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US-HandelsstreitTrump lenkt nach Telefonat ein

Donald Trump hat einen Großteil der Zölle gegen Mexiko und Kanada vorerst ausgesetzt. Kanada setzt seine Gegenzölle ebenfalls aus.

US-Präsident Donald Trump am 6. März im Oval Office in Washington

Washington afp | US-Präsident Donald Trump hat im Zollstreit mit Mexiko und Kanada eingelenkt und die Strafzölle gegen beide Länder teilweise ausgesetzt. Trump unterzeichnete am Donnerstag im Weißen Haus ein Dekret, mit dem einige Zölle in Höhe von zumeist 25 Prozent auf Importe aus den beiden Nachbarstaaten bis zum 2. April suspendiert wurden.

Kurz darauf erklärte der kanadische Finanzminister Dominic LeBlanc, dass sein Land die zweite Welle von Zöllen auf US-Produkte nicht vor dem 2. April in Kraft setzen werde. Vor dem Aussetzen der Zölle hatte Trump mit Sheinbaum und dem kanadischen Premierminister Justin Trudeau telefoniert.

Die von Trump angeordneten Strafzölle auf Einfuhren aus den beiden Nachbarstaaten waren erst am Dienstag in Kraft getreten. Sie betragen 25 Prozent für Waren aus Mexiko wie auch für die meisten Produkte aus Kanada. Für kanadisches Öl und Gas gilt der Satz von zehn Prozent.

Die Pause in den Strafzöllen betrifft jene Importe, die durch das Freihandelsabkommen USMCA abgedeckt werden. Das während Trumps erster Amtszeit zwischen den USA, Kanada und Mexiko ausgehandelte Abkommen ist seit 2020 in Kraft und sieht vor, dass ein Großteil der gegenseitigen Lieferungen von Waren und Dienstleistungen von Zöllen befreit bleibt. Rund die Hälfte der mexikanischen Importe fallen unter USMCA.

US-Zollpolitik mit erheblichem Krisenpotential

Während die 25-Prozent-Zölle für manche kanadische Einfuhren komplett aufgehoben wurden, wurden sie für Kalium durch das Dekret auf zehn Prozent herabgesetzt. Kalium wird für Dünger verwendet. Aus dem Weißen Haus hieß es, rund 62 Prozent der kanadischen Importe würden nach wie vor mit neuen Zöllen belegt. Allerdings handelt es sich bei den meisten davon um Energieerzeugnisse, für die Zölle in Höhe von zehn Prozent gelten.

Trump hatte die Zölle auf kanadische und mexikanische Einfuhren bereits Anfang Februar verhängt, sie aber vor ihrem Inkrafttreten für 30 Tage ausgesetzt. Diese Frist lief am Dienstag dieser Woche aus. Trump begründet die Strafzölle gegen die zwei Nachbarländer damit, dass diese nicht genug gegen „Drogenschmuggel“ sowie „irreguläre Zuwanderung“ unternähmen.

Kanada antwortete auf die US-Zölle umgehend mit Gegenzöllen, auch Mexikos Präsidentin Claudia Sheinbaum hatte eigene Zölle in Aussicht gestellt. Bereits am Mittwoch teilte das Weiße Haus daraufhin mit, dass Trump auf Bitte der US-Autohersteller Autos für einen Monat von den Zöllen ausgenommen habe. Die Autoindustrie in den USA, Mexiko und Kanada ist wegen der jahrzehntelangen Freihandelsvereinbarungen stark grenzüberschreitend organisiert.

Trumps Zollpolitik hatte zuletzt zum Abrutschen der Börsenkurse geführt. Auch warnen Experten, dass durch die Verteuerung von Importwaren die Inflation in den USA stark angeheizt werden könnte – die Eindämmung der Preissteigerungen war eines von Trumps zentralen Wahlkampfversprechen.

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17 Kommentare

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  • Trump ist ein einziger politischer Widerspruch in sich :



    Zölle rauf, dann Zölle runter oder weg.

    Liebesgeflüster mit Putin, dann Drohungen gen Russland.

  • Der Typ weiß doch ganz offensichtlich nicht, was er tut. Der ballert ins Blaue und hofft ins Schwarze zu treffen. Alles Show. Armes Amerika.

  • Hat Trump verstanden, was Einfuhrzölle bewirken?



    Teuerung im eigenen Land.

    Hat Trump verstanden, was ein Seitenwechsel in der Politik bedeutet?



    Alle mistrauen dem Verräter, auch und vorallem die auf deren Seite gewechselt wurde.

    Hat Trump verstanden, die Freilassung von Umstürzlern bedeutet?



