: US-Wahl 2024: Der alte Mann will noch mehr
Joe Biden verkündet nunmehr offiziell seine Kandidatur um eine zweite Amtszeit im Weißen Haus
Von Bernd Pickert
Mit einem dreiminütigen Video hat US-Präsident Joe Biden seine Kandidatur um die Wiederwahl ins Weiße Haus im November 2024 angekündigt. In dem Video, das ganz unter dem Motto „Freiheit“ steht, greift Biden auf die Motive seiner ersten Kandidatur von Chancengerechtigkeit und sozialer Sicherheit zurück, macht aber auch gleich im ersten Schnitt klar, worum es eigentlich geht: Einen Wiedereinzug von Donald Trump und den „MAGA-Extremisten“ ins Weiße Haus zu verhindern.
MAGA steht für Trumps Slogan Make America Great Again – und in der ersten Sequenz werden Aufnahmen vom gewaltsamen Sturm aufs Kapitol am 6. Januar 2021 gezeigt. „Als ich vor vier Jahren für das Präsidentenamt kandidierte, sagte ich, dass wir uns in einem Kampf um die Seele Amerikas befinden. Und das sind wir immer noch,“ sagt Biden im Video. Jede Generation habe um die Demokratie in den USA kämpfen müssen, das sei jetzt der Moment der heutigen Zeit.
Mehrfach hatte Biden in den vergangenen Monaten angedeutet erneut kandidieren zu wollen, den Zeitpunkt der offiziellen Ankündigung aber stets offen gelassen. Jetzt ist es der vierte Jahrestag seiner ersten Kandidatur 2019 geworden.
Bidens Wahlkampfteam besteht aus altgedienten Vertrauten, und auch an Kamala Harris als Vizepräsidentin – mehrfach wird sie strahlend im Video gezeigt – hält er fest. Dabei sprechen die Umfragedaten gegen ihn: Seit dem verkorksten US-Abzug aus Afghanistan ist die Zustimmung für Biden unter 50 Prozent gerutscht, dümpelt derzeit bei rund 43 Prozent. Selbst unter demokratischen Wähler*innen hatte in den letzten Monaten eine stabile Mehrheit geantwortet, sie wünschte sich einen anderen Kandidaten als Biden.
Der oder die allerdings ist bis heute nicht aufgetaucht – und mit Bidens Kandidatur wird das auch nicht mehr passieren. Niemand auf demokratischer Seite kann ein Interesse daran haben, Präsidenten zu demontieren statt gegenüber den Republikaner*innen den Amtsinhaberbonus auszunutzen.
Biden, heute mit seinen 80 Jahren bereits der älteste amtierende Präsident in der Geschichte der Vereinigten Staaten, wäre im Fall der Wiederwahl zum Ende der Amtszeit 86 Jahre alt, zehn Jahre älter als die durchschnittliche Lebenserwartung von Männern in den USA. Schon jetzt werden mit politischen Statements aus dem Biden-Camp auch die Lageberichte seines Leibarztes veröffentlicht. Der bescheinigt ihm gute Gesundheit.
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