ChatGPT und Fachkräftemangel: KI hat Bock auf Arbeit
Eine neue Studie des Bundestages befasst sich mit Vorteilen des Sprachgenerators. Mit ihnen will man auf den Fachkräftemangel reagieren.
Eine technische Revolution zum Mitmachen: Der auf künstlicher Intelligenz basierende Sprachgenerator ChatGPT wirkt derzeit grundstürzend in vielen Bereichen – auch in der Wissenschaft. Der Forschungsausschuss des Bundestags hat daher bei seinem Büro für Technikfolgenabschätzung (TAB) eine Studie in Auftrag gegeben, die am Mittwoch zusammen mit einem Panel von Expert:innen diskutiert wurde. Das Fazit: Für gesetzliche Regulierungen ist es derzeit noch zu früh. Neben möglichen Risiken müssten auch die Vorteile für Bildung und Wirtschaft in den Blick genommen werden.
Wegen der aktuellen Dynamik könne die Studie „nur eine Momentaufnahme“ sein, sagte ihr Autor, Steffen Albrecht. Bei der Darstellung von Chancen und Risiken des KI-Einsatzes werden etwa Vorteile darin gesehen, dass die KI Lehrkräfte bei Routineaufgaben entlasten und für die Schülerschaft als eine Art individualisierter Lernpartner dienen könne. Risiken sieht das TAB unter anderem darin, dass sich durch KI-Anwendungen die Bildungsungleichheit weiter verstärkt. Im Bereich der öffentlichen Kommunikation sei eine Gefahr, dass durch KI mehr Desinformation auf Social Media gestreut werde, mit der Folge von Vertrauensverlust in der Bevölkerung.
In der Forschung kann es nützlich sein, dass ChatGPT in der Lage ist, auch Programmcodes zu entwerfen. „Forschende nutzen oft speziell designte, wissenschaftliche Software ebenso wie kleinere Hilfsprogramme“, erläutert Albrecht die Option als Laborhelfer. „ChatGPT beherrscht verschiedene Programmiersprachen und liefert Code, der zwar nicht immer direkt nutzbar ist, nach einer Überarbeitung aber schon recht überzeugend läuft“, erläutert der Wissenschaftler.
Auch andere Nutzungfelder zeichnen sich ab, wie etwa die Rechtsberatung. Für Jurist:innen ist die Prüfung von umfangreichen Vertragstexten eine Routineaufgabe. „Das kann künftig möglicherweise ein KI-System genauso gut übernehmen“, schätzt Albecht. Dazu laufe bereits am Oberlandesgericht Stuttgart ein Pilotprojekt. Positive Effekte könnten sich auch für die Inklusion behinderter Menschen ergeben. „Noch immer sind erst wenige Texte in leichte Sprache übersetzt, hier könnten künftig ChatGPT oder verwandte Systeme einen wichtigen Beitrag leisten“, meint der TAB-Autor.
In der Ausschuss-Anhörung kam wiederholt das „enorme wirtschaftliche Potenzial“ der Technologie zur Sprache. So betonte Tina Klüwer vom KI Bundesverband, dass damit besser auf den Fachkräftemangel reagiert werden könne. Es brauche einen „chancenorientierten Blick“ auf KI in Europa, weshalb auch vor zu viel Regulierung gewarnt werden müsse: „Technologie ist erst mal neutral“.
Auf gesellschaftliche Folgeschäden machte Dirk Engling vom Chaos Computer Club aufmerksam. Durch ChatGPT könnten politische Kampagnen aus dem In- und Ausland die Bürger gezielt und persönlich ansprechen: „So können Realitätsblasen aufgebaut und Falschmeldungen verbreitet werden.“ Nachholbedarf sah Engling daher im Bereich digitaler Bildung der Gesellschaft.
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