit Saudi-Arabien betrifft: Der Westen hat auch enge Handelsverbindungen zu China und hatte sie bis vor ein paar Monaten auch mit Russland. Wenn es um Handel ging, hat sich der Westen noch nie ernsthaft um Menschenrechte im Partnerland geschert - und tut es auch heute nicht. Wo also siehst du hier unterschiedliche Wertemaßstäbe?
zum Beitrag02.09.2022 , 17:29 Uhr
Erklärtes Ziel des Westens in diesem Krieg ist, dass die Ukraine ein souveräner Staat bleibt. Also dass sich die Ukraine eben nicht ergeben und Russland unterwerfen muss. Das wurde so aber schon unzählige Male so von der Regierung erklärt ;)
Wo genau stehen denn amerikanische Truppen an der Grenze zu Russland? Die NATO Truppen im Baltikum sind doch erst ein Ergebnis der völkerrechtswidrigen Krimannexion in 2014 sowie der Beteiligung russischer Soldaten an den Kämpfen im Donbass. Und NATO Truppen sind dort auch nur auf ausdrücklichen Wunsch der baltischen Staaten, weil diese verständlicherweise Sorgen vor ähnlichen russischen Manövern in ihrem Staatsgebiet hatten.
zum Beitrag02.09.2022 , 16:51 Uhr
Das Kraftwerk hat früher so etwa ein Drittel des gesamtukrainischen Stromverbrauchs gedeckt. (Laut Wikipedia hatte es 2010 39 TWh eingespeist, im Jahr 2021 hatte die Ukraine einen Verbrauch von insgesamt 124 TWh. Es ist immerhin das grösste Kraftwerk Europas..).
Die allermeisten Kunden dürften also in den ukrainisch kontrollierten Gebieten leben ;)
Und wenn Russland das Kraftwerk z.B. mit der Krim verbinden sollte, dürfte es wohl sehr zweifelhaft sein, dass die dort lebende Bevölkerung dann wirklich Geld an ein ukrainischen Staatskonzern zahlen würde, wenn das Kraftwerk defacto von Russland kontrolliert wird.
zum Beitrag29.08.2022 , 12:30 Uhr
Wieso schreibst du eigentlich die ganze Zeit, dass irgendwer Russland die alleinige Schuld geben würde? Hier sehe ich niemanden der das tut. Darauf habe ich im letzten Post auch nochmal explizit drauf hingewiesen. Trotzdem wiederholst du diesen Vorwurf schon wieder.
Also: Wer bitte schön gibt hier Russland die alleinige Schuld??
Ansonsten reden wir vom Verhalten Gazproms (das vom Kreml kontrolliert wird) im Herbst und Winter 2021. Was genau soll da eine Quelle aus dem August bitte aussagen?
Meine Quellen hatte ich bereits genannt: Mehrere Interviews mit Energieexperten in deutschen Nachrichtensendungen (insbesondere ARD) sowie diverse Aussagen von Politikern (insbesondere von der EU).
Man findet jedoch auch sehr leicht Internetquellen hierzu. Z.B. diese hier vom 14.10.21: www.dw.com/de/l%C3...rocknen/a-59505598
Letztes Jahr kamen 55% des nach Deutschland importierten Gases aus Russland (Gazprom), der Anteil für Europa allgemein war extrem hoch: ednh.news/wp-conte...mmt_a_72813339.jpg
Wenn Russland die Exporte kürzt, steigt automatisch der Börsenpreis. Zusammenhänge zwischen Lieferreduktionen und Preissprünge sind dabei nicht linear, dh. eine Reduktion von z.B. 10% kann dabei durchaus eine Preiserhöhung von weit über 20% verursachen.
Im Übrigen hast du meine beiden Fragen ignoriert: Wenn es nicht politisch motiviert war, warum sonst hat deiner Meinung nach Gazprom letzten Herbst die Lieferungen gedrosselt?
Wenn du den Schlussfolgerungen der Energieexperten nicht glaubst, warum sonst kam es deiner Meinung nach Ende letzten Jahres dann zu diesen riesigen Preisexplosionen?
zum Beitrag29.08.2022 , 11:51 Uhr
Energoatom ist ein ukrainisches Staatsunternehmen. Und es darf stark bezweifelt werden, dass Russland dem ukrainischen Staat freiwillig irgendwelche Zahlungen leistet ;) Dass Russland das Kraftwerk ans russische Netz anschliessen will, zeigt ansonsten auch sehr deutlich, dass die bisherigen Kundenverträge die Russen nicht ansatzweise interessieren. Das alte Personal dürfte hauptsächlich deshalb weiter genutzt werden, weil es für Russland am einfachsten ist.
