piwik no script img

Verharmlosung von RammsteinEiertanz ums Eiserne Kreuz

Die Provokation gehört genauso zur Band wie die Feuershow. Doch nicht nur der #MeToo-Skandal verdeutlicht, was an ihr problematisch ist.

Rammstein-Sänger Till Lindemann in Toluca (Mexiko) im Dezember Foto: Carlos Santiago/Zuma/imago

Deutschland, Dein Rammstein. Die einen lieben, die anderen hassen die Ostberliner Jungs für ihre kühne Gratwanderung im Gleichschritt durch kontroverses Territorium, mit kalkulierten Fehltritten bis ins Skandalöse. Polarisierung bringt Publicity, sprich Geld. Bad Boys, aber mit dem Herzen am rechten, Pardon: linken Fleck? Aktuell ist die Sechserbande wieder auf Eroberungsfeldzug durch die Stadien Europas als Kulturbotschafter der Neuen Deutschen Härte.

Zwar ist Rammsteins Musik für fröhlich Zurückgebliebene nicht unbedingt bemerkenswert, doch das visuelle Spektakel der Liveauftritte im XXL-Format zieht – zumindest noch. In ihrer monumentalen Überwältigungsästhetik liefern die Shows eine Feier flammenumspülter Menschenmassen als aktualisierte Inszenierungsstrategien der NS-Propagandisten Leni Riefenstahl und Albert Speer und imitieren diese Vorbilder unter dem Insignium der musikalischen Stoßtruppe, einem Eisernen Kreuz.

Ab Mittwoch wird das Parteitagstreffen der Rammstein-Jünger an vier Abenden im Münchner Olympiastadion abgehalten. Rammsteins Rückkehr ins hassgeliebte Vaterland dürfte sich jedoch keineswegs als Triumphzug erweisen.

Wenn der soeben explodierende Skandal angesichts des behaupteten Musters sexueller Übergriffe durch Frontmann Till Lindemann gegen junge weibliche Fans weitere Substanz gewinnt, wären Rammstein erneut Nummer eins in Deutschland, allerdings im größten #MeToo-Fall.

Umsatzträchtiger Hausdichter

Das Buch über Rammstein

Kerstin Wilhelms, Immanuel Nover, Eva Stubenrauch, Anna Seidel, Melanie Schiller, Matthias Schaffrick, Christoph Jürgensen, Jan Herbst, Lea Espinoza Garrido, Thomas Ernst, Moritz Baßler: „Rammsteins ‚Deutschland‘. Pop – Politik – Provokation“. Metzler Verlag, Heidelberg 2022. 198 Seiten, 14,99 Euro

Über die Vergewaltigung einer mit Drogen betäubten Frau hat Lindemann bereits 2020 in seinem Poem „Wenn du schläfst“ fantasiert. Damals verteidigte Lindemanns vormaliger Verleger seinen umsatzträchtigen Hausdichter; die neue Verlegerin, Kerstin Gleba (Kiwi), wartete erst ab, bevor sie am Freitag die Reißleine zog und den Verseschmied nun rauswarf.

Rammstein-affine Ger­ma­nis­t:in­nen begnügten sich bislang damit, auf die Weisheit von dem Unterschied zwischen lyrischem Ich und Privatperson des Dichters zu verweisen. Weil nicht sein kann, was nicht sein durfte? Wie akademische Verharmlosung funktioniert, demonstriert auch eindrücklich der Reader „Rammsteins ‚Deutschland‘. Pop – Politik – Provokation“. Er präsentiert das Ergebnis kulturwissenschaftlicher Forschung zu Rammsteins mit faschistoider Ästhetik, rechter Ikonografie und sexuellen Gewaltfantasien durchsetztem popkulturellen Gesamtkunstwerk.

Aber Entwarnung! Alles ganz harmlos, denn die sechs Ostdeutschen würden lediglich mit rechter Ikonografie „spielen“, in Form „komplexer Kunstwerke, deren spezifische Ästhetik auf dem Dreiklang von Pop, Politik und Provokation“ beruhten. Leider gemahnt das von elf Geisteswissenschaftlern verfasste Werk inhaltlich teils an eine dürftige Magisterarbeit, ist zudem zumeist dröge und jargonalhaft im Stil.

