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Ja, Stadler war’s

Der Ex-Audi-Chef hat im Dieselskandal gestanden, nachdem er zuvor jahrelang seine Unschuld beteuert hatte. So will er einer Gefängnisstrafe entgehen

Zweimal sagt Ex-Audi-Chef Rupert Stadler „ja“, dann hat er im Strafverfahren um den Dieselskandal gestanden. Zuvor verliest seine Verteidigerin Ulrike Thole-Groll am Dienstag vor dem Landgericht München eine knapp zwei Seiten umfassende Erklärung, in der Stadler einräumt, nicht genug getan zu haben, und sein Bedauern ausdrückt. Es ist das erste Geständnis eines ehemaligen VW-Vorstands in der strafrechtlichen Aufarbeitung eines der größten deutschen Industrieskandale – und wird gleichzeitig wohl dafür sorgen, dass Stadler nicht ins Gefängnis muss.

Er sehe, „dass es ein Mehr an Sorgfalt“ gebraucht hätte, lässt Stadler erklären. Zwar betont er auch jetzt, sich zunächst auf Fachleute verlassen zu haben, räumt aber ein, dass er es dann unterlassen habe, weitere Maßnahmen zu ergreifen und für Aufklärung zu sorgen. Es sei ihm nicht gelungen, die Dieselkrise im Audi-Konzern zu lösen.

Jahrelang hatte Stadler seine Unschuld beteuert – auch im seit zweieinhalb Jahre laufenden Prozess. Dass am 168. Verhandlungstag ein Geständnis folgt, liegt maßgeblich an einem Hinweis des Gerichts Ende März. Damals machte der Vorsitzende Richter Stefan Weickert klar, dass Stadler ohne umfassendes Geständnis Gefängnis droht.

Nach Verhandlungen und Bedenkzeit hatte Stadler Anfang Mai eben dieses Geständnis angekündigt. Im Gegenzug wurde ihm im Rahmen einer Verständigung mit Gericht und Staatsanwaltschaft bei einer Zahlung von 1,1 Millionen Euro eine Bewährungsstrafe von eineinhalb bis zwei Jahren in Aussicht gestellt.

Zwei weitere Wochen lang wurde das Geständnis vorbereitet – auch in schriftlicher Absprache mit dem Gericht. Entsprechend präzise abgezirkelt ist Stadlers Erklärung. Die Kammer dürfte mit ihr zufrieden sein. Gerichtssprecher Laurent Lafleur sagt, Stadler habe den Tatvorwurf des Betrugs durch Unterlassen „vollumfänglich eingeräumt“.

Anders als bei seinen Mitangeklagten wurde Stadler nicht vorgeworfen, an der Manipulation von Abgaswerten beteiligt gewesen zu sein. Bei ihm ging es darum, dass er als Audi-Chef der Sache nicht ausreichend auf den Grund gegangen sei und die Handelspartner nicht informiert habe. (dpa)

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