Großstreik im Verkehrssektor begonnen: Stillgestanden

Der Großstreik von Verdi und EVG legt den Bahn- und Flugverkehr seit Montagmorgen weitgehend lahm. Verdi-Geschäftsführerin droht mit unbefristetem Streik.

Nichts los: Anzeigetafel am Münchner Hauptbahnhof Montagfrüh Foto: Peter Kneffel/dpa

BERLIN afp/dpa/taz | Einer der größten Streiks der vergangenen Jahre hat in der Nacht zum Montag in Deutschland begonnen. Seit Mitternacht folgten bundesweit nach und nach Beschäftigte im öffentlichen Dienst und bei der Bahn dem Aufruf der Gewerkschaften zu einem 24-stündigen Warnstreik. Der Streik traf den gesamten Verkehrssektor: Die Bahn stellte den Fern- und Regionalverkehr ein, auch Flughäfen, öffentlicher Nahverkehr sowie Häfen und Schleusen für den Schiffsverkehr waren betroffen.

Wegen des Tarifkonflikts im öffentlichen Dienst und bei der Bahn hatten die Dienstleistungsgesellschaft Verdi und die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) bundesweit insgesamt rund 350.000 Beschäftigte in verschiedenen Bereichen zu dem Warnstreik aufgerufen. Während die Gewerkschaften den Streik mit unzureichenden Angeboten der Arbeitgeber begründeten, hatten diese den Gewerkschaften vorgeworfen, „völlig überzogen“ zu agieren und ihre Glaubwürdigkeit zu verspielen.

Millionen Menschen mussten am Montag auf andere Weise als gewohnt zur Arbeit kommen; auf den Straßen wurden lange Staus erwartet. „Der Fern- und der Regionalverkehr der DB sind am 27.03.2023 wegen eines Streiks der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) eingestellt“, hieß es am Morgen auf der Homepage der Deutschen Bahn.

Darüber hinaus sollte in sieben Bundesländern – Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Sachsen – auch der öffentliche Nahverkehr bestreikt werden.

Bahnen und Flugzeuge stehen still

In Nordrhein-Westfalen waren auch Regionalbahnen und der S-Bahn-Verkehr lahmgelegt. „Es fährt gerade nichts auf der Schiene“, sagte ein Sprecher der Bahn für NRW. Das betreffe nicht nur die Regionalverbindungen von DB-Regio, sondern auch die Linien der Bahnkonkurrenten. Grund sei, dass sich auch Personal in Betriebszentralen und Stellwerken an dem Warnstreik beteilige. Das lege den Verkehr für alle Nutzer der Schienenwege lahm.

Auch fast alle großen Flughäfen werden am Montag bestreikt, nicht jedoch Berlin. Am Flughafen München konnten wegen des Streiks bereits seit Sonntag keine Passagiere mehr befördert werden. Der Schiffsverkehr wird am Montag an Schleusen und Häfen bestreikt.

Am Hamburger Airport zum Wochenbeginn mussten alle 147 Abflüge, die für den Montag geplant waren, aufgrund des ausfallenden Personals gestrichen werden oder ohne Passagiere fliegen, wie eine Sprecherin des Flughafens am Morgen mitteilte. Die Airlines Eurowings und Wizzar haben den Angaben zufolge insgesamt sieben Abflüge nach Berlin und Paderborn verlegen können. Von 152 geplanten Landungen waren am Montagmorgen bereits 88 abgesagt. Allein in Hamburg seien mehr als 35.000 Passagiere von dem Streik betroffen.

Nach Angaben der EVG beteiligten sich in den frühen Morgenstunden deutschlandweit bereits mehr als 30.000 Beschäftige an rund 350 Standorten. „Die Republik steht, weil die Arbeitgeber sich verweigern“, erklärte EVG-Tarifvorstand Kristian Loroch. „Wir streiken heute, weil uns in den Tarifverhandlungen trotz der für viele Beschäftigten angespannten finanziellen Situation nichts vorgelegt wurde, über das wir ernsthaft verhandeln könnten.“

Verdi-Chefin droht mit unbefristetem Streik

Die Düsseldorfer Verdi-Geschäftsführerin Stephanie Peifer hat mit unbefristeten Streiks gedroht, falls es bei der am Montag beginnenden dritten Tarifrunde im öffentlichen Dienst keinen Durchbruch gebe. „Die Arbeitgeber müssen sich gewaltig bewegen, sonst gehen wir in die Urabstimmung“, sagte sie der dpa. Die Beteiligung am großen Warnstreik in ihrem Bezirk mit Düsseldorf und Wuppertal sei „grandios“. „Aber das, was heute passiert, ist nur ein Tag.“ Ein unbefristeter Streik brächte eine „ganz andere Dimension“, sagte sie. Ähnlich hatte sich die Gewerkschaftsfunktionärin am Morgen bereits im „Morgenmagazin“ von ARD und ZDF geäußert.

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