Insgesamt wird dieses Kraftwerk - wie bisher alles in diesem Krieg - als Waffe genutzt. Die Ukraine ist auf den Strom angewiesen, um die eigene Bevölkerung zu versorgen. Umso besser für Russland wenn das wegfällt. Andererseits wäre es mit diesem Kraftwerk deutlich leichter für Russland die südlichen eroberten Gebiete (inklusive Krim) zu versorgen.
Und warum sollte Russland der Ukraine irgendwas dafür zahlen?
zum Beitrag26.08.2022 , 11:06 Uhr
Die Aussage stammt ja nicht nur von der EU sondern auch von zahlreichen Energieexperten.
Natürlich gibt es immer wieder mal Schwankungen bei den Preisen und bei den Lieferungen. Aber in diesen Daten sieht man ja sehr deutlich dass Ende 2021 etwas völlig außergewöhnliches passiert ist. Die Aussage der Experten, dass Gazprom seine Handelstätigkeiten auf dem Spotmarkt eingestellt hat, sollte vermutlich leicht zu überprüfen sein. Genauso wie die Aussage der Experten, dass dies einer der Haupttreiber für die steigenden Preise war. (Aber selbstverständlich auch nicht der einzige) Da das Verhalten der Gazprom wirtschaftlich keinen Sinn macht und es keine technische Notwendigkeit hierfür gab, liegt es auf der Hand dass es politisch motiviert war. Zumal der Effekt hiervon war, dass die Diskussionen um Nord Stream 2 intensiviert wurden und verstärkt die Reserven aus den Gasspeichern angezapft wurden.
Und nochmal: Hier hat NIE jemand behauptet, dass alle Probleme der Welt allein von Russland geschaffen worden wären! Es geht hier allein darum, wie Russland seine Marktmacht für politische Zwecke missbraucht hat und dass Russland bereits Monate vor Kriegsbeginn die Gaspreise in die Höhe getrieben hat.
Falls du der Meinung sein solltest, dass Russland eigentlich ein zuverlässiger Partner sei, oder dass Russland keinen oder nur einen geringfügigen Einfluss auf die Gaspreise haben sollte, würde mich mal deine Interpretation der Dinge interessieren: Warum sonst hat deiner Meinung nach Gazprom Ende letzten Jahres sein Gasangebot derart eingeschränkt? Und wenn es nicht am fehlenden Angebot aus Russland lag, warum genau sind dann deiner Meinung nach die Börsenpreise zum Jahresende derart explodiert?
zum Beitrag25.08.2022 , 14:59 Uhr
Die Daten hab ich von der Börse: www.theice.com/pro...tId=5419234&span=3
Zwar etwas überraschend, dass du andere Preise als die Börse hast, aber die wesentliche Aussage ist daraus ja ebenfalls ersichtlich: In der Vergangenheit gab es bei den Gaspreisen keine ungewöhnlichen Schwankungen, Ende 2021 sind sie jedoch plötzlich völlig durch die Decke geschossen.
Im Januar und Februar gab es in der ARD (und auch woanders) mehrere Berichte hierüber, die diese riesigen Preissprünge untersucht hatten. Als eine der Hauptursachen wurde genannt, dass Gazprom kein Gas mehr auf dem Spotmarkt verkauft, sondern nur noch das absolute Minimum liefert, wozu sie durch Langzeitverträge verpflichtet war. Dies war sehr ungewöhnlich, da Gazprom dies wohl erstmalig so gehandhabt hätte. Und vor allem war es auch deshalb so erstaunlich, da Gazprom eben durch diese absoluten Spitzenpreise den Gewinn massiv hätte steigern können. Es lag also nahe, dass es eine rein politische Entscheidung war, auf diese enormen zusätzlichen Gewinne zu verzichten.
Anfang Februar hatte dann auch Ursula von der Leyen in einem Interview bestätigt, dass sie Informationen hätte, dass die ausbleibenden russischen Angebote auf dem Sportmarkt politisch motiviert wären.
