: Ramelow beklagt Ost-Bashing
Wer AfD wähle, sei nicht sofort Nazi, so Thüringens Ministerpräsident
Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) kritisiert die Berichterstattung der Medien nach der Wahl des AfD-Politikers Robert Sesselmann zum Landrat im Kreis Sonneberg. Parallel zum Erstarken der AfD nähmen die negativen Pauschalurteile über Thüringer und Ostdeutsche zu, sagte Ramelow der in Erfurt erscheinenden Thüringer Allgemeinen. Aus skandalisierender Berichterstattung und verkürzten Analysen entstehe die Wahrnehmung, dass die 52 Prozent der Wähler, die im Kreis Sonneberg für einen AfD-Landrat gestimmt haben, allesamt Nazis seien.
Das sei eine Fehlinterpretation und blende aus, welche sozialen und politischen Friktionen im Osten Deutschlands vorliegen und was die Umfragewerte der AfD aktuell in ganz Deutschland hochtreibe, sagte der Ministerpräsident. Dieser mediale Blick führe zu einer Verzerrung bei der Darstellung der Realitäten in Ostdeutschland: „Wenn ich den ganzen Tag mit Kamerateams in Sonneberg und Umgebung unterwegs bin und nach Nazis suche, dann finde ich die auch.“
Ramelow verwies unter anderem auch darauf, dass wissenschaftliche Studien wie der Thüringen-Monitor „bei der großen Mehrheit der Menschen ein zuverlässiges Demokratieverständnis“ gemessen hätten. In der jüngsten Erhebung erklärten demnach 84 Prozent der Befragten, die Demokratie sei die „beste aller Staatsideen“.
Der Linken-Politiker rät den demokratischen Parteien, auf das Erstarken der AfD nicht mit gegenseitigem „Draufklopfen“ zu reagieren. Das gelte auch für seine Partei. So höre er aus der Linken Forderungen, man sollte Sonneberg als Nichtdeutscher möglichst schnell verlassen: „Da habe ich zurückgefragt: Habt ihr sie noch alle?“ (epd, taz)
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