piwik no script img

die kinderfrageWie wurden Menschen erfunden?

Wir wollen von Kindern wissen, welche Fragen sie beschäftigen. Jede Woche beantworten wir eine. Diese Frage kommt von Yara, 6 Jahre alt.

Gute Frage! Denn dass Menschen wirklich erfunden wurden, davon waren bis vor ein paar hundert Jahren eigentlich alle überzeugt. Damals dachten die Menschen tatsächlich, sie seien von Gott erschaffen worden. An welchen Gott oder an welche Götter sie dabei genau glaubten, machte fast keinen Unterschied.

Auch in der Bibel steht zum Beispiel: „Dann sprach Gott: Lasst uns Menschen machen als unser Abbild, uns ähnlich.“ Im Mittelalter hatte die Kirche so viel Einfluss, dass sich kaum jemand traute, an dieser Idee zu zweifeln. Irgendwann begannen dann aber immer mehr Leute zu hinterfragen, ob wirklich ein Gott die Menschen erschaffen hat. Aber woher sollen wir sonst kommen?

Vor 165 Jahren hat ein britischer Wissenschaftler namens Charles Darwin das herausgefunden. Er konnte zeigen, dass es keinen Gott braucht, der die Menschen erfunden hat. Was Darwin entdeckt hat, nennt sich „Evolution“. Ein Freund, der Biologie studiert, hat mir erklärt, wie das funktioniert.

Lange bevor es auf der Erde Menschen gab, haben hier schon andere Tiere gelebt. Sie waren am Anfang ganz klein und einfach aufgebaut. Über die Zeit – und wir sprechen hier von vielen Millionen von Jahren – haben sich aus diesen winzigen Tieren größere und kompliziertere entwickelt. Neue Tierarten sind entstanden, und die Arten, die am besten an ihre Umwelt angepasst waren, haben überlebt. So ist irgendwann auch der Mensch entstanden. Er teilt seine Vorfahren mit den heutigen Affen.

Trotzdem ist der Mensch irgendwie eine Erfindung. Denn wenn wir „Mensch“ sagen, meinen wir ja nicht eine Tierart. Und obwohl wir eigentlich Tiere sind, sehen wir uns selbst nicht so. Man könnte also sagen, der Mensch hat sich selbst erfunden: als Gegenteil des Tiers.

Aber wie kam es zu dieser Unterscheidung? Ich habe mal meinen ehemaligen Ethiklehrer gefragt. „Die Idee, dass wir Menschen über den Tieren stehen, stammt von den alten Griechen“, erklärt er. „Sie haben festgestellt, dass nur der Mensch Vernunft besitzt.“ Vernunft zu haben bedeutet, über sich selbst nachdenken zu können. „Weil der Mensch gemerkt hat, dass nur er das kann, fühlt er sich überlegen.“

Hast du auch eine Frage?

Dann schreib sie uns an kinderfragen@taz.de.

Diese Unterscheidung zwischen Mensch und „Tier“ wurde über die Jahrhunderte weitergegeben – bis heute. Vielleicht müssten wir uns aber öfter mal als Tiere wahrnehmen, um einzusehen, dass wir die Natur zum Leben brauchen. Das wäre doch vernünftig.

Nico Preikschat

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen