Northvolt Schweden: Europas Batteriehoffnung in Insolvenz
Northvolt zieht nun auch in seiner Heimat Schweden die Reißleine. Der Fabrikbau in Schleswig-Holstein läuft weiter – zumindest vorerst.

In Deutschland blickt man erneut besonders besorgt nach Heide in Schleswig-Holstein, wo ein Northvolt-Werk zur Batterieproduktion im Entstehen begriffen ist. Northvolt Germany sei als eigenständiger Konzern nicht unmittelbar vom schwedischen Insolvenzantrag betroffen, daran erinnert Ministerpräsident Daniel Günther in einer Pressemitteilung zur Nachricht.
Der Betrieb in Heide werde fortgesetzt. „Das ist ein ganz wichtiges Signal“, so Günther, „wir brauchen in Deutschland eine eigene Batteriezellenproduktion.“ Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen spricht optimistisch von einem attraktiven Standort in Heide, für den „im Rahmen des Insolvenzverfahrens“ nun zeitnah eine Perspektive entwickelt werden könne.
In Schweden arbeiten rund 5000 Menschen bei dem havarierten Unternehmen, die meisten in Skelleftå im Norden, wo man sich von Northvolt eine goldene Zukunft versprochen hatte. Umso größer die Enttäuschung angesichts einer der größten Firmenpleiten, die das Land je gesehen hat.
Suche nach neuem Besitzer
Schwedens Energie- und Wirtschaftsministerin Ebba Busch sagte am Mittwoch, sie hoffe, der Betrieb könne während des Insolvenzverfahrens aufrechterhalten werden. Und nicht nur das: „Ich hoffe natürlich nun, dass das Unternehmen einen neuen, langfristigen Besitzer finden kann.“ Der Staat sei bereit, bei der jetzt anstehenden Arbeit Unterstützung zu leisten.
Noch im Januar hatten Northvolt-Aktionäre, darunter Volkswagen und BMW, gegen die Liquidierung des Batteriekonzerns und für die Fortsetzung des Sanierungsverfahrens nach Kapitel 11 des US-Insolvenzrechts gestimmt. Doch dieser im November gestartete Rettungsversuch führte nicht zum erhofften Ergebnis.
Bereits im vergangenen Sommer hatte Northvolt angefangen, Erweiterungspläne einzustampfen. 1.600 Arbeitsplätze wurden in Schweden gestrichen. Als „zu aggressiv“ bezeichnete der damalige Vorstandschef Peter Carlsson die ursprünglichen Pläne.
Seine Idee, in Europa möglichst umweltfreundlich Batterien für Elektroautos herzustellen, galt so lange als genial, bis sich die praktische Umsetzung als schwierig erwies. Eine schwächelnde E-Auto-Nachfrage und billige Konkurrenz vor allem aus China wurden Teil des Problems, aber auch Mängel in der Produktion.
Was am Ende vom alten Traum übrig bleibt und wie teuer er nicht nur Schleswig-Holstein, sondern auch VW und BMW zu stehen kommt, muss das Insolvenzverfahren zeigen.
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