NGO kritisiert Deutsche Bank: Banker gönnen sich fette Boni
Deutschlands größtes Geldhaus Deutsche Bank ist laut NGO Finanzwende nicht genug auf Krisen vorbereitet. Das liegt auch an Milliarden, die Banker kassierten.
Berlin taz | Die hohen Boni der Deutschen Bank führen dazu, dass Deutschlands größtes Geldhaus nicht ausreichend für Krisen gewappnet ist. In den vergangenen zehn Jahren habe die Bank insgesamt mehr als 23,5 Milliarden Euro extra an Vorstand und Mitarbeitende gezahlt, gut dreimal so viel wie der Gesamtgewinn der Bank in diesem Zeitraum und trotz immenser Verluste in einigen Jahren. Das zeigt eine Auswertung der Nichtregierungsorganisation Finanzwende.
Zwar haben sich die Boni der Bank vor allem für Chefetage und Investmentbanker nach einem Radikalumbau bei Stellen und Ausrichtung in den vergangenen Jahren mehr als halbiert. Im vergangenen Jahr zahlte das Geldhaus aber immer noch rund 2,3 Milliarden Euro an die rund 7.650 Investmentbanker aus, zusätzlich zu deren regulärer Vergütung. Im Schnitt kamen diese Topverdienenden auf Gehaltszuschüsse von jeweils etwa 295.000 Euro.
Insgesamt fuhr Bankchef Christian Sewing unter dem Strich 2022 einen Gewinn von gut fünf Milliarden Euro ein, so viel wie seit 15 Jahren nicht mehr. Damit hat er zwar die Vorsorge für faule Kredite auf 1,2 Milliarden Euro mehr als verdoppelt. Das hält Finanzwende aber für viel zu wenig.
„Die Deutsche Bank schüttet regelmäßig Milliardenboni aus, dabei ist sie für den Krisenfall nicht gewappnet“, sagt Michael Peters, Finanzmarktexperte bei Finanzwende. Und erinnert an die Finanzmarkt-Turbulenzen, die in Europa erst im März zum Rettungskauf der Schweizer Großbank Credit Suisse durch ihre Konkurrentin UBS führten – was auch bei der Deutschen Bank für Unruhe sorgte.
Mindestens 10 Prozent Eigenkapital notwendig
Während die Branche behauptet, gutes Personal brauche eine entsprechende Vergütung, meint Finanzwende, besser sollte in höheres Eigenkapital investiert werden. Die Deutsche Bank zum Beispiel finanziere ihre Geschäfte zu nicht einmal 5 Prozent mit eigenem Kapital.
Mindestens 10 Prozent wären aber notwendig. Statt der mindestens erforderlichen 124 Milliarden verfüge das Institut nur über 56,6 Milliarden Euro Eigenkapital. „Für einen echten Krisenfall reicht das wohl kaum“, betont Peters.
Leser*innenkommentare
tomás zerolo
Ich denke, das ist konsequent. Je enger sich die Schlinge zuzieht, desto mehr Druck haben die Reichen, ihre Handwerker zu motivieren.
Grauton
Gibt es irgendein rationales Argument für dies Vergütungen?
663803 (Profil gelöscht)
Gast
Ach so vor mehr als 10 Jahren hat man dazu gesagt eine Neiddebatte täte Deutschland hierbei nicht gut..... ich find jedoch auch, ein Unternehmen sollte einiges Geld selber auf der Hinterhand haben und nicht selbstverständlich das der Kunden riskieren
Bolzkopf
Da muss man sich doch wundern, dass die Banken dann auch noch um staatliche Förderung nachsuchen.
Würde sagen die Untreue muss nur groß genug sein - dann ist sie legel.
Martin Sauer
@Bolzkopf Die Banken wurden nicht gefördert, sondern haben Kredite erhalten. Diese wurden incl. Zinden zurück gezahlt.
Was sollte die Regierung sonst machen Eine Pleitewelle von Banken hätte Deutschland in den Ruin geführt,
Sarg Kuss Möder
Das ist ganz klar die Politik von Merkel und Konsorten, Union und FDP, die auch bei den Nebentätigkeiten absahnen und Maskendeals etc.. Aber das Volk und insbesondere Medien wie WELT, FAZ, FOCUS etc. wollen das so.