Social Leasing: Viele offene Fragen
Aus der CDU kommt die Idee, Geringverdiener mit einem Zuschuss beim Leasen eines E-Autos zu unterstützen. Eine gute, aber schlecht durchdachte Idee.
A us der Union kommen manchmal sogar gute Ideen. Da fordern die beiden CDU-Europa-Abgeordneten Peter Liese und Dennis Radtke beispielsweise ein Social-Leasing-Modell für E-Autos: Menschen mit schmalerem Gehaltschecks sollen einen Zuschuss bekommen, wenn sie ein E-Auto leasen. Das ist kein schlechter Vorschlag, aber er wirft Fragen auf.
So ganz neu ist die Forderung nach sozialem Leasing für Elektromobile nicht. Frankreich hat bereits ein solches Programm, das sich an Menschen mit geringem Einkommen richtet, die beruflich auf das Auto angewiesen sind. Auch hierzulande macht die Idee in gewerkschaftlichen Kreisen schon die Runde. Schließlich geht es aktuell um die brenzlige Frage, wie Jobs in der kriselnden Autoindustrie gerettet werden können.
Eine E-Auto-Prämie, die sich an Einkommensschwache richtet, ist fürs Klima besser, als etwa in Brüssel eine Aufweichung der CO2-Flottengrenzwerte zu erwirken, wie das manche Autobauer gerne hätten. Schließlich hat es sich die Bundesregierung zum Ziel gemacht, dass 2030 nicht weniger als 15 Millionen Elektroautos auf Deutschlands Straßen fahren.
Nach dem Willen der beiden CDU-Politiker sollen indes Bürgergeldempfänger nicht von der Förderung profitieren. Doch gerade sie hätten den Bonus finanziell am nötigsten, auch unter ihnen gibt es genug Berufstätige, die auf ein Auto angewiesen sind. Ebenso ist die Frage berechtigt, wie viel Rückhalt diese Forderung in der CDU hat, wenn sie lediglich vom Chef des CDU-Arbeitnehmerflügels Radtke und einem Mitstreiter kommt. Der Rest der Partei ist weniger bekannt für soziale Forderungen.
Fraglich vor allem ist aber, ob mit dieser Methode den deutschen Autobauern überhaupt geholfen wird. Sie sind nicht dafür bekannt, günstige, kleine Modell zu produzieren. Ebenso werden sich Geringverdiener selbst mit einer Förderung keinen E-SUV leisten können. Vielleicht kann das auch ein Anreiz für VW & Co. sein, ein günstiges Elektromodell auf den Markt zubringen. Das wäre zumindest keine schlechte Idee.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Geschasste UN-Sonderberaterin
Sie weigerte sich, Israel „Genozid“ vorzuwerfen
Prognose zu Zielen für Verkehrswende
2030 werden vier Millionen E-Autos fehlen
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Mord an UnitedHealthcare-CEO in New York
Mörder-Model Mangione
Partei stellt Wahlprogramm vor
Linke will Lebenshaltungskosten für viele senken
Vertrauensfrage von Scholz
Der AfD ist nicht zu trauen