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Baustopp für Wahrzeichen in HamburgScholztower in Schwierigkeiten

Das Hochhaus Elbtower an den Hamburger Elbbrücken sollte das dritthöchste in Deutschland werden. Dann kam Investor René Benko ins Schlittern.

Eine Bauruine muss nicht schlecht sein Illustration: Jeong Hwa Min

Hamburg taz | Der Himmel über Hamburg ist strahlend blau heute, nicht so nebelig und wolkenverhangen wie in den letzten Wochen. Durch das Fenster der S-Bahn kann man bereits einen ersten Blick auf den Elbtower erhaschen. Wie ein großes, graues Ungeheuer ragt der Rohbau in den Himmel. Etwa 100 Meter haben sie schon geschafft, 245 sollen es insgesamt werden.

Nach den ersten fünf Sockel-Etagen wird der Bau nach oben hin immer schmaler. Danach erst schießt der Turm so richtig in die Höhe. Ein wenig erinnert der untere Teil des Rohbaus an die Kreuzfahrtschiffe, die ein paar Kilometer weiter im Hamburger Hafen anlegen.

So richtig kann man sich das noch nicht vorstellen: ein glitzernder Luxus-Wolkenkratzer inmitten dieser rauen und unwirklichen Industrielandschaft rund um die Elbbrücken. Doch genau hier, am östlichen Rand der Hamburger Hafencity, soll ein neues hanseatisches Wahrzeichen entstehen. So zumindest der Plan. Doch seit Ende Oktober ist Baustopp, der Betrieb steht still. Und die ganze Anlage sieht aus wie eine Geisterstadt.

Handschrift des Star-Architekten

Dicke Betonsäulen verbinden die Etagen des Rohbaus miteinander. Sie sollen für Stabilität sorgen und verleihen dem Elbtower seine charakteristische geschwungene Form. „Alles krumm und schief“, urteilt ein Passant nach einem schnellen Blick durch eines der Bauzaun-Gitter. Und er hat nicht mal unrecht. So ganz ohne Außenfassade kommt die gesamte Konstruktion von Star-Architekt David Chipperfield tatsächlich noch etwas windschief daher, so als hätte man die Stockwerke einfach irgendwie übereinander gestapelt.

Im Inneren des skelettartigen Rohbaus sind zahllose Eisenstangen zwischen den nackten Betonwänden eingespannt und stützen die Decken. Vereinzelt leuchten Scheinwerfer-Funzeln am Gebäude, obendrauf thronen dunkelgraue Container mit dem Logo der Bauherrin Signa Prime Selection. Drumherum stehen die leuchtend roten Baukräne der Firma Lupp, weit und breit der einzige Farbakzent in diesem Meer aus Grau. Überall auf dem Baustellen-Areal lagern Eisenstangen, Baugerüste und Gitterzäune. Maschinen, Baufahrzeuge und sonstige Arbeitsgeräte, so weit das Auge reicht.

Fast erschlagen wird man von der schieren Materialität des Geländes. Ob Baggerschaufeln oder Gasflaschen, ob Holzpaletten oder kleine Gabelstapler – es ist, als hätte irgendjemand alle Baustoffe und Arbeitsgeräte dieser Welt schon mal provisorisch hier abgeladen.

Genutzt wird davon momentan nichts. Das einzige, was sich auf dieser riesigen Baustelle bewegt, sind die lose in der Luft flatternden Spanngurte, die hier und da in luftiger Höhe um die Säulen des Beton-Rohbaus geschlungen wurden. Selbst die roten Baukräne wirken irgendwie unbeteiligt. Sieben Stück sind es, sie sind durchnummeriert. Man will bei einem solchen Projekt eben nichts dem Zufall überlassen. Eigentlich.

Der Elbtower sollte nach dem Commerzbank Tower und dem Frankfurter Messeturm das dritthöchste Gebäude Deutschlands werden. Er ist der vorläufige Schlusspunkt des städteplanerischen Monsterprojekts Hafencity und so etwas wie das Vermächtnis von Ex-Bürgermeister Olaf Scholz. Gegen alle Widerstände hatte dieser sich für den Chipperfield-Entwurf und vor allem für den schillernden Immobilienunternehmer René Benko als Investor stark gemacht. Scholz und Benko hatten im Jahr 2013 zum ersten Mal Kontakt gehabt, daran schien sich Scholz während der Ausschreibungsphase zu erinnern. Schade, dass ihm das heute bei so manchem Cum-Ex-Termin nicht mehr gelingen mag.

Wunderwuzzi in Geldnöten

2019 hatte die Hamburger Bürgerschaft dann den Verkauf des Grundstücks beschlossen, Benkos Signa-Gruppe erhielt den Zuschlag. 2021 begannen die Bauarbeiten, und bis zu diesem Jahr kam man gut voran. Doch nun steckt der österreichische „Wunderwuzzi“ Benko in Geldnöten. Erst ging am vergangenen Freitag die deutsche Signa-Immobilientochter in Konkurs, am darauffolgenden Mittwoch meldete dann auch die Signa-Holding beim Handelsgericht in Wien die Insolvenz an. Wie es mit dem prestigeträchtigen Elbtower-Bauvorhaben jetzt weitergeht, ist derzeit noch unklar.

Eine zweite Elbphilharmonie möchte der Senat vermeiden, der Elbtower soll in jedem Fall ohne Steuergelder finanziert werden. Aktuell prüft der Hamburger Allzweck-Milliardär Klaus-Michael Kühne einen Einstieg in das Projekt. Die Stadt Hamburg hat außerdem ein Rückkaufrecht für das Grundstück und das, was vom Gebäude bis dahin steht. Das greift aber wohl frühestens ab 2028. Wenn es blöd läuft, könnte der Luxusturm die nächsten vier Jahre als Bauruine das Stadtbild prägen.

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4 Kommentare

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  • "der Hamburger Allzweck-Milliardär Klaus-Michael Kühne"

    und der will in den Hamburger Hafen mit einsteigen.



    Mal abwarten, wie er sich die Rettung des Scholztowers versilbern lassen wird...

  • Hamburg kann keine solchen Projekte (mehr).

    Das ist das Problem. Natürlich haben sich Baukosten stark erhöht, es gibt auch nicht mehr billiges Abbrenngeld, Kredite kosten wieder. Je durchgeknallter ein Projekt, je eher wird es bersten und hier stellt sich nur noch die Frage, wann und wie? Wer bezahlt was.

    Aber das alles wird die Stadt nicht abhalten, die nächste Olympia-Bewerbung zu machen. Vernünftige Stadtentwicklungspolitik ist Mangelware, bei den tausenden Anfragen der Abgeordneten eher das Markenzeichen von linksradikalen. Alle lieben Investoren und springen für solche Sachen über ihren Schatten. Bräuchte Hamburg überhaupt so ein Hochhaus? Wohl kaum. Eher ein paar mehr Studentenwohnheime oder mehr Sozialwohnungen.

  • Kapitalismus. Die effizienteste Art, anderweitig dringend benötigte Ressourcen zu verschleudern.

    "... könnte der Luxusturm die nächsten vier Jahre als Bauruine das Stadtbild prägen."

    O, ja, bitte. Zur Belehrung und Abschreckung. Vielleicht noch mit einem Riesen-Konterfei Scholz' "Brought to you by..."

  • Dach drauf und fertig!