Im ewigen Zitatkartell

Dabei wagt das Bändchen auch durchaus Reizvolles. So das Experiment einer Kollektivmonografie, in der die Kapitel nicht nach deren Einzelverfasser ausgewiesen sind. Dass man die elf Abschnitte dennoch den diversen Beiträgern und Verfasserinnen leicht zuordnen kann, liegt nicht zuletzt daran, dass sie sich gern selbst zitieren.

Zielführender wäre gewesen, auf existierende akademische Publikationen über Rammstein zurückzugreifen. So erschien bereits vor zehn Jahren ein US-Sammelband, der aber nahezu unbeachtet blieb. Die 17-seitige Bibliografie listet nun gerade mal eine Handvoll angloamerikanischer Quellen auf; offenkundig interessiert die Außenperspektive auf Rammstein nicht sonderlich.

Ähnlich insular wie das germanistische Süppchen, das das Bändchen kocht, ist das methodologische Vorgehen. Zwar wird ein interdisziplinärer, multiperspektivischer Blick auf das opulente „Deutschland“-Video von 2019 geworfen, den hermeneutischen Zirkel lässt man jedoch eher eingeklappt. Der geschmacklose Teaser, in dem vier Rammstein-Musiker sich mit bodenlosem Zynismus als KZ-Insassen bei einer Hinrichtung inszenieren, kommt zur Sprache. Andere wesentliche Kontexte und Modelle bleiben außen vor.

Provokation mit Marketingknowhow

So lässt sich die perfide Verwendung faschistischer Ikonografie durch Rammstein erst durch einen Vergleich mit dem slowenischen Künstlerkollektiv Laibach genauer bewerten. Doch Laibach, von denen Rammstein nahezu ihre gesamte Ästhetik abgekupfert haben, bleiben eine Leerstelle. Ignoriert wird ebenso das Ökonomische, war doch die berechnete Provokation mit „Deutschland“ offenkundig eine marketingtechnische Entscheidung, um die Ostberliner Gruppe nach einer Dekade der Absenz wieder paukenschlagsmäßig in die Charts zu hieven.

Und – nicht ganz unwichtig –, wer oder was genau ist überhaupt gemeint, so das Kollek­tiv­au­to­ren­subjekt wissenschaftlich von „Rammstein“ spricht? Die sechs Altpunker aus der Ex-DDR als private oder als öffentliche Personen?

Hat der kaufmännische Apparat von Rammsteins Rundumschlagmanagement und Universal Music mitgeredet, als es um die Entscheidung ging, ob das Tragen von KZ-Drillichen finanziell zuträglich, obwohl moralisch indiskutabel ist? Wer besitzt die künstlerische Urheberschaft am Untersuchungsgegenstand „Deutschland“-Video? Ist es der bandexterne Regisseur? Oder die künstlerische Persona „Rammstein“ als Kollektivakteur? Wissenschaftlich wäre es, hier zu differenzieren.

Was ist mit ethischen Fragen?

Um das zentrale Problem wird ein für die germanistische Branche der Popmusikforschung typischer Eiertanz aufgeführt: Wie ist politisch einzuordnen, dass Rammstein künstlerisch eine rechte Ästhetik propagieren – selbst wenn die sechs Privatpersonen angeblich alles Rechte ablehnen? Ethische Fragestellungen interessieren das Kollektivautorensubjekt kaum.

Ansonsten könnte man sich wohl nur noch schlecht hinter der Ausflucht verstecken, Rammstein seien halt ein komplexes, widersprüchliches Pop­phä­no­men, und ihr Zitier- und Referenzexzess verunmögliche es, sie auf eine eindeutige Lesart festzulegen.

Nix Genaues weiß man nicht, wenn hier elf kluge Köpfe über den rechts kodierten „Sound of Germany“ nachdenken. Vielleicht auch eine Art intellektuelles Kollektivversagen.

Eine peinliche Selbstinszenierung des Kollektivverfassersubjekts dokumentiert der als Vorspann abgedruckte Claim #RelevanteLiteraturwissenschaft. „Relevant“? Rechter Populismus vergiftet die Gesellschaft und bedroht die Demokratie.

Es scheint offenkundig, dass das ambivalente Spiel der Pyrorocker mit teutonischer Symbolik und Naziversatzstücken immer schon ein „Spiel mit dem Feuer“ war. In der Masse der Rammstein-Jünger dürfte es immer schon genug „Rezipienten“ gegeben haben, die eine popkodierte Ironisierung des Nationalismus bewusst missverstanden haben, nämlich als Ermunterung.

