Forschung an Bäumen: Lang lebe der Wald!
Die Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt sucht nach Wegen, Wälder für die Umwelt zu erhalten. Davon profitieren nicht nur Umweltschützer.
Doch nicht alle Forschungswälder des NW-FVA sehen so aus. Bei Naturwäldern deutet nur ein Schild auf einen Unterschied hin. Dort wird anhand von Markierungen gearbeitet, die auf Probepunkte aufmerksam machen. Die Untersuchungen, die hier stattfinden, sind so vielfältig wie der Wald selber. Aktuell laufen 42 Projekte gleichzeitig.
233 Mitarbeiter*innen forschen in den fünf Abteilungen des Instituts: Waldwachstum, Waldschutz, Waldgenressourcen, Umweltkontrolle und Waldnaturschutz. Die Wälder, in denen geforscht wird, sind in der Regel Eigentum der Bundesländer.
Dabei geht es nicht nur um den ökologischen Aspekt und die Erhaltung des Waldes, sondern um die „Multifunktionalität, die der Wald haben kann“, so Nagel. Noch immer sei Holz ein wichtiger Rohstoff, pro Person werde etwa ein Kubikmeter Holz im Jahr verbraucht. Anhand der Forschungswälder lasse sich untersuchen, unter welchen Umständen und in welchen Kombinationen sich ein Wald am nachhaltigsten entwickelt, aber auch, wann er denn besten Nutzen abwirft. Vor allem Waldeigentümer*innen profitieren von den Ergebnissen, dank derer sie ihren Wald bestmöglich bewirtschaften und stabilisieren können.
Die praktische Vermittlung der wissenschaftlichen Ergebnisse durch Beratung, Seminare oder Entscheidungsleitfäden, ist für Ralf-Volker Nagel ein besonders wichtiges Thema, um die Forstpraxis zu unterstützen.
Ähnlich wie an einer Uni wird geforscht
Für fast ein Viertel des deutschen Waldes ist die Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt zuständig. Gegründet wurde sie 2006 von Niedersachsen, Hessen und Sachsen-Anhalt. 2011 kam Schleswig-Holstein dazu. Die Forschungsanstalt ist über die Länder und über Drittmittel finanziert und betreibt praxisangewandte Forschung. Ähnlich wie an einer Universität wird hier geforscht, jedoch direkt im und am Wald.
Ein Steuerungsausschuss, der durch die Trägerländer besetzt wird, beschließt unter fachlicher Beratung die Arbeitspläne. Besonders der Einfluss und die Folgen des Klimawandels sind aktuell für die Länder interessant. Im Vordergrund steht dabei die Frage, wie der Wald unter sich verändernden Bedingungen stabilisiert werden kann. Auch wenn die Forschungsfelder von den Ländern vorgegeben werden, sei das Forschungsinstrument und die Interpretation und Auslegung der Ergebnisse Sache der Forschungsanstalt, sagt Nagel.
Wald der Zukunft in Gefahr
Als größte Gefahr für den Wald in der Zukunft sieht Nagel den Klimawandel. Denn durch die Witterungsveränderungen können sich einige Baumsorten nicht mehr so gut und stabil entwickeln. Die Zunahme an Extremwetterstationen wie Stürmen oder Starkregen einerseits und die höheren Temperaturen und längeren Trockenperioden andererseits machen den Wäldern zu schaffen. Eine Lösung, die aktuell untersucht wird, wäre Bäume in die Wälder zu integrieren, die aus dem südeuropäischen oder auch vorderasiatischen Raum kommen und deshalb höhere Temperaturen besser verkraften als einige der heimischen Baumarten.
Vor kurzem hat die NW-FVA den jährlichen Waldzustandsbericht für Niedersachsen veröffentlicht. Im Vergleich zu den vergangenen Jahren, ging es den Wasserspeichern ein wenig besser. Ein Grund zur Freude ist das für Nagel aber nicht. Zu viele andere Faktoren, wie Schädlingsbefall, geschädigte Bäumen und Witterungen machen dem Wald weiterhin zu schaffen.
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