: Erbitterte Kämpfe um Al-Schifa-Krankenhaus
Unter Hochdruck wird über einen möglichen weiteren Geisel-Deal verhandelt. Das israelische Militär rückt weiter mit Truppen in den Gazastreifen vor
Von Lisa Schneider
Das Schifa-Spital in Gaza-Stadt ist seit vergangener Woche erneut Schauplatz erbitterter Kämpfe zwischen Kämpfern der Hamas und des Palästinensischen Islamischen Dschihads (PIJ) auf der einen Seite und dem israelischen Militär auf der anderen Seite. Nun hat Israel bekannt gegeben, dass unter den 800 in dem Krankenhaus festgenommenen Personen 480 als Mitglieder des PIJ oder der Hamas bestätigt seien. Die Truppen hätten auch große Mengen an Waffen sowie den beiden Islamistenmilizen zurechenbare Infrastruktur gefunden.
Auch außerhalb des Al-Schifa-Krankenhauses halten die Kämpfe in Gaza an, auch im Norden des Küstenstreifens. Dort hatte das israelische Militär im vergangenen Herbst seine Bodenoffensive begonnen, Teile des Gebiets galten bereits als von der Hamas befreit. Nach Angaben des israelischen Militärs wurden im Norden und in der Mitte Gazas am Samstag 65 Orte bombardiert – darunter, laut Militär, auch ein weiterer Tunnel der Hamas. Auch im Süden Gazas habe man weitere Infrastruktur der Hamas zerstört.
In der Stadt Khan Junis im südlicheren Gaza, im Viertel al-Amal, gab es in der Nacht zu Sonntag erneut Kämpfe. In al-Amal hatte das israelische Militär bereits im Vormonat operiert. Ebenso wie durch weitere Operationen im Norden und in Zentralgaza wächst daher der Eindruck, dass die israelische Kontrolle nicht so gut funktioniert, wie das Militär es gerne hätte.
Während die Bodenoffensive der israelischen Armee also weiter anhält, sprechen sich auch große Teile der westlichen Staatengemeinschaft weiter gegen eine Ausweitung der Bodenoffensive nach Rafah aus. In der Stadt in Südgaza harren Zivilisten aus ganz Gaza aus, über 1.5 Millionen sollen es sein. Angesichts der hohen Zahl ziviler Opfer – über 32.000 sollen es nach Angaben der palästinensischen Gesundheitsbehörde sein – haben am Freitag auch die USA, eigentlich engster Verbündeter Israels, eine Kurswendung vollzogen: Die Vereinigten Staaten brachten einen Resolutionsvorschlag in den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen ein, mit der Forderung nach einer völkerrechtlich bindenden Waffenruhe in Gaza. Diese scheiterte aber am Veto von Russland und China.
Derweil gehen im Golfstaat Katar die Verhandlungen rund um einen Geisel-Deal – bei dem palästinensische Gefangene in Israel gegen die noch in Gaza verbliebenen 134 Geiseln ausgetauscht werden sollen – weiter. Sowohl CIA-Direktor Bill Burns als auch Mossad-Kopf David Barnea und der Chef des israelischen Inlandsgeheimdienstes Shin Bet, Ronen Bar, verließen die Hauptstadt Doha in der Nacht, um – so berichtet die israelische Online-Zeitung The Times of Israel – ihre „Teams zu Hause auf den letzten Stand zu bringen“. Die Verhandlungen, so The Times of Israel, hätten sich vor allem auf die Details des Austauschs und das Mengenverhältnis zwischen Geiseln und Gefangenen bezogen.
Außer der katastrophalen humanitären Lage der Zivilbevölkerung in Gaza – die vor allem in Nordgaza weiter unter einem Mangel an Lebensmitteln leidet – besorgt die internationale Gemeinschaft außerdem, dass Israel seine Siedlungen im Westjordanland weiter ausbaut. Am Freitag erklärte Israels Finanzminister Bezalel Smotrich, Teil der extremen Rechten des Landes, 800 Hektar im Westjordanland für beschlagnahmt. Das Land befindet sich nahe der bestehenden Siedlung Jafit, im nördlichen Jordantal. Die israelischen Siedlungen im Westjordanland sind nach internationalem Recht illegal und werden von vielen als ein großes Hindernis in einem Friedensprozess mit den Palästinensern gesehen.
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