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Deal zwischen Israel und HamasHoffnung, aber kein Frieden

Jannis Hagmann
Kommentar von Jannis Hagmann

Dank eines Deals bekommen endlich einige Geiseln die Freiheit, und die Bevölkerung Gazas eine Pause. Wird Israel sein zweites Kriegsziel erreichen?

Frieden ist noch in weiter Ferne Foto: Alexander Ermochenko/reuters

N ach fast 50 Tagen Krieg hat sich Israels Regierung auf einen Deal mit einer Organisation eingelassen, über die sie wieder und wieder gesagt hat, dass man nicht mit ihr verhandeln könne. Die Hamas sei kein Partner, hieß es, die einzige Lösung ihre komplette Vernichtung. Nun gibt es ziemlich detaillierte Absprachen, die weit über die Kernelemente Feuerpause und Freilassung von Geiseln und Gefangenen hinausgehen – auch wenn natürlich offen ist, ob das Vereinbarte wirklich eingehalten wird.

Dass die Terrororganisation nun doch – wenn auch indirekt – als Verhandlungspartner auftreten konnte, liegt daran, dass sie zwar militärisch enorm unter Druck steht, aber mit den mehr als 200 Geiseln gleichzeitig an einem sehr langen Hebel sitzt. Was sollte Israel anderes tun, als die Leben zu retten, die sich retten lassen?

Ein Glück, dass sich nicht die Hardliner um Minister Itamar Ben-Gvir durchgesetzt haben, die der pausenlosen Fortsetzung des Kriegs Priorität einräumen wollten. Der Deal ist gut für die Geiseln und ihre Angehörigen, die nun eine Chance sehen, dass dieser Albtraum endlich endet. Gut aber auch für die Zi­vi­lis­t*in­nen im in weiten Teilen plattgebombten Gazastreifen, die dann erstmals seit bald sieben Wochen etwas durchatmen können.

Die Kehrseite ist, dass auch die Hamas durchatmen könnte. Die Terrororganisation wird sich teilweise neu aufstellen, was den Krieg möglicherweise verlängert, wie Kri­ti­ke­r*in­nen anmerken. Wobei die Hamas allerdings in vier Tagen kaum wieder aufbauen wird, was die israelische Armee in fast sieben Wochen mit zigtausend Luftschlägen zerstört hat.

Sollte die Feuerpause allerdings verlängert werden und die Hamas nach und nach mehr Geiseln (sicherlich nicht alle) freilassen, stellt sich die Frage: Wann wird Israel dann den Krieg wie angekündigt in voller Härte fortsetzen?

Letztendlich läuft alles auf die Frage hinaus, was neben der Befreiung aller Geiseln das Ziel dieses Krieges ist

Letztendlich läuft alles auf die Frage hinaus, was neben der Befreiung aller Geiseln das Ziel dieses Krieges ist. Bedeutet Vernichtung der Hamas die Zerstörung ihrer Infrastruktur, also eine Demilitarisierung Gazas samt Zerstörung des Tunnelsystems? Oder Tötung aller Kämpfer? Oder Eliminierung der Führungsriege, inklusive der Hamas-Kader im Ausland? Israel hat dieses Ziel nie ausformuliert, und auch die Frage, was politisch im Gazastreifen folgen soll, ist weiter offen.

Die Feuerpause ist ein Hinweis darauf, dass das Ziel der Vernichtung der Hamas sehr hoch gesetzt und so vermutlich nicht umsetzbar ist. Wenn es zwei Ziele gibt und eines davon unklar bis unrealistisch ist, dann ist es gut, dass es zumindest beim Erreichen des anderen Fortschritte gibt. Nur darf die Hamas dabei nicht rehabilitiert werden. Die Terrororganisation muss entmachtet werden. Dazu aber braucht es Vorstellungen, wie es nach einem möglichen Sturz der Hamas weitergehen soll.

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Jannis Hagmann
Redakteur Nahost
ist Redakteur für Nahost & Nordafrika (MENA). Davor: Online-CVD bei taz.de, Volontariat bei der taz und an der Evangelischen Journalistenschule Berlin, Studium der Islam- und Politikwissenschaft in Berlin und Jidda (Saudi-Arabien), Arabisch in Kairo und Damaskus. Er twittert unter twitter.com/jannishagmann
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1 Kommentar

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  • Ja!



    Es geht gibt Hoffnung!



    Es ist eine gute Nachricht, dass offenbar noch Geiseln leben, die ausgetauscht werden können, zuletzt wurden tote Geiseln geborgen.



    Dass humanitäre Hilfe für die Zivilbevölkerung über mehrere Tage gefahrlos fließen kann, ist eine gute Tat.



    Aber Israel führt Krieg und auch wenn jetzt Geiseln ausgetauscht werden können, ist es unwahrscheinlich, dass es Alle sein werden.



    Israel zeigt in dieser Absprache klar seine humane Seite.



    Denen, die anfangs die Empfehlung Israels, in den Süden zu fliehen, als "Vertreibung" brandmarkten, sollte inzwischen deutlich geworden sein, dass auch dies ein humanitärer Akt war .



    Wenn Eine Tunnelinfrastruktur zerstört werden soll, ist ein Leben darüber brandgefährlich.



    Es ergibt sich daher hoffentlich die Möglichkeit, dass noch mehr PalästinenserInnen die Gelegenheit der Waffenruhe nutzen, um aus dem derzeitigen Kriegsgebiet zu fliehen.



    Trotz militärischer Überlegenheit ist die Aufgabe für die Israelische Armee kompliziert:



    neben Häuserkampf mit möglichen Sprengfallen, ist ein Kampf in einem Tunnelsystem, das nur der Gegner kennt, ein Alptraum.



    Es handelt sich um einen "Krieg" gegen einen Gegner, der unsichtbar ist. Die Hamas sind Terroristen. Sie tragen keine Uniform. Sobald Sie die Waffe aus der Hand legen und sich zu einer Gruppe Zivilisten stellen, sind sie als nichts Anderes zu erkennen.



    Es ist völlig verständlich, dass Israel die Gefahr, die das Progrom des 7. Oktobers verursachte, ausschalten will.



    Das ist, unter den genannten Umständen, sehr schwierig.



    Der Schritt, parallel Verhandlungen zu führen, war sehr klug, denn nur Diplomatie wird, nach den Kämpfen, eine tragfähige Balance finden.



    Ein Land, das auf eine derartige Weise angegriffen wird, kann nicht anders, als sich erstmal zu verteidigen.



    Dennoch lebt Israel, seit Staatsgründung, mit der permanenten Bedrohung. Daher ist Allen klar, dass Zukunft nur diplomatisch zu erreichen ist .



    Ich wünsche Israel und Palästina Frieden.