: Milde Urteile in Sicht
Prozess um versuchten Knastanschlag der Komitee-Gruppe könnte mit Bewährungsstrafen enden
Im Prozess um einen gescheiterten linksradikalen Sprengstoffanschlag in Berlin vor rund 30 Jahren hat die Bundesanwaltschaft Bewährungsstrafen beantragt. Beide Angeklagte sollen wegen der Verabredung der Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion verurteilt werden, wie eine Gerichtssprecherin mitteilte.
Die beantragten Freiheitsstrafen von jeweils zwei Jahren sollen für die Angeklagten, den 65-jährigen Peter K. und den 62-jährigen Thomas W., zur Bewährung ausgesetzt werden. Zudem beantragte die Bundesanwaltschaft, die Haftbefehle gegen sie aufzuheben. Das Gericht will sein Urteil am Dienstag sprechen. Die beiden Männer, die jahrzehntelang im Exil gelebt hatten, legten vor dem Prozess vor dem Berliner Kammergericht über ihre Anwälte Geständnisse ab.
Vorausgegangen war eine Verständigung zwischen den Prozessbeteiligten. Danach ist im Fall von Geständnissen eine Freiheitsstrafe zwischen 22 Monaten und zwei Jahren, ausgesetzt zur Bewährung, in Aussicht gestellt worden. Die Untersuchungshaft war bereits am ersten Prozesstag für die beiden Männer ausgesetzt worden.
Die Verteidigung beantragte, das Verfahren einzustellen. Hintergrund ist, dass die Anklage den Männern nicht den geplanten Anschlag vorwirft, sondern eine Verabredung zur Tat. Damit ist die Tat nicht nach 20 Jahren verjährt – was die Verteidigung kritisiert. Für den Fall, dass die Richter dieser Argumentation nicht folgen, beantragte der Anwalt von Thomas W. eine Strafe von einem Jahr und zehn Monaten auf Bewährung.
Die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe hatte im Dezember 2024 Anklage wegen Verabredung der Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion gegen die Männer erhoben. Wenige Tage vor dem Prozess kehrten die Männer aus ihrem Exil in Venezuela nach Deutschland zurück und wurden festgenommen.
Laut Geständnis planten Peter K. und Thomas W. sowie ein inzwischen verstorbener Komplize der Gruppe „Das Komitee“ im April 1995 den Anschlag auf das im Bau befindliche Abschiebegefängnis in Grünau. Vor allem Abschiebungen von kurdischen Unterstützern der PKK habe man verhindern wollen. Dafür füllten sie mehr als 120 Kilogramm Sprengstoff in Propangasflaschen und bauten Zeitzünder ein, wie sie gestanden. Der Anschlag scheiterte, weil beim Umladen auf einem Parkplatz eine Polizeistreife auftauchte. (dpa)
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