Berliner Immobilien Krimi: Von Sklaven und Insidern
In „Tödliche Geheimnisse – Das Versprechen“ (ARD-Mediathek) zeigt sich Berlin von seiner hässlichen Seite. Es geht um schmutziges Geld am Bau.
Ach Berlin, du kannst so hässlich sein, das zeigt die düstere Eingangssequenz dieses Films so deutlich! Und doch wollen so viele Menschen hier leben. Und was brauchen diese Menschen? Richtig – Wohnraum. Bezahlbar ist der allerdings schon lange nicht mehr, und so lässt sich mit dem Thema wunderbar Wahlkampf, Politik und Cash machen.
Das hat auch der aufstrebende Bausenator Sebastian Schülke (äußerst passend besetzt mit Mark Waschke) begriffen. Der neue „Wunderwuzzi“ der Hauptstadt will mit seinem Projekt „Wohnen für Berlin“ nicht nur Wohnraum schaffen, sondern Wählerstimmen gewinnen und seinen Weg zum Amt des Regierenden Bürgermeister ebnen.
Dabei gibt er nach außen hin den wortgewandten Politiker, der kein Wässerchen trüben kann – ganz im Gegensatz zu seinen gescheiterten Vorgängern. Im Hintergrund jedoch mauschelt auch er ganz schön herum, nämlich mit dem schmierigen Baumogul Herbert Sandner (Rainer Wöss).
Denn das „billige“ Bauen von Eigentumswohnungen geht natürlich nicht mit rechten Dingen zu. Ein ganzer Zweig der Organisierten Kriminalität hat sich hierauf spezialisiert und liefert dem Unternehmer rechtlose, ukrainische Tagelöhner, die für drei Euro die Stunde hart malochen und schwarz die Bauten hochziehen. Dabei gibts dann blöderweise auch mal Arbeitsunfälle, denn die Sicherheit wird auf den Sandnerschen’ Baustellen nicht ganz so groß geschrieben, wie der Profit.
Ungesunde Verbindungen von Politik und Unternehmen
Zufällig beobachtet das Journalistinnenpaar Karin Berger (Anke Engelke) und Rommy Kirchhoff (Nina Kunzendorf) den tödlichen Absturz eines Bauarbeiters. Sie versuchen, erste Hilfe zu leisten und lernen dabei Taras (Ivan Shvedoff) kennen, den Bruder des Verunglückten. Kurzentschlossen nehmen die beiden den Mann bei sich auf – denn hinter all dem persönlichen Elend steht auch eine viel größere Geschichte: Nämlich die über die ungesunden Verbindungen von Politik und Unternehmen.
Taras zeigt Kirchhoff, wie er haust: In einem abrissreifen Gebäude mit Schimmel, dafür ohne Türen, unter menschenunwürdigen Bedingungen. Dafür muss er im Monat 200 Euro an ein schwer zu durchschauendes Firmengeflecht zahlen. Ohne Frage – Was hier läuft, ist moderne Sklaverei.
Berger und Kirchhoff suchen sich Unterstützung bei einem aufstrebenden Online-Magazin und beginnen mit ihren Recherchen. Dabei hoffen sie auf Insiderinformationen von Vicky Urban (facettenreich und undurchschaubar dargestellt von Petra Schmidt-Schaller), der Referentin von Senator Schülke. Sie weiß, wie Schülke und Sandner ihre unheilige Allianz geformt haben, jedoch bleiben ihre eigenen Motive und ihre Position lange im Dunkeln – genau das macht diese Figur so interessant.
Die Szenen, in denen Schülke und Urban allein sind, sind äußerst dynamisch gespielt und ähneln einem Katz-und-Maus-Spiel. Wer ist der Gute, wer der Böse? Wer ist loyal? Und wie hoch ist der Preis für diese Loyalität? Und hat irgendjemand überhaupt noch ein bisschen Moral im Leibe?
Es sind große Fragen, die in diesem auch heute noch topaktuellen Film aus dem Jahr 2020 gestellt werden. Was ist ein Menschenleben wert? Wie kann man die Wohnungsnot (nicht nur in Berlin) lindern? Recht ausweglos erscheint das alles, in diesem von seiner großartigen Besetzung getragenen Krimi, in dem die Hauptstadt zu einer passend unterkühlten Kulisse gerät.
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