„Relevant“ wäre eine Literaturwissenschaft, die diesen Aspekt der sich als harmlose Biedermänner inszenierenden Brandstifter Rammstein problematisierte. Aber nun erst einmal XXL-#MeToo.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

18 Kommentare

 / 
Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Die Musik spricht mir aus der Seele. Und ich bin sehr weit weg von rechts.

  • Wahnsinnig gut geschrieben!!!

  • Lieber Uwe Schütte: YES! Klasse Text.

  • Ganz ehrlich... jeder Antikriegsfilm, jede Doku über das dritte Reich, jede Aufklärung über den Nationalsozialismus war mir in meinem Leben immer wichtiger, als der Musik dieser komischen Clowns zuzuhören. Und das obwohl ich gern harten Industrial / Metal mag.

    Rammstein geht mir seit den 90ern nur mit leichtem Übelkeitsgefühl ins Ohr. Sechs Saufnasen spielen den NS-Stil vor frenetischem Publikum, dem das egal zu sein scheint (nein, die das ehrlich gesagt geil finden), und normalisieren den Nationalsozialismus mit ihren visuellen Zitaten völlig ungeniert.

    Das in einer Zeit, in der jene Genetation davonscheidet, die den 2. Weltkrieg miterlebt hat und über 75 Jahre mit zum Friedenserhalt beitrug. Die PISA-Studien bestätigen jedenfalls die dahinscheidende Intelligenz der neuen Generationen in Deutschland. Kommt es irgendwann doch zu einem History Repeats Itself Szenario trägt Rammstein (egal wie sich die Band zu ihrem perfiden Output äußert) seit 26 Jahren auch seine Mitschuld daran. Mein Apell an die Band ist deshalb: Aufhören! Sofort! Ihr schmückt euch mit abartigen Federn, auf die ihr kein Recht habt, und legitimiert es... Ihr seid Faschistoid und bildet die neue Rechte mit. Punkt.

  • "Doch Laibach, von denen Rammstein nahezu ihre gesamte Ästhetik abgekupfert haben, bleiben eine Leerstelle."

    Nicht ganz: Laibach sind, nach eigenem Bekunden, "so sehr Faschisten, wie Hitler ein Maler war". Gescheiterte also.

    Stolz drauf, in Sachen Faschismus Versager zu sein, die die Zulassungsvoraussetzungne nicht erfüllen - *das* ist eine Selbsteinschätzung, die man von Rammstein niemals zu hören bekommen würde.

    Insofern gilt weiterhin uneingeschränkt: "Laibach are Rammstein for grown-ups".

  • "Zwar ist Rammsteins Musik für fröhlich Zurückgebliebene nicht unbedingt bemerkenswert..."

    Interessant, wie der Autor hier ohne mit der Wimper zu zucken einfach mal ganz tief in die Ableismus-Kiste greift ("fröhlich Zurückgebliebene"), um Rammstein-Fans einfach mal im Nebensatz als geistig behindert zu verunglimpfen. Dies ist gleich doppelt respektlos (geistig Behinderten gegenüber und Rammstein-Fans gegenüber) und - aufgrund des zugrundeliegenden Ableismus - aus meiner Sicht in einer nominell linken Zeitung völlig inakzeptabel.

    Hat eigentlich noch irgendjemand den Eindruck, in Teilen des deutschen Feuilletons bricht sich gerade ein antiintellektueller Impuls Bahn, wenn es um Rammstein geht? Das ist hier schon die zweite Kolumne in der Taz, in der Leute, die auf die Trennung zwischen "Ich" und "lyrischem Ich" hinweisen, für naiv erklärt werden. Hier wird gar von "akademischer Verharmlosung" gesprochen. Mir erscheint es, als würde die Lektüre der Werke z.B. Nabokovs in Teilen des modernen Feuilletons für akute Schnappatmung, gefolgt von wütenden Anschuldigungen, sorgen. Vor Bekanntwerdung der Anschuldigungen gab es, außer persönlicher und intellektueller Antipathie Lindemann oder Rammstein gegenüber, keinerlei Anhaltspunkt dafür, dass eine solche scharfe Trennung nicht, wie bei jede*r anderen Künstler*in auch, die Norm wäre. Eine intellektuelle Auseinandersetzung mit Literatur und Lyrik, auch solcher, die man geschmacklos findet, hat die saubere Trennung zwischen Autoren und lyrischem Subjekt zur Grundlage. Alles Andere ist doch Ausdruck eines tief empfundenen Antiintellektualismus, in dem Literatur auf das beschränkt bleiben soll, was die Autor*in in ihrem persönlichen Leben tut oder tun möchte. Da kann man aber einen Großteil der deutschen (und internationalen) Literatur verwerfen. (Wie ich zu einem anderen Artikel schrieb: In Goethes "Erlkönig" geht es z.B. auch um eine tödlich endende Kindesmisshandlung).

