Weiteres Endlager für Atommüll gesucht: Aller schlechten Dinge sind drei
Die Regierung legt einen Entwurf für das nationale Entsorgungsprogramm vor. Darin räumt sie ein, dass eine weitere Lagerstätte gebaut werden muss.

Das NaPro beruht auf EU-Vorgaben und muss alle zehn Jahre fortgeschrieben werden. Für seine Aktualisierung hat das Bundesumweltministerium eine Beteiligung der Öffentlichkeit angekündigt. Bürgerinnen und Bürger können bis zum 5. August 2025 zum Entwurf Stellung nehmen.
Das Bundesumweltministerium rechnet mit bis zu 660.000 Kubikmetern schwach- und mittel radioaktiver Abfälle, zusätzlich zu rund 2.000 Castoren mit hoch radioaktivem Müll. Etwa 300.000 Kubikmeter sollen im Schacht Konrad eingelagert werden – ob dieser jedoch je in Betrieb geht, ist unklar: Zwei Umweltverbände BUND und NABU klagen gegen den Planfeststellungsbeschluss von 2002.
Noch fehlt auch ein Lager für die Abfälle aus dem havarierten Bergwerk Asse II bei Wolfenbüttel, deren Volumen auf 175.000 bis 220.000 Kubikmeter geschätzt wird. Zudem könnten bis zu 100.000 Kubikmeter aus der Urananreicherungsanlage Urenco in Gronau anfallen. Diese sowie die Brennelementfabrik in Lingen verfügen trotz Atomausstiegs über unbefristete Betriebsgenehmigungen.
Eventuell muss ein neuer Standort ausgewiesen werden
Laut des NaPro-Entwurfs wird im Rahmen des laufenden Suchverfahrens für das Endlager für hoch radioaktiven Atommüll bereits jetzt geprüft, ob am selben Standort die Möglichkeit einer zusätzlichen Endlagerung schwach und mittel radioaktiver Abfälle möglich ist. Falls dies nicht der Fall sein sollte, müsse für dieses Endlager ein eigener Standort ausgewiesen werden.
Atomkraftgegnerinnen und Gegner kritisieren die NaPro-Vorlage scharf. Den wirklichen Problemen im Umgang mit den nuklearen Hinterlassenschaften der Atomkraftnutzung werde der Entwurf nicht gerecht, sagte Wolfgang Ehmke von der Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg. „Der richtige Titel wäre deshalb: ‚Das Atommüllfiasko. Ein Zwischenbericht‘.“
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