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Endlagersuche und die CDUDas wirklich ewige Leben

Nick Reimer
Kommentar von Nick Reimer

Die Suche nach einem Endlager wird uns wohl noch 50 Jahre beschäftigen. Außer die CDU kommt an die Macht. Dann wird es noch länger dauern.

Strahlt eine Weile: Atommüll im Zwischenlager Ahaus Foto: Ralf Rottmann/Funke Foto Services/imago

D ieser Prozess hat vier Jahre gedauert: Im Herbst 2020 hatte die Bundesgesellschaft für Endlagerung eine Landkarte vorgelegt, die mögliche Standorte eines Atomendlagers aufzeigte. Nach dieser waren 54 Prozent des deutschen Untergrundes prinzipiell geeignet. Nun – vier Jahre später – ist die Forschung weiter. Jetzt sind nur noch 44 Prozent tauglich.

Was selbstverständlich viel zu viel ist. Gesucht wird das richtige halbe Prozent: Eine Gesteinsformation, die 27.000 Kubikmeter hoch radioaktiven Mülls dauerhaft einschließt. Die Hinterlassenschaft aus gut 60 Jahren Atomkraft in Deutschland strahlt mit tödlicher Stärke noch eine Million Jahre, weshalb das Lager eine Million Jahre sicher abgeschottet sein muss. Um ein Gefühl für diesen Zeitraum zu bekommen: Das älteste bekannte Grab in Mitteleuropa ist etwa 22.000 Jahre alt, die ältesten Spuren des Homo sapiens 300.000 Jahre.

60 Jahre Nutzen gegen eine Million Jahre Schaden – als wäre diese Rechnung nicht absurd, will die Union die abgeschalteten deutschen Atomkraftwerke wieder ans Netz nehmen. Das hat sie an diesem Dienstag auf einem „Energiegipfel“ beschlossen. Damit torpedieren diejenigen, die „Christ“ in ihrem Namen tragen, auch die Suche nach dem Endlager massiv.

Gesucht wird eine Gesteinsformation für 27.000 Kubikmeter Strahlenmüll – und nicht für 30.000.

Denn gesucht wird eine Gesteinsformation für jene 27.000 Kubikmeter Strahlenmüll, die bislang angefallen sind. Also nicht für 28.000 Kubikmeter, 30.000 Kubikmeter oder et cetera. Eine Untersuchung kam kürzlich zu dem Schluss, dass schon die aktuelle Endlagersuche frühestens 2074 zu Ende gehen dürfte. Doch mehr Müll bedeutet andere geologische Parameter – und eine weitere Verzögerung der Suche.

Die Union will als Fürsprecher der Atomkraft in die Bundestagswahl ziehen. Na Halleluja! Verwechseln die Christen etwa „das ewige Leben“ mit endlos todbringendem Strahlenmüll? Wenn die Union für die Probleme der Gegenwart programmatisch nichts Besseres als die Fehler der Vergangenheit anzubieten hat, kann einem nur Himmelangst um Deutschlands Zukunft werden.

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Nick Reimer
Seit 1998 bei der taz (mit Unterbrechungen), zunächst als Korrespondent in Dresden, dann als Wirtschaftsredakteur mit Schwerpunkt Energie, Klima und Landwirtschaft, heute Autor im Zukunftsressort.
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5 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

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  • Diesen Millionen Jahre gefährlichen hochradioaktiven Müll, vor dem uns der Autor so dringlich warnt, gibt es Gottseidank nicht. Denn "hochradioaktiv" ist gleichbedeutend mit kurzer Halbwertszeit; das Zeug klingt sehr schnell ab, gerade weil es hochradioaktiv ist. Grafisch z.B. dargestellt hier:



    www.kernenergie.ch...ent---1--1090.html

    Jahrzehntelang nach dem bestmöglichen Endlager für hochradioaktive Abfälle zu suchen ist nichts anderes als abzuwarten bis der Abfall nur noch mäßig radioaktiv ist und derweil Recyclingverfahren für Brennstäbe zu verbessern. Was vermutlich auch das vernünftigste ist.

    • @Descartes:

      sehr richtig. immer wieder erstaunlich wie gefühlt niemand den Zusammenhang zwischen Radioaktivität und Halbwertzeit versteht.



      100 Jahre stehen lassen, und den dann nur noch mäßig radioaktiven Schwermetallschrott zu Oxiden verbrennen und verglasen oder recyceln falls es dann noch wer braucht.



      Auch hier bei TAZ wird immer so getan, als wäre das Zeuch 1 Mio Jahre tödlich nur beim ankucken, und dann ist es auf Schalterflip plötzlich sicher.



      Echt grotesk. Ohne das Problem aka das Wesen von Radioaktivität zu verstehen, kann man einfach nicht wissen was zu tun ist.

  • Andere Länder haben die Suche längst (formal) erfolgreich abgeschlossen.

    Auch an den sogenannten "Zwischenlagern", die ja de facto inzwischen (nach menschlichen, wenn auch nicht Zerfallszeiträumen) Langfrist-Lager sind, nimmt niemand Anstoß.

    Ohne spezielle geologische Details klingen doch allein diese Gegensätze schwer danach, dass die Suche eigentlich gar nicht so schwer wäre, und dass ihr dauerhafter Misserfolg einfach bisher politisch so gewollt war.

  • Also um im Bild zu bleiben: Man sollte doch mal die Kirche im Dorf lassen. Dieser "Beschluss" der CDU ist "Gedöns", das wissen die auch selbst. Zum einen können abgeschaltete AKW gar nicht mehr einfach wieder "ans Netz". Und selbst wenn man diese Absichten ernsthaft verfolgte, dauerte es Jahre, um für eine Jahrzehnte alte Technik eine neue Betriebsgenehmigung zu erhalten. Diese drei Kraftwerke stehen eben nicht nur still im Sinn einer Pause.



    Was Neubauten (d.h. die beschlossene "Weiterentwicklung") betrifft: Wer will das bezahlen? Und wer will das durchsetzen?



    Und die Endlagersuche wird durch Landespolitiker aller Couleur erschwert. Der Wähler wegen. Denn in irgend jemandes Vorgarten muss das Zeug schließlich landen

  • Es wird kein Endlager geben.



    Die Menschheit ist schlicht nicht dazu fähig eine technische Lösung zu entwickeln, die die geforderte Zeit überdauern kann. Wir reden hier schließlich über einen Zeitraum, in dem das Zentralmassiv der Alpen um 800m wachsen wird.



    Die Verantwortlichen wissen das auch - nicht ohne Grund wird das "Ende der Suche" in 50 Jahren erwartet, wenn alle jetzt an der Suche beteiligten längst pensioniert oder verstorben sind.



    Wir sollten uns daher an den Gedanken gewöhnen, dass wir dauerfhafte Zwischenlager haben werden, so dass auch die Behälter an den jewiligen Stand der Technik angepasst werden - freilich wird das auf immer Geld kosten. Unser Geld.