piwik no script img

Tourismusmesse in BerlinRosige Aussichten für Reisebranche

Die Internationale Tourismus-Börse kündigt einen Umsatz-Rekord an. Bei der Nachhaltigkeit, die eigentlich Motto ist, gibt es aber noch Luft nach oben.

Am Stand der Vereinigten Arabischen Emirate auf der ITB 2024 Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa

berlin taz | Die in Berlin angelaufene Internationale Reisemesse ITB will „wichtige Impulse für eine nachhaltige Tourismusbranche“ geben. Mehrere Veranstaltungen in dieser Woche stehen deshalb unter diesem Motto. So spricht eine Vertreterin des estländischen Tourismusministeriums über den dortigen Umbau der Branche, auf einem Podium wird der Einfluss des Reisegeschäfts auf die Biodiversität diskutiert.

Tourismus ist ein wichtiger Faktor in der Klimapolitik. Urlaubsreisen weltweit sind für rund 10 Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich. Zum Auftakt der Messe spielte Norbert Fiebig, Präsident des Deutschen Reiseverbands, den Ball allerdings gleich weiter: „Die Bundesregierung sollte umweltfreundlichen Treibstoff für Flugzeuge fördern“, sagte er.

Überdies sehe er vor allem die Kon­su­men­t*in­nen in der Verantwortung. „Beim Buchungsentscheid ist die Nachhaltigkeit nicht sehr wichtig“, die Tourismusbranche müsse mehr „Bewusstsein schaffen“, damit sich die Nachfrage verändere.

Das sieht der Berliner Mobilitätsforscher Andreas Knie anders: „Entweder es ändert sich das Angebot oder die Politik muss eingreifen.“ Das Thema sei zwar in der Branche angekommen, entwickle sich aber träge. „Gerade bei der Dekarbonisierung der Verkehrsmittel muss noch viel passieren“, so Knie.

79 Milliarden Euro für Reisen

Ökonomisch geht es der Reiseindustrie derweil sehr gut: Trotz gestiegener Preise blickt sie optimistisch in die Zukunft. Nachdem es 2023 bereits einen Rekord gegeben habe, rechne man in diesem Jahr erneut mit mehr Buchungen, teilte Fiebig mit. Vergangenes Jahr hätten die Deutschen mehr als 79 Milliarden Euro für Reisen ausgegeben. Der Umsatzanstieg geht jedoch teilweise auch auf das gestiegene Preisniveau zurück.

„Vor allem Auslands- und Fernreisen sowie Kreuzfahrten waren wieder gefragt“, erklärte Fiebig. Bei Buchungen aus Deutschland habe die Türkei Spanien als beliebtestes Urlaubsziel im organisierten Reiseverkehr überholt. Neben diesen beiden Ländern seien die beliebtesten Destinationen bei den organisierten Reisen Griechenland und Ägypten. „Die Deutschen wollen Pauschalreisen“, sagte der Verbandschef. Ihr Anteil am Gesamtumsatz lag bei 47 Prozent. „Insbesondere Auslandsreisen werden vornehmlich bei Reiseveranstaltern und den rund 9.000 Reisebüros in Deutschland gebucht“, so Fiebig.

Gastgeberland der ITB ist Oman. Der Tourismusstaatssekretär beim omanischen Ministerium für Kulturerbe und Tourismus, Azzan bin Qassim Al Busaidi, schwärmte vor Jour­na­lis­t*in­nen von seiner Heimat. Nichtregierungsorganisationen kritisieren dagegen die prekäre Menschenrechtslage im Sultanat.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

3 Kommentare

 / 
  • Die Menschen haben aus Corona wirklich nichts gelernt. Also weiter in die Klimakatastrophe - mit Düsenantrieb!



    Aber was reg ich mich auf. Bin 67 und habe keine Kinder. Ein paar gute Jährchen sind wohl noch drin.

    • @Matt Gekachelt:

      Ich bin ein wenig älter und habe keine Enkel - mein Sohn hat den Schuss gehört - , trotzdem macht die rasant wachsende Wohlstandsverwahrlosung mich mürbe.



      Einige Bekannte sind damit zufrieden, für sich selbst ein anständiges Leben zu führen. Ich selbst komme über die zerstörerische Dummheit einfach nicht hinweg.

  • Umweltschutz ist schön, wenn's der Andere macht!



    Fernreisen und Kreuzfahrten...



    da frag ich mich, was schlimmer ist.



    Die Verantwortung für den Klimaschutz wird



    "nach oben" weitergereicht, " ich kann ja nichts dafür".



    Die Doppelmoral zum Thema Klima wurde bei dem Beispiel "letzte Generation und Interkontinental Flug" auf die Spitze getrieben.



    Jetzt sind wir wieder bei der alltäglichen Klimazerstörung.



    Für die sind wir Alle verantwortlich.



    Es führt auch ein Radweg in den Urlaub...