piwik no script img

Protestwelle gegen RechtsextremismusÜber 200 Demos am Wochenende

Seit Montag haben mehr als 100.000 Menschen bundesweit gegen Rechtsextremismus demonstriert. Für das Wochenende sind über 200 weitere Demos geplant.

Auf die Straße gegen rechts, wie hier in Rostock am 25. Januar Foto: Annegret Hilse/reuters

Berlin taz | Von Freitag bis Sonntag haben Bündnisse, Privatpersonen, Städte und Parteien in 224 Orten zu Demonstrationen aufgerufen: mit Menschenketten, Demonstrationszügen und Kundgebungen für ein demokratisches und buntes Deutschland – und gegen Rechtsextremismus. Das geht aus einer Auswertung der taz hervor.

Auslöser für die Proteste waren Enthüllungen des Recherchezentrums Correctiv über ein Treffen von Neonazis Ende November, an dem einige Politiker der in Teilen rechtsextremen AfD sowie einzelne Mitglieder der CDU und der rechtsradikalen Werteunion in Potsdam teilgenommen hatten. Dabei ging es auch um Pläne, nichtweiße Menschen und Menschen mit ausländischen Wurzeln auszubürgern und zu vertreiben.

Mehr als 2 Millionen Menschen haben seit Mitte Januar im ganzen Land auf mehr als 500 Veranstaltungen demonstriert.

Braucht ihr noch Demo-Plakate für den Protest? Bitte hier entlang

In den kommenden Tagen dürfte es dabei auch zu Konfrontationen mit AfD-Politiker*innen kommen. Am Samstag findet in Bretten, Baden-Württemberg, eine Veranstaltung der AfD in der Stadtparkhalle statt. Auch Alice Weidel, die Vorsitzende der Bundesfraktion, wird erwartet. Im angrenzenden Stadtpark ist eine Demonstration gegen dieses Treffen geplant. Das Motto: „Bretten bleibt bunt“.

Empfohlener externer Inhalt

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen:

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Der kleine Ort Sonneberg in Thüringen beschäftigt den ersten Landrat der AfD, Robert Sesselmann. Im Juni 2023 gewann er die Landratswahl in einer Stichwahl. Es war eine Zäsur; noch nie hatte ein AfD-Politiker ein solches Amt bekleidet. Gegen die Normalisierung rechtsextremer Ansichten findet am Sonntag eine Demonstration am Piko-Platz statt.

Hunderttausend in den vergangenen Tagen

Volle Rathausplätze, Rednerinnen auf Marktplätzen, Stimmen gegen Rechts – auch in dieser Woche sind über Hunderttausend Menschen auf die Straße gegangen. Wie eine taz-Auswertung zeigt, demonstrierten von Montag bis Donnerstag mindestens 104.000 Menschen. Die taz hat in diesem Zeitraum 73 Demos erfasst und für 67 davon die Teilnehmenden-Zahlen ermittelt. Allein am Dienstag waren mehr als 60.000 Menschen auf der Straße.

Am Donnerstag rollten Traktoren von Bauern unangemeldet auf eine Demo gegen Rechtsextremismus in Kyritz, wie der rbb berichtete. Trotz Aufforderung durch die Polizei, verließen die Bauern die Demo nicht, sondern hupten minutenlang. Ein Landwirt hatte ein Schild dabei, mit der Aufschrift: „Gegen rechts, Eure Bauern“, auf schwarz-rot-goldenem Hintergrund. Mitveranstalterin Anja Büchner sagte dem rbb, sie könne sich nicht erklären, warum ausgerechnet die Bauern aufgetaucht sind. Aber allein schon die Traktoren hätten einschüchternd gewirkt, sagte Büchner.

Seit einer Woche sammeln wir die Termine für die aktuellen Demonstrationen gegen Rechtsextremismus – unter anderem über die Mail-Adresse demohinweise@taz.de. Diese Liste bildet die Basis für unsere Analyse, die verarbeiteten Daten können aus unseren Grafiken heruntergeladen und frei verwendet werden. Wir freuen uns über Hinweise auf Fehler und veraltete Informationen und korrigieren diese gerne.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

4 Kommentare

 / 
  • danke, daß die taz das alles macht.prima, da n muß ich evtl.doch nicht auswandern. wohin denn auch?



    eine 75 j.nicht-oma gegen rechts.

  • No Pasaran !!!

  • "Politiker der in Teilen rechtsextremen AfD"

    In Teilen GESICHERT rechtsextremen.

  • Good news!



    Das ist wirklich erfreulich!



    Danke auch an die taz für die Recherche Arbeit zum Thema.



    Schön ist auch die Landkarte, die zeigt, dass wir bundesweit zusammen stehen!



    Solidarische Grüße an Alle, denen bei dem Einstehen für demokratische Grundwerte, ein scharfer Wind ins Gesicht weht!