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„Ich wünsche mir, dass Kinderarmut bekämpft wird und abnimmt“

Maaradji, 18 Jahre, aus Kaiserslautern

Maaradji hat sich vor dem Rathaus in Kaiserslautern fotografieren lassen, weil das Gebäude repräsentativ für die Stadt ist. Nach dem Abi soll es in eine andere Stadt gehen, gern nach Berlin

Ich bin zusammen mit meinen zwei jüngeren Geschwistern bei meinem Vater in Kaiserslautern aufgewachsen. Meine Eltern stammen aus Algerien. An meine Mutter habe ich allerdings kaum Erinnerungen, die beiden haben sich getrennt, als ich vier Jahre alt war. Mein Vater war daraufhin alleinerziehend. Wir haben zwischenzeitlich eineinhalb Jahre in Oran an der Küste Algeriens gelebt, dann in Stuttgart, dann wieder in Kaiserslautern.

Armut ist eine grundlegende Erfahrung meiner Kindheit. Mein Papa war zeitweise arbeitslos, wir haben Hartz IV bezogen. Manchmal hat er auch Arbeit gefunden, meistens als Reinigungskraft. Wenn man arm ist, geht es nicht „nur“ darum, dass man sich keine coolen Klamotten leisten kann. Es ist grundlegender. Ich konnte zum Beispiel keine Kindergeburtstage feiern wie andere. Ich bekam keine Nachhilfe in Fächern, in denen ich nicht so gut war – das war zu teuer. Dabei war schulischer Erfolg sehr wichtig für mich. In der Schule konnte ich mich beweisen.

Ich bin eher pessimistisch, wenn ich an die Zukunft denke. Vor allem macht mir der Rechtsruck Sorge, den wir in vielen Nationen in Europa sehen. Marginalisierte Gruppen haben es dort immer schwerer. Ich wünsche mir, dass sich dieser Trend umkehrt und dass deren Rechte geachtet werden. Auch der Klimawandel macht mir Angst; ich hoffe, dass wir das irgendwie geregelt bekommen.

Positiv sehe ich den technischen Fortschritt, vor allem in der Medizin. Was K.I. angeht, bin ich etwas skeptischer, vor allem in der Kunst zerstört sie meines Erachtens die Originalität. Ich wünsche mir am meisten, dass Kinderarmut bekämpft wird und abnimmt.

Mut machen mir die vielen Menschen, die sich aktiv beteiligen, um die Situation zu verbessern. Ich selbst besuche Demonstrationen, engagiere mich bei der Antifa. Und ich werde wählen gehen, zum ersten Mal im Juni.

Zunächst will ich mein Abitur machen und danach studieren, Sozialwissenschaften oder Soziologie. Ich könnte mir vorstellen, auf eine Professur hinzuarbeiten oder Jour­na­lis­t*in zu werden. Eine längere Beziehung habe ich noch nicht gehabt, aber irgendwann wünsche ich mir auch eine Partnerschaft. Auf jeden Fall will ich weggehen von hier. Ich möchte in einer größeren Stadt leben, am liebsten in Berlin.

Protokoll: Jens Uthoff

Maaradji war in der Kindheit und Jugend oft und gern in der Bibliothek. Sie war ein Zufluchtsort

* Maaradji möchte nur beim Nachnamen genannt werden

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