DFB-Pokal: Noch mal zum Pokal

Im Mai stand ein Zweitligist noch im Finale, diesmal geben sich die Bundesligisten keine Blöße. Kostenlos sehen lassen sich ohnehin nur die Großen.

Bei Hertha BSC gegen Hansa Rostock gab es einen Grund die Hände hochzureißen Foto: IMAGO/Jan Huebner

Es ist halt immer ein Vabanquespiel mit den Bayern. Sind sie im Pokal noch dabei, werden ihre Spiele fast grundsätzlich im Öffentlich-Rechtlichen frei übertragen, und es stellen sich die Fragen warum – und schaue ich mir das an?

Im glücklichen Fall läuft es wie damals in Kiel oder letztes Jahr nicht in Marienbad, sondern Saarbrücken, und das Wetter ist grandios mies, es hagelt, schneit oder pisst wie Sau, die Bayern stolpern sich einen zurecht und am Ende hauen die kämpfenden Glücksritter aus den Unterhäusern entscheidend einen rein und die Bayern raus.

Oder aber, lange der Normalfall, das Spiel hat sich nach einer Viertelstunde erledigt, es ist spielerisch mau und wirkt wie ein nachgezogenes Vorbereitungsspiel, das der FCB mit irgendwas zu null für sich entscheidet. Am Freitag in Ulm war es mal wieder so.

Aber so ist das im Pokal; hatte es in der Vorsaison noch unzählige Überraschungen gegeben bis hin zur Finalteilnahme des zwar Traditionsklubs, aber eben auch aktuellen Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern, haben sich die Bundesligisten zur Eröffnung der Saison 24/25 diesmal keine Blöße gegeben und mehrheitlich früh für klare Ergebnisse gesorgt. Ausnahmen gibt es natürlich immer, erwischt hat es diesmal die Bochumer in Regensburg, aber dieses Jahr war das eben bislang die Ausnahme.

Kann aber auch sein, dass es an den unterklassigen Vereinen lag. Die „Sensation“ lag nämlich wirklich fast nirgendwo „in der Luft“; Kleinstadion-Atmo, diese schöne samstägliche Mischung aus Bier und Wurst und Einfamilien­häuschen in Schussweite, war diesmal fast die Ausnahme und nicht die Regel.

Die Kicker vom Lübecker Zweitklub 1. FC Phoenix, der vor 100 Jahren mal eine goldene Zeit erlebte, zog gegen die Borussen aus Dortmund lieber gleich ins Hamburger Volksparkstadion – nach dem Motto „Lieber an der Kasse gewinnen als auf dem heimischen Dorfplatz vor 4.000 Zahlenden“. Endresultat: 1:4, trotz sehr guter Leistung.

Aber auch die zweite Voraussetzung für die Pokalsensation fehlte an vielen Orten: das Das-Herz-auf-dem-Platz-Lassen, die absolute Kampfbereitschaft bis zum Umfallen.

Der SV Meppen zum Beispiel hatte den Zweitligisten Hamburger SV zu Gast, und wer sich die Sensationen der vergangenen Jahre so angeschaut hat, hätte denken können: Da geht was. Da ging aber gar nichts, denn der SV Meppen, immerhin Ex-Bundesligist bei den Frauen, erstarrte nahezu in Ehrfurcht, nahm den Kampf nur phasenweise auf und ging brasilianisch mit 1:7 unter. So hoch gewann nicht einmal der FC Bayern.

Stimmt, das andere Extrem früher Pokalrunden waren immer die hochhaushohen Ergebnisse, wenn es bei den Unterklassigen so gar nicht lief. Diesmal steht neben dem 7:1 des HSV nur ein 7:0 des Zweitligisten SV Elversberg in Hildesheim. Lustige Randnotiz war die 12. Niederlage im 12. Pokalspiel des FC Villingen, kein Verein ist schlechter.

Jetzt freuen sich alle auf den 1. September, wenn nach den zwei Nachholspielen die nächste Runde ausgelost wird. Es ist jetzt schon abzusehen, dass es dann zu Bundesliga­duellen kommen wird. Nur einer wird gewinnen.

Übertragen wird mit fast hundert­prozentiger Wahrscheinlichkeit der FC Bayern; auch Borussia Dortmund hat gute Chancen. Bis dahin kann man immerhin die Supercup­­finalisten Bayer Leverkusen und VfB Stuttgart bei ihren Pokalauftritten noch einmal live frei und ­unverschlüsselt sehen, aber wer schaut heutzu­tage denn noch ARD und ZDF.

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