Schon wieder knappe Medikamente

Versorgungslage kritisch. Lauterbach verspricht Entbürokratisierung

Von Manuela Heim

Der Dienstag stand im Zeichen der Versorgungssicherheit im Gesundheitswesen. Mal wieder sind Kindermedikamente bedenklich knapp, hieß es vom Bundesverband der Kinder- und Jugendärzt*innen. Am besten sollten alle Kinder gegen Grippe geimpft werden, hieß es außerdem von deren Präsidenten Michael Hubmann. Und dann traf sich Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) noch mit den aufgebrachten niedergelassenen Ärzt*innen.

Nachdem im letzten Herbst/Winter bereits Kinderantibiotika und Fiebersaft knapp wurden, sind diesmal offenbar vor allem Penicillin und Salbutamol betroffen. Beide Medikamente gelten als kritisch: Penicillin, weil ein Ersatz durch Breitbandantibiotika Resistenzen erzeugen kann. Und Salbutamol, weil das Akutmedikament zur Erweiterung der Atemwege bei Asthma und schwerer Bronchitis als alternativlos gilt. Noch sei die Situation „deutlich besser als im letzten Jahr“, so der Sprecher des Bundesverbands der Kinder- und Jugendärzt*innen, Jakob Maske, zur taz. Das liege vor allem an der – vergleichsweise – noch moderaten Infektionslage. Man sehe zwar wintertypisch vermehrt Infekte, aber noch keine schlimme Welle.

Bei den Krankenhausbetten ist die Situation regional trotzdem wieder deutlich angespannt. „Wir haben uns schon daran gewöhnt, regelmäßig Kinder von München nach Garmisch zu transportieren, weil es in München kein freies Bett mehr gibt“, berichtet Kinderärzte-Präsident Hubmann. Er rechnet noch mit einer massiven Grippewelle, „möglicherweise mit einem zweiten Höhepunkt Ende Februar“. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) sind aktuell besonders Schulkinder und junge Erwachsene betroffen.

Die Grippeimpfung wird von der Ständigen Impfkommission (Stiko) bislang nur für Personen ab 60 Jahren und Risikogruppen empfohlen. „Wir diskutieren mit der Stiko, ob eine Ausweitung sinnvoll ist“, sagte Maske. Schwere Verläufe bei Kindern seien sehr selten, aber sie können Überträger zu gefährdeten Gruppen sein. Daher, so Maske, sei es im Grunde sinnvoller, alle gefährdeten Erwachsenen ließen sich tatsächlich impfen. Leider funktioniere das seit Jahren nicht.

Nach einem Streik der Haus­ärz­t*in­nen zwischen den Jahren kam Gesundheitsminister Lauterbach am Dienstag mit niedergelassenen Ärz­t*in­nen zusammen und versprach ihnen vor allem die Abschaffung von Honorar­ober­grenzen und Entbürokratisierung. Ein entsprechendes Gesetz wolle er noch im Januar vorlegen. (mit afp, dpa)

meinung + diskussion