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KitKat äußert sich zu VergewaltigungSpäte Konsequenzen

Das KitKat bestätigt eine taz-Recherche zu einer Vergewaltigung im Club. Künftig sollen Awareness-Teams bei allen Partys sichtbar sein.

Lange Schlange vor dem KitKat Club Foto: dpa

Berlin taz | Der Berliner KitKat Club hat die Berichterstattung der taz zu einer Vergewaltigung bei einer Party im September vergangenen Jahres bestätigt. In einem am Mittwoch auf Instagram veröffentlichten Statement schreiben die Bertrei­be­r:in­nen Kirsten Krüger und Simon Thaur, der Vorfall habe sie „tief erschüttert und betroffen gemacht“. Aus dem Schreiben geht hervor, dass beide bereits am Tag nach der Party in dem sexpositiven Club durch den Nightmanager von der Vergewaltigung in Kenntnis gesetzt wurden.

In der im Juli veröffentlichten taz-Recherche war beschrieben worden, wie eine Frau vor den Toiletten des Clubs von einem Mann bedrängt worden sei, sie in einen halbdunklen Bereich zu begleiten. Dort habe er sie ungefragt zu sich gezogen, sie geküsst, das Shirt hochgezogen und sei schließlich mit der Hand in sie eingedrungen. Im Krankenhaus wurde später ein Riss in in der Vaginalwand diagnostiziert.

Nach dem Vorfall hatte sich die Frau mit Unterstützung eines weiteren Partygastes an die Security des Clubs gewandt, die den Täter auch ausfindig gemacht hatten. Bei der hinzugerufenen Polizei hatte die Betroffene Anzeige wegen Vergewaltigung erstattet, im Krankenhaus wurde sie noch in der Nacht von der Kriminalpolizei vernommen. Die Betreiber teilten nun mit: „In solchen Fällen verhängen wir umgehend ein lebenslanges Hausverbot und schalten die Polizei ein.“

Die Co-Autorin des taz-Textes, Jessica Ramczik, hatte nach der Veröffentlichung in einem Interview mit dem Berliner Stadtmagazin Tip eine fehlende Kultur im Umgang mit Fällen sexualisierter Gewalt in der Clubszene und insbesondere das Schweigen des KitKat zu dem Vorfall kritisiert. Nun schrieben die Betreiber:innen: „Wir kennen keine Veranstaltenden und Clubbetreiber, für die die Sicherheit ihrer Besucher NICHT höchste Priorität hat, inklusive uns.“ Kontakt zu der betroffenen Frau hätte es jedoch nicht gegeben: „Von ihrem späteren Versuch mit Mitarbeitenden des Clubs zu sprechen, haben wir nur durch den Artikel erfahren.“

Awareness kommt

Der Vorwurf des taz-Textes, es hätte in jener Montagnacht kein Awareness-Team gegeben, wird bestätigt. Bislang sei nur an Samstagen ein „undercover“ Team eingesetzt worden, „um zu vermeiden, dass sich das KitKat in einen Moralpolizei-Staat verwandelt“. Nun aber habe man „verstanden, dass ein öffentlich sichtbares Awareness-Team für das Gefühl der eigenen Sicherheit bevorzugt wird“. Künftig werde es bei allen Partys entsprechende mit Westen gekennzeichnete Mit­ar­bei­te­r:in­nen geben.

Das KitKat war in der Vergangenheit wiederholt in die Kritik geraten. Bereits im Oktober 2023 waren im Online-Magazin Resident Advisor Vorwürfe von mehreren Par­ty­be­su­che­r:in­nen aufgrund sexueller Übergriffe erhoben worden. Im selben Jahr hatte auch der Besuch von Rammstein-Sänger Till Lindemann für Aufsehen gesorgt, gegen den zuvor Vorwürfe wegen sexualisierter Übergriffe erhoben wurden.

Vergangenes Jahr gab es Berichte von Frauen über sexuelle Belästigungen beim Pinkeln in der Umgebung des Clubs. Aufgrund langer Schlangen und fehlender Toiletten vor dem KitKat ist das Ausweichen in die Umgebung unumgänglich. Club-Betreiberin Krüger sprach von „furchtbaren“ Zuständen, betonte jedoch ihre Machtlosigkeit. Ohne öffentlich kommunizierte Konsequenzen blieben zudem Berichte über Verbindungen mehrerer Türsteher in die rechte Szene.

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