    Umsturzversuche werden zum Mittel in der Politik.

    Trump ist auf (Schein-)Erfolge aus, die eben nur Schein sind.



    Bspw. der Deal mit dem nordkoreanischen Diktator Kim.

    • @Ralf:

      Hallo Ralf, nichts hat er verstanden. Die ganze Show hat nichts mit Mexiko oder Kanada oder sonst einem anderen Land zu tun. Es geht um Fallende Aktienkurse IN denUSA und Kaos an dem sich Amerikaner bereichern können, indem sie Aktien billig aufkaufen können und die Kurse nachher wieder steigen. Alles andere sind Kollateralschäden. Sie erwarten zu viel von einem Amerikaner, wenn sie denken, dass er oder Sie sich Gedanken macht, was dieser Clown in der Welt anrichtet.

  • Es zeigt sich wieder einmal, dass Trump, der sich selber als Dealmaker bezeichnet, was JournalistInnen und KommentatorInnen bedenkenlos übernommen haben, ein skrupelloser Geschäftemacher ist. Er folgt der Devise, die eigenen, ob echte oder nur vorgetäuschten Stärken, aufzublasen und mal „so richtig auf die Kacke zu hauen“, um hernach zu schauen, wer und was sich bewegt hat und wie er die Bewegung nutzen kann. Wenn es gut für ihn läuft, dann kriegt er, was er will; wie seinerzeit als Pleitier, als Deutschen Bank und anderen Gläubiger ihm neue Millionenkredite gaben. Wenn es nicht so gut für ihn läuft, dann rudert er zurück, um seine eigene Haut zu retten.

    Dass Trump als Präsident der größten Militär- und Wirtschaftsmacht der Welt nicht anders vorgeht, ist ebenso beunruhigend wie normal. Auch andere Politiker und Unternehmer bluffen. Man muss Trump halt nur den richtigen Stecker ziehen, dann entweicht die Luft und er muss zurückrudern. Solange der neuen Club amerikanischer Oligarchen nicht alle Macht an sich gerissen hat, muss auch ein Trump Rücksichten nehmen. Am besten funktioniert das, wenn eine int’l Gegenallianz der Willigen koordiniert gegensteuert.

  • Dieses erratische hin und her wird die Wirtschaft nicht beruhigen. Hoffentlich sinken die Kurse weiter, das wird Trump schwächen.

  • Unfassbar, diese Wankelmütigkeit und Impulsivität ist Gift für jede Wirtschaft. Die Politik muss verlässliche und langfristig planbare Rahmenbedingungen für die Wirtschaft setzen, Trump tut genau das Gegenteil. Wer soll da noch in investieren, morgen kann das schöne Investment schon der Laune der orangenen Diva zum Opfer fallen. Trump schadet massiv der Weltwirtschaft, der amerikanischen am meisten.

  • Hieran sehen wir wieder einmal, dass Donald Trump im persönlichen Gespräch relativ leicht zu beeinflussen ist.



    Was sollten wir (Europäer) also tun?



    Wir sollten jemanden identifizieren, der mit Herrn Trump besonders gut kann und diesen zum Trump-Sonderbeauftragten ernennen, um ihn von unseren Positionen zu überzeugen.

    • @Aurego:

      Leider ist Jerry Lewis schon 2017 verstorben.

      • @Alex_der_Wunderer:

        Berlusconi ebenfalls. Wen hätten wir denn noch anzubieten?

    • @Aurego:

      Zunächst einmal hatte Kanada Gegenzölle verhängt und Trudeau sich erneut in einer Rede direkt an die US-Bevölkerung gewandt. Mit Trump kann man also vermutlich (zumindest in diesem Fall) verhandeln, indem man (vorausgesetzt, man befindet sich in einer ausreichend starken Position) seine Angriffe erwidert, ohne sein Narrativ zu schlucken und im Anschluss daran Gespräche führt.

    • @Aurego:

      Es dürfte genauso schwierig sein z.B. Orban von "unseren" Positionen zu überzeugen.

      • @0 Substanz:

        Viktor Orbán ist käuflich. Aber ich gebe zu, dass es auf Dauer teuer werden wird.

        • @Aurego:

          Wer kauft denn sowas?

    • @Aurego:

      Manfred Lütz glaubt, dass Friedrich Merz dafür der richtige Mann ist (bei Caren Miosga)

      • @starsheep:

        Wer auch immer Lütz ist. Merz' Antwort war, er werde vor der Wahl zum Kanzler nicht fahren. Muß die EU eben solange warten.

      • @starsheep:

        Dann schicke ich lieber das Team Volker Pipers + Georg Schramm + Urban Priol hin!