Die Wahrheit: „Merci, dass es mich gibt!“
Der frisch gewählte deutsche Bundeskanzler: die schönsten Anekdoten über den sympathischen Krümpelkopf Friedrich Merz.
Am Dienstag dieser Woche wurde der 69-jährige Briloner Friedrich Merz so eben zum zehnten Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland gewählt. Dieses welthistorische Ereignis nimmt die Wahrheit zum Anlass, ausgewählte Anekdoten aus dem Leben des hoch aufgeschossenen Sauerländers zu erzählen.
Am Tag vor seinem elften Geburtstag begleitete der kleine Friedrich Merz einmal seinen Großvater, den Bürgermeister von Brilon, zum neu eröffneten Chinesen in der Bahnhofstraße. Neben den Frühlingsrollen lag ein eigentümlicher Keks. Gespannt knackte der neugierige Knabe das rätselhafte Gebäck und las, was auf dem darin verborgenen Zettel geschrieben stand: „Lass stets eine Haarinsel auf deinem erkahlenden Schädel stehen, und du sollst eines Tages Herr und Gebieter über Deutschland werden.“ Noch heute erinnert sich Merz, dass der Keks zu trocken und weitgehend geschmacklos war.
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Als dem jungen Friedrich Merz einmal sein linkes Knie wehtat, zweifelte er sofort am Sinn seines Studiums der Rechtswissenschaften. Außerdem hatte er einen braunen Fleck am rechten Ellbogen, vom vielen Aufstützen über den Lehrbüchern. Auch wurde er von den Kommilitonen, die ihn immer nur „Bürzel“ nannten, nicht ernst genommen. Schließlich schlief er ein und träumte davon, entweder sein Mofa zu frisieren, ohne zu inhalieren, oder ein großer Diktator zu werden. Unbefriedigte Träume, die ihn bis heute plagen.
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Friedrich Merz gab einst eine Gesellschaft mit ausgesuchten Gästen. Irgendwann musste er sich unauffällig zurückziehen, um sich zu erleichtern. Leider vertat er sich in der Tür und geriet auf den Dachboden, auf dem sein altes Spielzeug verstaut war. Überwältigt von all den Erinnerungen aus seiner Kindheit, begann er zu spielen. Die Gesellschaft wartet noch heute auf seine Rückkehr vom Dachboden.
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Nach einem langen Arbeitstag als Vorstandsvorsitzender in Manhattan wollte Friedrich Merz einmal seine Frau anrufen. Es klingelte zweimal, dann meldete sich eine bekannte Stimme: „Merkel.“ Er schluckte. „Herr Merz, sind Sie das?“, fragte Angela Merkel und: „Wissen Sie eigentlich, wie spät es hier in Berlin gerade ist?“ Schweißgebadet drückte Merz den Anruf weg. Seitdem hat er seine Charlotte unter „Charlotte“ und Merkel unter „Angela“ gespeichert – und nicht mehr beide unter „Mutti“.
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Schon zu Lebzeiten kümmerte sich der kommende Kanzler Friedrich Merz um seinen Nachlass. Kein zweites Mal wollte er es darauf ankommen lassen, dass eine Ostdeutsche sich „in die Vakanz quetscht“, wie es Merz einmal hinter verschlossenen Türen ausdrückte. So plante er, sich in den USA mit einer bekannten Figur aus der Serie „Eine schrecklich nette Familie“ zu treffen, um ihr den Posten als Aufsichtsratsvorsitzender bei BlackRock anzubieten. Doch zu dieser Verabredung mit April May June sollte es nie kommen. Merz hatte sich schlicht im Datum vertan.
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Was nur die wenigsten wissen: Immer wenn Friedrich Merz einen Mitarbeiter anpöbelt, kauft er als Entschuldigung eine Packung Merci – und zwar stets die gleiche Sorte: „Große Vielfalt mit acht erlesenen Schokoladen-Spezialitäten“. Denn die isst er am liebsten. „Merci, dass es mich gibt“, trällert er dann und vergisst den Mitarbeiter schnell wieder.
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Noch als Abiturient hatte Friedrich Merz Schwierigkeiten, auf Menschen zuzugehen. Meist rannte er haarscharf an ihnen vorbei und landete im Gebüsch. Auf Bäume und Kühe zuzugehen, fiel dem Heranwachsenden leichter. Wenn die ihm den Weg versperrten, brüllte der junge Friedrich aus Leibeskräften und wedelte mit den Armen. Erst ein Jazzdance-Kurs bei der Bundeswehr nahm dem stillen Naturburschen die Menschenscheu. Heute geht der Politprofi gleichermaßen souverän mit Menschen, Bäumen und Kühen um.
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An einem sonnigen Frühlingstag während des Corona-Lockdowns saß Friedrich Merz allein in einem amerikanischen Diner. Die Kellner hatten ihn allerdings nicht bemerkt. Später würde er noch lange an diesen Moment denken, einsam mit einer leeren Kaffeetasse in einer leeren Stadt. Ein Moment, der sein weiteres politisches Schicksal aber weder in die eine noch in irgendeine andere Richtung beeinflusste.
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Joachim-Friedrich Martin Josef Merz war bis in seine sehr späte Kindheit hinein begeisterter Kneipp-Gänger. Kein Wunder, ist doch sein Geburtsort Breylen, niederdeutsch für Brilon, anerkanntes Kneipp-Heilbad. Als der allseits „Fratz Fritze“ Genannte eines Morgens allerdings mit einer Po-Dusche an der Kneipp-Kasse auftauchte und Einlass begehrte, war die Kneippen-Tour von Seiten des Veranstalters her mit sofortiger Wirkung beendet. Friedrich Merz erhielt lebenslanges Hausverbot.
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Eines Tages stolperte der spätere Bundeskanzler, vom Premium-Bier beflügelt, schweren Fußes durch die Arnsberger Nacht, als ihm ein Windhund entgegenkam. Friedrich Merz schnauzte den schnittigen Einzelgänger barsch an: „Hömma! Komma bei mich bei!“ Der Angesprochene erschrak. Der Versuch des trunkenen Schlaks, einen volkstümlichen Dialekt zu imitieren, den er für Sauerländisch hielt, tat dem Tier in den Ohren weh. Es legte den Kopf schief und begann, leise zu winseln. „Samma, geht’s noch, du Lappschwanz!“, polterte Merz. Der Windhund aber strunkelte, enttäuscht vom brüsken Tonfall des künftigen Staatsmannes, eilig davon.
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Der deutsche Schlagersänger Roy Black war bis zu seinem frühen Tod 1991 der Lieblingspatenonkel von Friedrich Merz. Nur zwölf Jahre Altersunterschied trennte die beiden. Merz wechselte nach eigener Aussage beruflich einst zum Oberfinanzdienstleister BlackRock, weil ihn der Firmenname „angenehm an Roy Black erinnerte“.
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Noch mehr als für sein Mofa interessierte sich der junge Merz für Menschen, die im Sauerland damals noch ein seltener Anblick waren. Gern hätte der begabte Tüftler auch an ihnen herumgeschraubt. Doch wollten die Fremden nicht in die Reusen gehen, die der vorwitzige Racker auf der einzigen Landstraße auszulegen pflegte. Aus Stöcken und Rüben bastelte der Jüngling deswegen kunstvolle Nachbildungen. Noch immer steht in Merz’ altem Jugendzimmer ein Kabinett, das mit sehr seltsamen Kreaturen angefüllt ist.
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