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Weiteres Endlager für Atommüll gesuchtAller schlechten Dinge sind drei

Die Regierung legt einen Entwurf für das nationale Entsorgungsprogramm vor. Darin räumt sie ein, dass eine weitere Lagerstätte gebaut werden muss.

Will niemand, ist aber trotzdem da: Atommüll. Jetzt soll ein drittes Endlager gesucht werden Foto: Mia Bucher/dpa

Göttingen taz | Die Bundesregierung räumt ein, dass ein weiteres Endlager für radioaktive Abfälle notwendig ist. Neben dem noch nicht festgelegten Standort für hoch radioaktiven Müll und dem Endlager Schacht Konrad in Salzgitter für schwach- und mittel radioaktive Abfälle sei eine zusätzliche Lagerstätte erforderlich, heißt es im Entwurf des „Nationalen Entsorgungsprogramms“ (NaPro) 2025.

Das NaPro beruht auf EU-Vorgaben und muss alle zehn Jahre fortgeschrieben werden. Für seine Aktualisierung hat das Bundesumweltministerium eine Beteiligung der Öffentlichkeit angekündigt. Bürgerinnen und Bürger können bis zum 5. August 2025 zum Entwurf Stellung nehmen.

Das Bundesumweltministerium rechnet mit bis zu 660.000 Kubikmetern schwach- und mittel radioaktiver Abfälle, zusätzlich zu rund 2.000 Castoren mit hoch radioaktivem Müll. Etwa 300.000 Kubikmeter sollen im Schacht Konrad eingelagert werden – ob dieser jedoch je in Betrieb geht, ist unklar: Zwei Umweltverbände BUND und NABU klagen gegen den Planfeststellungsbeschluss von 2002.

Noch fehlt auch ein Lager für die Abfälle aus dem havarierten Bergwerk Asse II bei Wolfenbüttel, deren Volumen auf 175.000 bis 220.000 Kubikmeter geschätzt wird. Zudem könnten bis zu 100.000 Kubikmeter aus der Urananreicherungsanlage Urenco in Gronau anfallen. Diese sowie die Brennelementfabrik in Lingen verfügen trotz Atomausstiegs über unbefristete Betriebsgenehmigungen.

Eventuell muss ein neuer Standort ausgewiesen werden

Laut des NaPro-Entwurfs wird im Rahmen des laufenden Suchverfahrens für das Endlager für hoch radioaktiven Atommüll bereits jetzt geprüft, ob am selben Standort die Möglichkeit einer zusätzlichen Endlagerung schwach und mittel radioaktiver Abfälle möglich ist. Falls dies nicht der Fall sein sollte, müsse für dieses Endlager ein eigener Standort ausgewiesen werden.

Atomkraftgegnerinnen und Gegner kritisieren die NaPro-Vorlage scharf. Den wirklichen Problemen im Umgang mit den nuklearen Hinterlassenschaften der Atomkraftnutzung werde der Entwurf nicht gerecht, sagte Wolfgang Ehmke von der Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg. „Der richtige Titel wäre deshalb: ‚Das Atommüllfiasko. Ein Zwischenbericht‘.“

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3 Kommentare

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  • Wenn schon, dann bitte in Atom-Söders Vorgarten.

  • Irgendwie wünsch ich mir mindestens 106 zu werden, damit ich den Deutschlandtakt der Bahn und die Einrichtung des Atommüllendlagers noch erlebe. Vielleicht ist dann auch Stuttgart 21 fertig und die ersten der jetzt neu zu bauenden Brücken zerbröseln wieder.



    Die Politik auf Bundes- und Landesebene macht sich hier doch nur lächerlich, Planungen über 10 und mehr Legislaturperioden sind doch nichts weiter als Leistungsverweigerung.



    Wegen der Mutung von Bodenschätzen ist hierzulande die mindestens die letzten 300 Jahre schon ziemlich alles erkundet worden. Da muss man jetzt mal ein paar wirklich unabhängige Geologen, Physiker und Forscher benötigter Fachdisziplinen dran lassen, die die Idealbedingungen festlegen* und dann sucht man die Stelle aus, wo diese am ehesten zu erreichen sind. Dafür wird dann eine Anlage zur Endlagerung entwickelt. Voraussetzung wäre aber das Politikern die Einflussnahme strikt untersagt wird und man zusieht, innerhalb eines Zeitraums von 5 Jahren ein Ergebnis zu erzielen.

    *) Man könnte sich z.b. auch mal bei den Finnen erkundigen

  • Tja, da wird der Strompreis für immer hoch bleiben. Letztendlich müssen auch die Kosten für den Müll bezahlt sein.