: „Niemand muss Angst vor Mathe haben“
Wo Mädchen noch immer in der Minderheit sind: Klara (12) geht auf ein Gymnasium mit Schwerpunkt Mathe und Naturwissenschaft

An den meisten naturwissenschaftlichen und mathematisch orientierten Schulen sind deutlich mehr Jungs als Mädchen. Genauso wie an meiner Schule. Wir haben 20 Jungs und 10 Mädchen in der Klasse. Der Mangel an Mädchen liegt natürlich nicht daran, dass wir weniger intelligent sind, sondern weil sich einfach mehr Mädchen für andere Dinge wie Sprachen oder Musik interessieren. Oft ist es so, dass sich Jungs für andere Sachen interessieren als Mädchen und wir deshalb manchmal überstimmt werden. Ob das nun ungerecht ist oder nicht, kann man nicht so genau sagen, da natürlich auch Mädchen dieselbe Meinung haben können wie Jungs. Aber im Unterricht sind es eigentlich immer Jungs, die besonders laut sind. Dadurch kriegen wir manchmal mehr Hausaufgaben, auch wenn wir Mädchen nichts gemacht haben.
Die Mädchen aus meiner Klasse und ich halten ziemlich gut zusammen. Wir helfen uns gegenseitig und sind eigentlich alle miteinander befreundet. Es ist schon ein bisschen komisch an einer Schule zu sein, wo so viele Jungs sind, aber so dolle stört es mich eigentlich auch nicht. Ja, ich meine, Jungs können nervig sein, aber man kann es mit ihnen aushalten.
Jeden Monat bekommen wir einen neuen Sitzplan. Jeder schreibt auf einen Zettel, neben wem er gerne sitzen würde und neben wem nicht. Mein Klassenlehrer sammelt diese Zettel ein und erfüllt unsere Wünsche, oder auch nicht. Das ist Zufallssache. Dabei muss immer ein Mädchen neben einem Jungen sitzen, obwohl dann immer noch Jungs neben Jungs sitzen. Ich mag es nicht, neben einem Jungen zu sitzen. Nicht, weil ich sie alle hasse, sondern weil ich mich einfach nicht so richtig mit ihnen verstehe. Manche sind auch laut oder nehmen den ganzen Tisch ein.
Wir haben nicht nur viel Mathe-, Physik- und Biologieunterricht, sondern auch viele Wettbewerbe. Im Dezember haben wir auch noch „Mathe und Physik im Advent“, was wie ein Adventskalender funktioniert. Das ist eigentlich ganz cool, aber es ist manchmal ein bisschen blöd, da wir jeden Tag diese Aufgaben machen müssen.
Auch wenn so viel mehr Jungs an mathematischen und naturwissenschaftlichen Schulen sind, sollte kein Mädchen Angst haben, dorthin zu gehen. Ich habe mich auch getraut – und jetzt bin ich eigentlich sehr glücklich da. Es wäre schön, wenn sich mehr Mädchen ermutigt fühlten, vielleicht durch diesen Text oder etwas anderes, auf eine solche Schule zu gehen. Ob ich, wenn ich mit der Schule fertig bin, etwas mit Mathe, Bio oder Physik machen möchte, weiß ich noch nicht so genau. Ich mag auch Englisch oder Malen. Vielleicht mache ich einfach beides.
Klara, 12 Jahre
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen