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Wahlen in den USADie Macht des Elon Musk

Als X-Chef hat sich Elon Musk auf die Seite von Donald Trump gestellt. Von dessen Wahlsieg profitiert auch Musk. Er soll womöglich eine Rolle in Trumps Regierung spielen.

Reichster Mensch der Welt: Elon Musk bei einer Wahlkampfveranstaltung für Donald Trump Pennsylvania Foto: Carlos Barria/reuters

Berlin taz | „You are the media now“, schrieb Elon Musk am Mittwoch auf seiner Plattform X (vormals Twitter), als der Wahlsieg Donald Trumps absehbar wurde. Damit gemeint ist wohl Folgendes: Mit dem Sieg des Republikaners hat der Kurznachrichtendienst durch seine Reichweite und Deutungshoheit die tradi­tio­nellen Medien abgelöst, denen Musk und Trump immer wieder Zensur vorwerfen. Musks Post wurde bei Redaktionsschluss über 54 Millionen Mal angezeigt. Und in der Tat dürften die sozialen Medien einen großen Einfluss auf den Wahlausgang gehabt haben.

Elon Musk, ebenfalls Leiter des E-Automobilkonzerns Tesla und des Raumfahrtunternehmens SpaceX, gilt mit einem geschätzten Vermögen von über 260 Milliarden Euro derzeit als reichster Mann der Welt. Die Tesla-Aktie, von der sein Reichtum abhängt, war kürzlich stark gestiegen. 2022 kaufte der Milliardär Twitter, strukturierte das Unternehmen radikal um und änderte den Namen in X.

Seitdem ist Musk selbst einer seiner aktivsten Nutzer – und, seit einiger Zeit: einer der glühendsten Unterstützer Donald Trumps. In hoher Frequenz postet er politische Inhalte, häufig zugunsten Trumps, häufig gespickt mit rechter Ideologie.

Der NGO Center for Countering Digital Hate (CCDH) zufolge erreichten Musks Posts seit Juli dieses Jahres rund 17,1 Milliarden Views – mehr als doppelt so viel wie alle US-Wahlkampfanzeigen auf X im gleichen Zeitraum zusammen. Anzeigen mit dieser Reichweite hätten laut der Organisation einen Gegenwert von rund 24 Millionen US-Dollar. Musk selbst zufolge erreichten die Nutzungszahlen auf X am Wahltag Rekordwerte.

Wahlbetrugsvorwürfe im Netz

Im Vorfeld der Wahlen waren in den sozialen Medien vermehrt Betrugsvorwürfe verbreitet worden. „Viel Gerede über massiven Betrug in Philadelphia. Die Strafverfolgung ist unterwegs“, schrieb Donald Trump am Dienstag auf seinem eigenen Netzwerk Truth Social.

Keine Überraschung, antworten Nutzer*innen. Denn: im Swing State Pennsylvania sah es da kurzzeitig schlecht aus für Trump. Inzwischen ist klar, dass Trump Pennsylvania für sich gewinnen konnte. Seth Bluestein, City Commissioner von Philadelphia, widersprach Trumps Darstellung scharf, an den Vorwürfen sei „absolut nichts dran“.

Besonderes Aufsehen erregte, wenig überraschend, auch Elon Musk selbst. Der hatte als Gast bei dem Podcaster und Komiker Joe Rogan am Montagabend abermals seine Unterstützung für Trump bekräftigt. Er sagte: „Wenn wir nicht Trump wählen, denke ich, dass wir die Demokratie in diesem Land verlieren werden.“ Auf Youtube wurde die Episode von Rogans Podcast inzwischen mehr als 11 Millionen mal angeschaut. Rogans zugehöriger Tweet vom Dienstag, in dem er ebenfalls seine Unterstützung für den Republikaner zum Ausdruck brachte, kam sogar auf über 45 Millionen Views.

Musk bekommt womöglich Rolle in Trumps Regierung

Durch seine Aktivität in den sozialen Medien sichere sich Musk politischen Einfluss, sagt Miro Dittrich, Geschäftsführer des Center für Monitoring, Analyse und Strategie (Cemas,) der taz: „Elon Musk sieht seine Plattform als politisches Projekt und hat damit massiv in den Wahlkampf eingegriffen. Er hat den Algorithmus so geändert, dass seine eigenen Beiträge, die durch Desinformationen zu Wahl und den aktiven Wahlkampf für Donald Trump geprägt waren, priorisiert ausgespielt werden.“

Trump kündigte bereits an, Musk könne womöglich eine Rolle in seiner Regierung spielen. In einer Art „Department of Government Efficiency“ solle er mit der Prüfung von Regierungsausgaben betraut werden. Dittrich sieht das äußerst kritisch:

Elon Musk ist ein extrem schlechter Arbeitgeber. Wenn er eine Rolle in der Regierung spielen würde, würde das zu extrem schlechten Arbeitsbedingungen führen. Seine Pläne sind libertäre Pläne.“ Außerdem sagt Dittrich: „Zum anderen ist es so, dass Musk viele Organisationen leitet, die Verträge mit dem amerikanischen Staat haben. Würde er hier eine Rolle einnehmen, könnte er sich selbst kontrollieren.“

Noch ist über ein etwaiges Amt Musks nichts entschieden. Bei seiner Siegesrede am Mittwoch fabulierte Trump jedoch bereits über die Großartigkeit von Musks Raketenprogramm. Er pries den selber nicht anwesenden Musk für seine Mithilfe während der Hurrikans, nannte ihn ein „Genie“ und sagte: „A star is born: Elon!“

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