Streiks der Verkehrsbetriebe: ÖPNV lahmgelegt
In mehr als 80 Städten werden die Verkehrsbetriebe bestreikt. Unterstützt werden die Warnstreiks von der Klimabewegung Fridays for Future.
Besonders betroffen ist Nordrhein-Westfalen. Von den bundesweit rund 90.000 zum Warnstreik aufgerufenen Beschäftigten arbeitet rund ein Drittel in NRW. Der Warnstreik dort habe planmäßig mit dem Schichtbeginn in der Regel zwischen 3 und 4 Uhr begonnen, sagte Peter Büddicker vom Verdi-Landesbezirk NRW am Morgen der dpa. Die Streikbeteiligung sei hoch. Ähnliche Meldungen gab es auch in anderen Bundesländern, etwa in Brandenburg, Niedersachsen, Sachsen oder dem Saarland.
Hintergrund sind parallele Tarifverhandlungen im ÖPNV in fast allen Bundesländern. In den meisten Runden geht es vor allem um die Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten. Verdi fordert unter anderem kürzere Arbeitszeiten ohne finanzielle Einbußen, längere Ruhezeiten zwischen einzelnen Schichten, mehr Urlaubstage oder mehr Urlaubsgeld. Damit sollen die Beschäftigten entlastet und der Beruf attraktiver werden.
In Brandenburg, im Saarland, Sachsen-Anhalt und Thüringen wird auch über höhere Löhne und Gehälter verhandelt. In Brandenburg etwa fordert Verdi 20 Prozent – mindestens aber 650 Euro – mehr für die Beschäftigten. Die Laufzeit des Tarifvertrags soll laut Verdi ein Jahr betragen. In Hamburg wird über einen neuen Haustarifvertrag für die Verkehrsbetriebe verhandelt.
Grüne und Fridays solidarisieren sich mit Streikenden
Unterstützt werden die Warnstreiks von der Klimabewegung Fridays for Future (FFF). Die Organisation fordert bessere Arbeitsbedingungen in der Branche als Voraussetzung dafür, dass der ÖPNV als Alternative zum Auto attraktiver wird. „Natürlich können wir als Klimabewegung dafür kämpfen, dass Klimaziele im Verkehr eingehalten werden können und die Emissionen endlich sinken“, sagte Fridays-for-Future-Aktivistin Luisa Neubauer am Freitag in Berlin beim Besuch eines Warnstreikpostens der Gewerkschaft Verdi. „Aber das geht am Ende nicht auf, wenn wir ignorieren, unter welchen Bedingungen die Menschen arbeiten.“
Auch die Grünen solidarisierten sich am Freitag mit den Streikenden. Diese seien „die alltäglichen Klimahelden“, sagte die Grünen-Fraktionsvorsitzende Katharina Dröge der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. „Sie schaffen mit ihrer Arbeit jeden Tag, dass Millionen Menschen in Deutschland klimafreundlich und zu bezahlbaren Preisen unterwegs sind. Deshalb ist der Einsatz für gute Arbeitsbedingungen wichtig.“
Die Gewerkschaft Verdi bestreikt am Freitag nicht nur den ÖPNV. Auch am Hamburger Flughafen hat die Gewerkschaft zum Ausstand aufgerufen. Die ersten An- und Abflüge dort sind am Morgen wie geplant ausgefallen. Bereits am Donnerstag hatte es an insgesamt elf deutschen Flughäfen zahlreiche Flugausfälle aufgrund von Warnstreiks gegeben.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos