Krimikomödie über Immobilienkäufe: Wenig gute Taten, viele große Geheimnisse
In der US-Serie „No Good Deed“ geht es um einen Hausverkauf in einem In-Viertel von Los Angeles, satirische Familiengeschichten und jede Menge Dunkles.
„Man trifft so selten die Verkäufer. Dabei kennen Sie doch alle Geheimnisse“, sagt Leslie Fisher (Abbi Jacobson) in bedeutungsvollem Tonfall zu Lydia Morgan (Lisa Kudrow). Die will gerade zusammen mit Ehemann Paul (Ray Romano) ihr Haus im schicken Viertel Los Feliz in Los Angeles verkaufen. Die tragischen Geheimnisse der wunderschönen kleinen Villa im spanischen Stil kennen die Eigentümer nur zu gut, wollen sie aber eigentlich gerne für sich behalten.
Die Besichtigung schicker Wohnhäuser und die Arbeit von Immobilienmaklern als Real-Doku-Soap gibt es bereits in unzähligen TV-Formaten. Die starbesetzte achtteilige Netflix-Serie „No Good Deed“ karikiert zum einen dieses Schaulaufen geschniegelter Makler in schicken Villen, wartet aber außerdem mit einer ebenso satirischen wie tragischen Familiengeschichte und einem spannenden Krimi-Plot auf, der gleich noch ein gesellschaftskritisches Panorama des heutigen Los Angeles auffächert.
Das nicht mehr ganz junge Ehepaar Morgan will drei Jahre nach dem Tod ihres Teenagersohnes Jacob das Wohnhaus verkaufen. Der Sohn wurde während eines Einbruchs erschossen. Davon sollen mögliche Käufer natürlich nichts mitbekommen. Aber bald wird klar, dass hinter der ganzen Geschichte noch mehr steckt.
Stück für Stück werden die eingangs erwähnten Geheimnisse gelüftet, während die Situation im Haus eskaliert. Das liegt neben dem Trennungsschmerz der Morgans von diesem Gebäude, in dem sie ihre Kinder großgezogen haben, vor allem daran, dass Mikey (Denis Leary), der Bruder des Eigentümers, aus dem Gefängnis kommt und die Morgans erpresst.
Pleiten und Probleme
Geheimnisse haben aber auch die drei Paare, die sich für das Haus interessieren. Zum einen ist da der junge Autor Dennis (O-T Fagbenle), der angeblich an seinem zweiten Roman schreibt, aber gerade eine Schaffenskrise hat, was weder seine schwangere Ehefrau Carla (Teyonah Parris) noch seine Mutter mitbekommen sollen, die auch ihre Geheimnisse hüten.
JD Campbell (Luke Wilson), der Nachbar von gegenüber und auch am Haus der Morgans interessiert, ist ein TV-Star, der seine besten Tage hinter sich hat und gerade in die Pleite rauscht, wovon Ehefrau Margo (Linda Cardellini) aber nichts wissen darf, die wiederum ein großes Geheimnis um ihre eigene Vergangenheit macht. Und das lesbische Pärchen Sarah (Poppy Liu) und Leslie versuchen ebenfalls alles, um das Haus zu bekommen bis hin zu einem nächtlichen Einbruch, um so den Jahre zurückliegenden Mordfall aufzuklären.
„No Good Deed“ ist eine rasant und kurzweilig inszenierte, absurde Krimikomödie mit witzigen Dialogen, reichlich Situationskomik und einem Cast berühmter TV-Stars. Die halbstündigen Folgen erinnern ein wenig an eine Telenovela, aber mit einem anspruchsvolleren Plot und guten Schauspielern, deren Konflikte von Problemen bei der künstlichen Befruchtung über Beziehungskrisen bis hin zu dramatischen Karriereknicks sehr detailreich und lebendig erzählt werden.
Trotz der im Zentrum stehenden tragischen Geschichte um den Verlust des Sohnes, das Älterwerden der beiden Eheleute Morgan und ihre Sehnsucht nach der Vergangenheit wird diese Immobilien-Satire mit feiner Ironie erzählt, ohne sarkastische Untertöne. Im heutigen mitunter krawalligen Medienbetrieb ist das eine Ausnahme. Im Zentrum der Erzählung steht dabei immer das wunderschöne kalifornische Wohnhaus, das wie aus dem Katalog aussieht und zum Objekt der Begierde aller Beteiligten wird. Am Ende dieser unterhaltsamen Serie steht natürlich ein fulminantes und verblüffendes Finale.
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