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Prognose des IndustrieverbandsAussichten für die Wirtschaft bleiben schlecht

2025 wird wieder ein Rezessionsjahr, sagt der Bundesverband der deutschen Industrie. Er wendet sich nicht gegen eine Schließung der deutschen Grenzen.

Der BDI zeichnet ein trübes Bild von Deutschlands Wirtschaftskraft Foto: Rolf Vennenbernd/dpa

Berlin taz | Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) fordert eine Stärkung der Europäischen Union. Er ist aber nicht dazu bereit, Stellung zu den von den Spitzen der CDU und CSU ge­forderten Grenzschließungen und -kontrollen zu beziehen.

„Unsere Zukunft liegt in einer engeren Zusammenarbeit auf europäischer Ebene“, sagte der neue BDI-Präsident Peter Leibinger am Dienstag zum Jahresauftakt vor Jour­na­lis­t:in­nen in Berlin. Leidinger hat am 1. Januar seinen Vorgänger Siegfried Russwurm abgelöst, der turnusgemäß aus dem Amt geschieden ist. „Wir im BDI sind Europäer im Herzen“, betonte Leibinger. Trotzdem wollte er sich partout nicht zur Forderung der Union in der aktuellen Debatte positionieren, die deutschen Grenzen zu schließen und an den Übergängen Kontrollen einzuführen. Dazu werde er nichts sagen, erklärte er nur.

Kri­ti­ke­r:in­nen der Unionsforderung warnen davor, dass der Zusammenhalt in der EU politischen Schaden nimmt, wenn die deutschen Grenzen dicht gemacht werden. Auch viele Unternehmen sind skeptisch. Sie fürchten höhere Kosten und Probleme mit den Lieferketten, wenn Lkws wegen der Kontrollen an den Grenzübergängen länger warten müssen. BDI-Haupt­ge­schäfts­führerin Tanja Gönner versuchte die Sorgen vor solchen Problemen zu zerstreuen. Nach den Grenzkontrollen, die während der Fußball-Europameisterschaft eingeführt worden waren, habe es keine Beschwerden von Unternehmen gegeben, sagt sie. Vor ihrer Tätigkeit als Industrielobbyistin saß Gönner für die CDU im Bundestag und führte in Baden-Württemberg verschiedene Ministerien.

Zusätzliche Probleme und Kosten kämen für die deutsche Wirtschaft, die bereits zwei Jahre Rezession erlebt hat, zur Unzeit. Der BDI zeichnet auch für die Entwicklung im laufenden Jahr ein trübes Bild: Das Bruttoinlandsprodukt wird nach seiner Einschätzung um 0,1 Prozent sinken, während die Weltwirtschaft um 3,2 Prozent zulegt und im Euroraum mit einem Wachstum von 1,1 Prozent zu rechnen ist. Die Bundesregierung geht allerdings Medienberichten zufolge davon aus, dass die deutsche Wirtschaft 2025 nicht mehr in der Rezession ist und um 0,3 Prozent wächst.

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6 Kommentare

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  • Das eigentlich Spannende ist ja nicht das erwartete Ergebnis, sondern die Frage, welche Faktoren wie und warum wirken, gewirkt haben und wirken werden. Da weichen die Deutungen der Profis in Gesellschaft, Wirtschaft, Politik und Medien ja doch deutlich voneinander ab. Je nach eigenem politischen Standort halt.

    • @vieldenker:

      Schaut man einmal von außerhalb auf D, ist das Bild plötzlich nicht mehr so Uneindeutig und von der politischen Richtung abhängig. Es sind unsere eigenen politischen und gesellschaftlichen Dogmen, die einen nüchternen Blick verbauen.

      • @nutzer:

        Ich bin da zu nah dran. Welche Dogmen meinen Sie?

        • @TOM1976:

          auch wenn Ihre Frage rhetorisch gemeint sein wird, hier die Sicht des Auslands in Form der US-Administration

        • @TOM1976:

          die Sicht der US-Verwaltung auf unsere Wirtschaftspolitik

          home.treasury.gov/...FX%20Report%29.pdf

          Zitat:



          Langfristig gab es eine deutliche Diskrepanz zwischen der deutschen Binneninflation und dem Lohnwachstum und der (schnelleren) durchschnittlichen Inflation und dem Lohnwachstum im Euroraum. Dies hat zu einer allgemeinen Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands gegenüber seinen Nachbarn im Euroraum beigetragen. Angesichts der großen Unterschiede in der Wirtschaftsleistung im Euroraum hat der nominale Wechselkurs des Euro diesen Anstieg der deutschen Wettbewerbsfähigkeit jedoch nicht nachvollzogen. …

          Eine Zunahme der Binnennachfrage bei relativ unelastischem Angebot dürfte dazu beitragen, die Löhne, den Binnenkonsum, die relativen Preise gegenüber vielen anderen Mitgliedern des Euroraums und die Importnachfrage zu erhöhen; und höhere relative Preise würden dazu beitragen, den unterbewerteten realen effektiven Wechselkurs Deutschlands aufzuwerten. Dies würde sowohl zur globalen als auch zur regionalen Neuausrichtung des Euroraums beitragen.“

          Kurzform Sparen auf Kosten anderer Wirtschaftsteilnehmer.

  • Es käme auch einem Donnerschlag gleich, ginge die Bundesregierung von einem Schrumpfen aus. Solch eine offizielle Prognose gab es noch nie, ein Schrumpfen wird erst im Nachgang eingeräumt.



    Würde die Bundesregierung von einem Schrumpfen ausgehen, würde dies auch Steine ins Rollen bringen die nicht mehr zu stoppen sein dürften.



    Objektiv ist eine solche realistische Prognose zwar voraussetzung für ein adäquates Handeln, aber genau diese adäquate Antwort ist durch politische Denkverbote blockiert. Alles, was als Reaktion der Politik zu erwarten wäre, wäre wie üblich eine noch weitere Verschärfung des Sparkurses, was unweigerliche weitere Verschlechterung der Wirtschaft zur Folge hätte.



    Es bleibt nur leugnen und hoffen das durch Zufall Hilfe von außen kommt. Allerdings sind die Chancen dafür geringer als Null. Aber sag niemals nie... Schlimm, wenn die einzige Hoffnung auf Verbesserung der Zufall ist.