  • 9G
    90118 (Profil gelöscht)

    Ich hatte den ursprünglichen Text wohl etwas grob kritisiert, nach den kleinen Überarbeitungen finde ich ihn nunmehr sehr viel besser, vielen Dank!

  • Ob eine Band mit dieser Attitüde nur "rechts" spielt oder das auch stillschweigend unterstützt, hängt sehr von ihrer Gesamtschau und ihten öffentlichen Äußerungen ab.



    Ich persönlich konnte mit dieser Gratwanderung nie was anfangen. If it walks like a duck and quacks like a duck... War mir schlicht zu wenig distanziert. Und wir reden hier nicht von z.B. Kleidungsmarken, die plötzlich zur "Uniform" der Rechtsradikalen gehörten, aber mit denen nix am Hut hatten. Die Band ist für Texte und Außenwirkung selbst verantwortlich und kann ggf. gegensteuern. Hat sie aber nicht.



    Auch Sabaton wird das immer wieder mal vorgeworfen, aber die können sich problemlos davon distanzieren, weil sie genug Lieder im Programm haben, die das Gegenteil beweisen.

    Wer mit dem rechten Feuer spielt, verbrennt sich eben. Erst bei den Nazis anbiedern und sich plötzlich distanzieren, wenn andere das ansprechen....peinlich. Wenn etwas wie Rechtsrock klingt und weder die Auftritte noch die Texte eine Unterscheidung zulassen (hier bitte die Fanboys ein paar obskure Zeilen einer lang vergessenen B-Seite als "Gegenbeweis" einfügen), kann es sich durchaus um Rechtsrock handeln. Und wenn solche rechten Gesellen eine große Zahl der Fans ausmachen, kann man auch mal gegensteuern. Hamse aber nich.



    Mal abwarten, was aus den Vorwürfen wird. Dann könnte sich das ggf. von selbst klären...

    • @Hefra1957:

      Sind Singleauskopplungen von Alben besser?



      In Links 2, 3, 4 sprechen sie die Kritik direkt an.

      "Sie wolln mein Herz am rechten Fleck



      Doch seh ich dann nach unten hin da schlägt es links"

      In dem hier so kritisierten "Deutschland" geht es textlich genau darum, dass sie das Land nicht lieben, aufgrund seiner Geschichte. Sie würden gerne,

      "Deutschland, will dich lieben und verdammen"

      kommen aber gegen Ende zum Schluss

      "Deutschland! Meine Liebe kann ich dir nicht geben"

      Da wird jeder Nazi bestimmt voller Inbrunst mitsingen.

      Zu den anderen Vorwürfen, mal abwarten, was da am Ende rauskommt. Zu wenig Informationen bisher, allerdings fand ich das Statement, was sie veröffentlicht haben sehr kalt und Empathielos..

      • @esgibtnureinengott:

        Verharmlosungstaktik von Neuer Deutscher Härte. Entsetzlich und obendrein, was sollen die Opfer des Nationalsozialismus dazu sagen? Beifallend applaudieren beim Anblick von jüdischen am Galgen wie im Video gezeigt?

        • @Troll Eulenspiegel:

          Verstehe echt das Problem nicht. Das Hängen von Juden wird im Video doch nicht zelebriert sondern im Bezug zum Text als was schlechtes dargestellt. Das ist doch der Grund, warum sie Deutschland nicht lieben können. Das ist doch nicht so schwer zu verstehen.

    • @Hefra1957:

      "Auch Sabaton wird das immer wieder mal vorgeworfen, aber die können sich problemlos davon distanzieren, weil sie genug Lieder im Programm haben, die das Gegenteil beweisen."

