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Chiphersteller in der KriseIntel streicht jede sechste Stelle

Chiphersteller Intel reagiert mit Stellenstreichungen auf schlechte Zahlen. Der Bau der Chipfabrik in Magdeburg soll dadurch nicht gefährdet sein.

Hat Intel den Anschluss verpasst? Smartphone-Bildschirm mit dem Intel-Logo auf einer Computerplatine Foto: reuters

Bangalore/Frankfurt rtr | Wegen der schleppenden Nachfrage nach Prozessoren für klassische Server schlägt Intel einen harten Sparkurs ein. Der Chip-Konzern kündigte am Donnerstag die Streichung von mehr als 15 Prozent der Stellen an.

Durch diese und andere Maßnahmen sollen im kommenden Jahr 10 Milliarden Dollar eingespart werden. Intel-Aktien brachen daraufhin im nachbörslichen Handel an der Wall Street um 10 Prozent ein.

Im zweiten Quartal ging der Umsatz weiteren Angaben zufolge um 1 Prozent auf 12,8 Milliarden Dollar zurück und lag weitgehend im Rahmen der Erwartungen. Der Gewinn schrumpfte auf 0,02 Dollar je Aktie. Analysten hatten auf 0,10 Dollar je Aktie gehofft. Für das laufende Vierteljahr stellte Intel Erlöse zwischen 12,5 und 13,5 Milliarden Dollar in Aussicht, rund 1 Milliarde Dollar weniger als von Börsianern vorhergesagt.

Intel fehlt bislang ein konkurrenzfähiger Spezialprozessor für Künstliche Intelligenz (KI), um dem Weltmarktführer Nvidia Paroli bieten zu können. Erzrivale AMD hatte vor einigen Tagen mit dem Kauf des KI-Entwicklers Silo AI zur Aufholjagd geblasen.

Bau neuer Werke ist nicht gefährdet

Durch das milliardenschwere Sparprogramm bei Intel ist der geplante Bau einer neuen Chipfabrik in Magdeburg offenbar nicht gefährdet. „Wir investieren weiterhin in Kernbereiche unseres Geschäfts, um sicherzustellen, dass wir für langfristiges Wachstum gut positioniert sind“, sagte Firmenchef Pat Gelsinger im Rahmen der Präsentation der Quartalsergebnisse am Donnerstag (Ortszeit). Er halte an der Strategie fest, durch den Ausbau der Produktionskapazitäten in den USA und der EU Lieferketten widerstandsfähig zu machen.

Nach einer jahrelangen wirtschaftlichen Talfahrt will Gelsinger mit einer Schrumpfkur das Ruder bei Intel herumreißen. Er streicht rund ein Sechstel der insgesamt etwa 125.000 Stellen, kappt die Dividende und fährt Investitionen zurück. In den vergangenen Monaten hatte der Chip-Konzern für mehrere Dutzend Milliarden Dollar den Bau einer „Megafab“ in Magdeburg sowie neuer Werke in anderen Ländern angekündigt.

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6 Kommentare

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  • Ich sehe, dass unsere Milliarden in guten Händen sind.

  • Die Milliarden an Subventionen für



    kriselnde Unternehmen wie Intel u.



    Northvolt zeigen, dass das Wirtschaft-



    Ministerium ziemlich leichtsinnig mit Steuergeldern und ziemlich naiv bei derBeurteilung von Unternehmen



    vorgeht. Ein Geisteswissenschaftler an



    der Spitze des Ministeriums und damit



    Letztentscheider ist, das hat schon die



    Implementierung des GEG gezeigt, so



    sympathisch Habeck ist, eine klare



    Fehlbesetzung.

  • "Durch das milliardenschwere Sparprogramm bei Intel ist der geplante Bau einer neuen Chipfabrik in Magdeburg offenbar nicht gefährdet."



    Darauf würde ich nicht zu viel geben. Intel hinkt mittlerweile so ziemlich überall hinterher und fertigt immer mehr bei TSMC statt im eigenen Haus. Spricht nicht für Vertrauen in die eigene Produktion.

  • Ist dem Redakteur aufgefallen, dass es nicht um KI geht? Intel liefert seit Monaten minderwertige CPUs aus, die reihenweise abstürzen. Die Firma hinkt massiv hinter der Konkurrenz her. Ihnen wird vorgeworfen, ihre Produkte durch Minderung der Zuverlässigkeit und Sicherheit überhaupt noch marktfähig zu halten. Denen korrodieren inzwischen die Leiterbahnen in den Raptor Lake CPUs weg.

    www.techradar.com/...rts-of-instability

    Die Reaktion von Intel ist die alte: es gibt kein Problem! Danach; die User sind schuld; danach waren die Mainboardhersteller schuld; zu guter Letzt, wollte man das (wie immer) mit einem Microcode-update beheben.

    Mit solchen Updates hat Intel in der Vergangenheit schon mehrfach nachträglich die CPUs erheblich verlangsamt – etwa um Meltdown und Spectre und danach Downfall zu beheben. Inzwischen wurde aber klar, dass die Fertigungsprobleme nicht behoben werden können. Intel zieht die CPUs aber nichtmal aus dem Verkauf.

    Es gibt seit fast 10 Jahren keine Intel CPUs mehr, die nicht von Problemen betroffen waren. Intel ist ist abgehängt.

  • Intel hat sich zu lange auf ihrem Quasi-Monopol ausgeruht, gravierende Bugs nicht beseitigt, die Konkurrenz ist mittlerweile besser. Auch der "KI"-Hype wird sich wieder geben. Neben dem sehr fragwürdigen Nutzen sind die neuen "KI"-Prozessoren wie auch "KI" insgesamt extreme Stromfresser - ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, wo durch bessere Fertigungstechnik leistungsstarke Prozessoren mit geringem Stromverbraucht verfügbar wurden.

  • Passt doch prima: Weltweit bauen die Arbeitsplätze ab und wir bzw. unsere derzeitige Regierung belohnt diese noch mit wertvollen Milliarden €.