Nach der US-Präsidentschaftswahl: Die Demokraten müssen sich neu aufstellen
Nach der Wahlniederlage gegen Donald Trump suchen die Demokraten nach Antworten. Die unterlegene Vizepräsidentin Kamala Harris gibt sich kämpferisch.
„Ich werde niemals aufgeben, für eine Zukunft zu kämpfen, in der die Amerikaner ihre Träume, Ambitionen und Bestrebungen verwirklichen können“, sagte Harris am Mittwochnachmittag in Washington.
Die 60-Jährige hielt ihre Rede auf dem Campus der Howard University in der US-Hauptstadt.Dort sollte einen Tag vorher eine große Siegesfeier für die erste Präsidentin der USA ausgetragen werden. Dazu kam es bekanntlich nicht. „Das Ergebnis dieser Wahl ist nicht das, was wir wollten, nicht das, wofür wir gekämpft haben, nicht das, wofür wir gestimmt haben“, sagte Harris, die sichtlich emotional war.
Bereits im Vorfeld der Ansprache hatte sie Trump per Telefon zum Wahlsieg gratuliert und ihm ihre Unterstützung für eine friedliche Machtübergabe zugesichert. Wie es mit Harris selbst nach der Niederlage jetzt weitergeht, steht noch nicht fest.
Experten sehen Bidens zu späten Rückzug als Faktor
Sicher ist allerdings, dass Demokraten etwas verändern müssen. Wählerbefragungen haben gezeigt, dass Harris im Vergleich zu Bidens Wahlerfolg vor vier Jahren in vielen Wählergruppen Stimmen verloren hat.
Harris sprach in ihrer Rede auch direkt zu jungen Wählern, die möglicherweise Trauer und Enttäuschung aufgrund von Trumps Wahlsieg empfinden.
„Manchmal dauert der Kampf eine Weile. Das heißt aber nicht, dass wir nicht gewinnen werden“, sagte Harris. Wie US-Medien berichten, geben einige Experten Biden die Schuld an Harris Niederlage. Sie werfen dem amtierenden US-Präsidenten vor, dass er mit seiner späten Entscheidung, aus dem Rennen um das Weiße Haus auszuscheiden, das Leben für Harris schwer gemacht haben soll.
„Die Wahrheit ist, dass Biden früher hätte zurücktreten und der Partei die Möglichkeit geben sollen, einen längerfristigen Spielplan auszuarbeiten“, sagte der demokratische Politikstratege Mark Longabaugh im Gespräch mit Politico.
Wähler zurückgewinnen: Weiter Weg für die Demokraten
Biden selbst will am Donnerstag eine Rede an die Nation halten, um die Menschen über das Wahlergebnis und den bevorstehenden Machtwechsel zu informieren. Auch er gratulierte Trump per Telefon am Mittwoch zum Erfolg und lud ihn zu Gesprächen ins Weiße Haus ein.
Neben dem Verlust der Präsidentschaft haben Demokraten auch die Senatsmehrheit eingebüßt. Dies war aufgrund der in diesem Jahr zur Wahl stehenden Senatssitze nicht unerwartet. Und auch im US-Repräsentantenhaus scheint es so, als könnten die Republikaner ihre hauchdünne Mehrheit verteidigen. Für die Umsetzung von Trumps Agenda ist die Kontrolle über den US-Kongress von großer Bedeutung.
Harris machte in ihrer Rede klar, dass die Demokraten trotz der Niederlage versuchen werden, Trump Einhalt zu gebieten. „Jetzt ist nicht die Zeit, die Hände in den Schoß zu legen, sondern die Ärmel hochzukrempeln. Der Kampf um unsere Freiheit wird harte Arbeit erfordern. Aber ich sage: harte Arbeit ist gute Arbeit, harte Arbeit kann freudige Arbeit sein und der Kampf für unser Land ist es immer wert“, so die Vizepräsidentin.
Für Demokraten ist ein weiterer Teil der Arbeit, verlorene Wähler zurückzugewinnen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!