USA zu Krieg in Nahost: Israel stimmt Feuerpausen zu

Bereits von Donnerstag an sollen jeden Tag vier Stunden lang die Waffen schweigen. In Paris fand eine internationale Konferenz für Gaza statt.

Aus einer mobilen Artillerieeinheit schießt eine Granate

Eine israelische mobile Artillerieeinheit feuert in Richtung des Gazastreifens am 6. November Foto: Ohad Zwigenberg/AP

PARIS taz | Israel führt nach US-Angaben mehrstündige Feuerpausen in Teilen des Gazastreifens ein. Im Norden des Palästinenser-Gebietes werde es bereits ab Donnerstag jeden Tag vier Stunden lang keine Militäreinsätze geben, teilte das US-Präsidialamt am Donnerstagnachmittag unter Berufung auf den engen Verbündeten mit.

Die Pausen seien ein Schritt in die richtige Richtung. Zudem gab die Regierung in Washington das Ziel vor, dass täglich nicht weniger als 150 Lastwagen mit Hilfsgütern in den Gazastreifen gelangen sollen. Die Lieferungen müssten schnell erhöht werden, hieß es. Seit Wochen fordern auch die USA humanitäre Feuerpausen in dem seit 7. Oktober laufenden Krieg.

Derweil hat Zypern auf einer Hilfskonferenz für die Zivilbevölkerung in Gaza einen Seekorridor zwischen der Mittelmeerinsel und dem palästinensischen Küstenstreifen vorgeschlagen. Präsident Nikos Christodoulidis sprach sich auf dem von Frankreich organisierten Treffen in Paris am Donnerstag dafür aus, Hilfsgüter von der Hafenstadt Limassol ins knapp 400 Kilometer entfernte Gaza-Stadt zu liefern.

Die Güter könnten von israelischen Offiziellen auf Zypern überprüft und von Marineschiffen der Nato begleitet werden, um Waffenschmuggel an die Terrororganisation Hamas zu unterbinden. Die Initiative ziele darauf ab, einen „anhaltenden, sicheren und umfangreichen Strom humanitärer Hilfe auf kurze, mittlere und lange Sicht“ zu gewährleisten.

Vertreter aus mehr als 50 Ländern

Zypern arbeite mit Israel, Ägypten, Jordanien, der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) sowie mit den USA, Frankreich, der EU und der UNO zusammen, um die Initiative auf den Weg zu bringen, so Christodoulidis weiter. Zuvor war er am Sonntag mit US-Außenminister Antony Blinken zusammengetroffen, der die Initiative offenbar begrüßt. Da Israel den Gazastreifen möglicherweise nach Kriegsende weiter militärisch kontrollieren wird, könnte die Versorgung der Zivilbevölkerung künftig insbesondere bei drei Organisationen liegen: dem UN-Hilfswerk für Palästinaflüchtlinge (UNRWA), der UN-Nothilfeorganisation (OCHA) und dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz.

Auch Frankreich, das bereits den Hubschrauberträger „Tonnerre“ in die Region entsandt hat, könnte eine zentrale Rolle zukommen: Militärischen Quellen zufolge wäre der Hubschrauberträger dafür ausgerüstet, Schiffe zwischen Limassol und Gaza zu überwachen. Derzeit wird die „Tonnerre“ mit medizinischen Einrichtungen ausgestattet, da sie als schwimmendes Krankenhaus vor der Küste Gazas zum Einsatz kommen soll.

An der Konferenz nahmen nach französischen Angaben Vertreter aus mehr als 50 Ländern teil, ebenso in Gaza tätige Hilfsorganisationen. Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu hatte Macron im Gegensatz zu PA-Präsident Mahmud Abbas nicht eingeladen. Die anwesenden arabischen Staaten sollten nicht in Verlegenheit gebracht werden. Während die Herrscher der Region eine Ausweitung des Kriegs offenbar verhindern wollen, steigt der Druck auf der Straße stetig.

Für Freitag sind in vielen Ländern erneut Demonstra­tionen gegen die israelischen Angriffe auf Gaza geplant, die auch eine hohe Zahl an zivilen Opfern zur Folge haben. Macron und Netanjahu wollen sich über die Konferenz telefonisch austauschen, hieß es aus dem Élysée.

Humanitäre Organisationen pochten in Paris auf das Öffnen weiterer Grenzübergänge nach Gaza. Bislang sind Hilfslieferungen nur über Rafah an der Grenze zwischen Gaza und Ägypten möglich. Seit dem Angriff auf Israel stapeln sich Spenden in der Nähe des Grenzübergangs.

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