Woher ARD und die EU ihre Daten haben, kann ich jedoch nicht einschätzen ;)
zum Beitrag24.08.2022 , 14:06 Uhr
Zunächst mal ein grober Überblick über die europäischen Börsenpreise für Gas (TTF Futures):
August 2020: Um die 14€ Januar 2021: Um die 15€ April 2021: Um die 17€ Juli 2021: Um die 22€ Oktober 2021: Erstmals über 40€ 22. Dezember 2021: 129€ Mai 2022: 90-100 € Juli 2022: Erstmals über 200€
Die Auslöser der hohen Gaspreise waren jeweils die rückläufigen Gaslieferungen aus Russland. Die hieraus resultierende völlige Verunsicherung der Marktteilnehmer hat dies zusätzlich beflügelt. Also: JA! Russland hat die Gaspreise bewusst nach oben getrieben und Gas als Waffe genutzt. Und das bereits Monate vor Kriegsbeginn.
Die Ursachen für die Inflation hingegen sind extrem vielschichtig. Hier gibt es zahlreiche Einflüsse, die sich teils auch gegenseitig verstärken. Zum einen z.B. der schwache Euro (unter anderem verursacht durch die niedrigen Zinsen der EZB, aber auch durch andere Effekte) aber auch die erhöhten Energiepreise. Es spielen aber noch ganz andere Gründe mit rein, wie z.B. die anhaltende Dürre in weiten Teilen Europas und noch vieles mehr. Der Krieg in der Ukraine mit all seinen Auswirkungen ist sicher einer der wesentlichen Treiber für die hohe Inflation. Aber es wäre völliger Unfug zu behaupten, dass es der Einzige wäre.
zum Beitrag23.08.2022 , 14:13 Uhr
Wo genau ziehst du den Zusammenhang zwischen den Sanktionen und Frieren?
Die Gaslieferungen sind explizit von den Sanktionen ausgenommen. Die aktuellen Liefereinschränkungen sind reine Willkür der russischen Regierung und sind weder technisch noch sanktionsbedingt. (Es gibt z.B. auch zahlreiche andere Pipelines als Nord Stream 1+2 die ersatzweise genutzt werden könnten und in der Vergangenheit genutzt wurden. Falls Putin wirklich die Wahrheit sagen sollte, und es denn tatsächlich technisch bedingt nicht möglich wäre, mehr Gas zu liefern oder die Siemens-Turbine wieder einzubauen...)
Die Sanktionen mögen vielleicht einer der Gründe sein, warum Putin das Gas abstellt, aber sicher nicht der einzige. Viel mehr dürften die Waffenlieferungen an die Ukraine der Grund sein. Putin geht es allein darum, Druck auf die deutsche und andere westlichen Bevölkerungen auszuüben, um den Westen zu spalten und jegliche Unterstützung für die Ukraine zu beenden um die Ukraine somit zur Kapitulation zu zwingen. Vollständige Gaslieferungen aus Russland dürfte es – wenn überhaupt – erst dann wieder geben, wenn die Ukraine vollständig von Russland unterworfen wurde.
Im Übrigen hat Russland bereits letzten November die Gaslieferungen nach Europa massiv eingeschränkt, wodurch die Gaspreise fünf mal (!) so hoch wurden, wie jemals zuvor. Das war 3 Monate vor Kriegsbeginn und entsprechend auch 3 Monate vor Beginn der Sanktionen 😉
zum Beitrag18.07.2022 , 18:34 Uhr
Die Sanktionen gegen Russland treffen nicht die Gaslieferungen. Dass Russland die Gaslieferungen einstellt, ist reine russische Willkür.
Natürlich düftern die Sanktionen einer der Gründe sein, warum Russland die Gaslieferungen senkt - aber sicher nicht der einzige. Russland hat bereits im November die Lieferungen massiv gesenkt. Also 3 Monate vor dem Überfall. Vermutlich um die Muskeln spielen zu lassen, in der Hoffnung dass der Westen gewarnt ist und vor Sanktionen zurückschreckt.
Auch ohne Sanktionen hätte Russland sicher die Lieferungen wegen der Unterstützung der Ukraine eingeschränkt. Die einzige Möglichkeit, das zu verhindern, wäre nichts zu tun und einfach zuzusehen, wie russische Soldaten ukrainische Städte bombardieren, ukrainische Zivilisten foltern, vergewaltigen und töten.
Der Fehler war, dass man sich von Putin abhängig gemacht hat. Aber lieber jetzt ein schmerzhafter Entzug, als jahrelange weitere Abhängigkeit und zuzusehen, wie Putin weitere Länder unterwirft und gefügig macht und weitere Kriegsverbrechen in Auftrag gibt.
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