Gewalt wegen Frauenhass: Mehr als 30 Verletzte

Weil seine Frau sich von ihm getrennt hat, soll ein Mann in Essen mehrere Brände gelegt haben. Dann rammte er gezielt Geschäfte mit einem Lieferwagen.

Ein Geschäft in Essen ist mit Absperrband der Polizei gesichert

Der Tatverdächtige soll am Samstag in Essen Brände gelegt und mit einem Lieferwagen gezielt in zwei Geschäfte gefahren sein Foto: TV7news/dpa

Bochum taz | Weil sich seine Frau von ihm getrennt hat, soll ein aus Syrien stammender Mann in der Ruhrgebietsmetropole Essen zwei Brände in Wohnhäusern gelegt und so mehr als 30 Menschen verletzt haben. Außerdem soll der 41-Jährige am späten Samstagnachmittag mit einem Lieferwagen gezielt in zwei Geschäfte gefahren sein.

Beim ersten Brand wurden zwölf Menschen verletzt. Darunter acht Kinder, von denen zwei mit lebensgefährlichen Verletzungen in Spezialkliniken in Bochum und Duisburg gebracht wurden. Nach Feuerwehrangaben sind sie zwei und vier Jahre alt. Beim zweiten Brand erlitten 19 weitere Menschen Verletzungen. Die Tatorte lagen in den migrantisch geprägten, dicht besiedelten Stadtteilen Altenessen und Katernberg im Essener Norden.

Dort müssen sich nach 17 Uhr dramatische Szenen abgespielt haben: Bei Eintreffen der Feuerwehr hielten die Be­woh­ne­r:in­nen Kinder offenbar bereits aus den Fenstern. Ihnen war der Fluchtweg versperrt, nachdem das Treppenhaus in Brand stand. Die Feuerwehr rettete die Menschen mit Leitern. Ein zusätzlich aufgeblasenes Sprungpolster musste nicht genutzt werden.

Einen terroristischen Hintergrund scheinen die Taten nicht gehabt zu haben. „Erste Ermittlungen ergaben, dass das Motiv des 41-Jährigen war, dass sich seine Ehefrau von ihm getrennt hatte“, hieß es vonseiten der Polizei. Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) sprach vom „Werk eines Mannes, der möglicherweise die Trennung von seiner Frau nicht verkraftet hat“.

Gezielte Angriffe auf Bekannte

Auch der Anwalt des Täters bestritt jedes politische Motiv: „Reine familientragische Geschichte. Kampf gegen seine Frau um die Kinder – und wahrscheinlich eine psychische Störung“, sagte Rechtsanwalt Volker Schröder der Deutschen Presse-Agentur dpa.

Dabei soll der 41-Jährige mit syrischer Staatsangehörigkeit gezielt Menschen attackiert haben, die seine Ehefrau unterstützten. Nach den beiden Brandstiftungen in zwei nur wenige Kilometer voneinander entfernten Wohnhäusern fuhr der Täter weiter und rammte mit einem Transporter gezielt zwei Gemüsemärkte.

Auf im Internet kursierenden Videos ist zu sehen, wie er dabei zumindest in einem Fall zwei Mal zurücksetzt und eins der Geschäfte zwar langsam, aber energisch auch noch zum zweiten und dritten Mal rammt. Letzter Tatort war dann der Gemüseladen „Arabisches Haus“ im Stadtteil Katernberg, der von einer ebenfalls aus Syrien stammenden Familie betrieben werden soll.

Auch bei den Brandstiftungen mit ihren 31 Verletzten soll der Täter gezielt Bekannte angegriffen haben. „Die Taten haben sich offensichtlich gezielt gegen eine Familie gerichtet“, erklärte Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen (CDU). Wie Landesinnenminister Reul dankte Kufen auch Anwohnern und Zeugen.

Diese hätten nicht nur bei den Rettungsmaßnahmen geholfen, sondern den Mann in einem Hinterhof bis zum Eintreffen der Polizei „in Schach gehalten“, erklärte Reul – „unter Gefahr des eigenen Lebens“. Denn offenbar war der Täter auch schwer bewaffnet: Ein weiteres im Internet kursierendes Video zeigt dessen Verhaftung durch zwei BeamtInnen. „Person ist sicher“, meldet die Polizistin über Funk, und: „Messer und Machete sind sicher.“ (mit Agenturen)

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