      Auch ein sehr guter Vergleich. Es ist sehr schwer vorstellbar, dass Rammstein ganz beiläufig eine Zeile wie "Through the Nazi lines - Primo Victoria!" in einen Song einbauen würden.

      Die finnische Metalszene bietet in ihrer Gesamtheit auch interessante Parallelen. Dort findet sich oft diese merkwürdige Ambivalenz, die sich nur aus finnischer Sicht wirklich verstehen lässt - aus Sicht einer Gesellschaft, die zwischen Hitler und Stalin gefangen war, und am Ende beide überlebte und dabei nicht nur ihre Eigenständigkeit demonstrierte, sondern aus heutiger Sicht sogar enorm profitierte (Finnland war nach 1945 gezwungen, Gelder, die andernorts in die Rüstung flossen, in *zivile* Hightech zu stecken; vor dem Krieg war es ein jahrhundertelang vom Kolonialherrn vernachlässigter Agrarstaat, der sich gerade von einem Bürgerkrieg erholte).



      Eine solche Uneindeutigkeit/Unvereinnahmbarkeit kann sich die deutsche Geschichte eben *nicht* leisten - und da sind wir dann wieder exakt bei Ihrem vorvorletzten Satz.

      • @Ajuga:

        "Es ist sehr schwer vorstellbar, dass Rammstein ganz beiläufig eine Zeile wie "Through the Nazi lines - Primo Victoria!" in einen Song einbauen würden."

        Das stimmt sicherlich, liegt aber eher daran dass das von Sabaton zelebrierte "Feiern von Helden" nicht Teil des Rammstein-Stils ist. Rammstein ist "dreckiger", Heldentum passt da nicht rein.

        Mir liegt Sabaton mehr als Rammstein, aber wenn ich mir Rammsteins Werke so ansehe, dann finde ich vor allem Provokation. Häufig derbe, manchmal auch erstaunlich subtil. Eine Härte wird vermittelt, der Stil weckt Assoziationen mit als faschistisch empfundenen Stilmitteln, die Botschaft ist selten alles andere als faschistisch.

        Würden beide Gruppen aus Deutschland stammen, dann wäre Sabaton wohl deutlich stärker in der Kritik, weniger aufgrund der schlechten Abgrenzung zum Faschismus, sondern wegen der allgemeinen Kriegsverherrlichung (ob tatsächlich oder empfunden sei dahingestellt)

        • @Questor:

          Ich bitte um Entschuldigung, da hat sich ein Fehler eingeschlichen

          "die Botschaft ist NICHT selten alles andere als faschistisch."

  • Ok, ich sehe eine hämische Auseinandersetzung mit einem Autorenkollektiv dessen Text wohl kaum ein:e taz-Leser:in je zu Gesicht bekommen hat. Dazu eine Kritik an Rammsteins Provokationsmethoden - richtig erkannt: Seit Jahrzehnten aus Marketinggründen verwendet, vor allem um am US Markt Kohle zu scheffeln. Gähn. Und jetzt? Rammstein sind durchkommerzialisiert und warten inzwischen mit wenig Überraschenden auf.



    Die Provokationen sind immer gleich: Sex und Faschoästhetik.



    Über die Musik kann man geteilter Meinung sein und auch darüber diskutieren, was künstlerisch zulässig sein soll. Ich bin stets für eine sehr weitgehende künstlerische Freiheit. Schade, dass bei Rammstein nur schwerlich irgendeine Botschaft hinter den Provokationen zu finden ist, außer: Die Amis stehen halt drauf und zahlen dafür.



    Das macht die Band sicher nicht zu Rechtsradikalen. Wenn überhaupt höchstens unsympathisch in solch skrupellosen Kalkül.



    Was die Vorwürfe wegen ko Tropfen etc. angeht: Da ist noch viel zu viel unklar, um hier schon den Stab über der Band und Lindemann zu brechen. Gehört aber ernst genommen und aufgeklärt. Auch wenn jungen Frauen klar sein muss, weshalb sie Backstage gebeten werden (Tipp: Es geht nicht darum zusammen Bücher zu lesen...) haben sie natürlich trotzdem weiterhin das Techt auf körperliche Unversehrtheit und sexuelle Selbstbestimmung.

  • Ist irgendetwas illegales passiert?