WWF und die Deutsche Bank: Kooperation für das grüne Image?
Die Naturschutzorganisation WWF arbeitet künftig mit der Privatkundenbank der Deutschen Bank zusammen. NGOs wie Facing Finance sind skeptisch.
Magdalena Senn, Referentin für nachhaltige Finanzmärkte bei der Bürgerbewegung Finanzwende, fordert: „Die Zusammenarbeit mit dem WWF sollte zeitnah zu konkreten Schritten seitens der Deutschen Bank führen“.
WWF und Deutsche Bank hatten am Montag angekündigt, in den kommenden zwei Jahren in Finanzfragen zu kooperieren. Bei der Zusammenarbeit geht es um die Privatkundensparte der Deutschen Bank. Der WWF soll das Geldinstitut hier zu Kundengesprächen, Strukturen und Prozessen und dem Projekt „grüne Filiale“ beraten.
Die Zusammenarbeit habe das Ziel, „Veränderungen zu beschleunigen und Finanzierungen richtig zu lenken“, erklärte Heike Vesper, Geschäftsführerin im Bereich Politik und Transformation beim WWF. Die Umweltorganisation könnte etwa strengere Kriterien bei der Kreditvergabe vorschlagen oder Beratungen zur nachhaltigen Geldanlage verbessern. Am 1. März beginnt die Zusammenarbeit.
Deutsche Bank soll Finanzierung fossiler Energien beenden
„Wenn Banken nachhaltiger werden wollen und das mithilfe von NGOs, ist das erst mal etwas Positives“, sagt Küchenmeister von Facing Finance. Die punktuelle Zusammenarbeit zwischen Deutscher Bank und WWF gehe aber am eigentlichen Problem vorbei. „Die Privatkundenbank ist natürlich ein relevanter Bereich, aber viel wichtiger wäre es, wenn sich die Deutsche Bank beim Kerngeschäft Investment und Unternehmensfinanzierungen besser aufstellt“, sagt Küchenmeister.
Die Deutsche Bank müsse die Finanzierung von fossilen Energien beenden. Daran ändere die Zusammenarbeit offensichtlich nichts, so Küchenmeister. Auf Anfrage der taz schreibt die Sprecherin der Deutschen Bank: „Den sofortigen Ausschluss einzelner Unternehmen oder Branchen halten wir nicht für zielführend.“ Die Bank wolle die Unternehmen bei der Transformation begleiten. Für Küchenmeister steht die Deutsche Bank aber in Sachen Nachhaltigkeit „sehr stark in der Kritik“. Das sieht auch Magdalena Senn von Finanzwende so: „Die bisherigen freiwilligen Zusagen der Deutschen Bank zur Nachhaltigkeit sind viel zu schwach“, sagt Senn.
Auch im nachhaltigen Finanzratgeber Fair Finance Guide, den Küchenmeister mitherausgibt, schneidet die Deutsche Bank „sehr schwach“ ab. Im allgemeinen Ranking landet das Institut auf den hinteren Plätzen. Es wurden zwar kleine Verbesserungen beim Thema Klimaschutz notiert, aber die Zusammenarbeit mit Kohleunternehmen sowie unklare Richtlinien bei der Vermögensverwaltung der Tochtergesellschaft DWS werden bemängelt.
Deutsche Bank schneidet mit „zeitgemäß“ ab
Im Bankenrating des WWF von 2021 kommt die Deutsche Bank hingegen – zumindest verglichen mit anderen 14 „konventionellen“ Banken, die für die Analyse berücksichtigt wurden – nicht schlecht weg. Sie schneidet im Bereich „Umwelt und Klima“ mit „zeitgemäß“ ab.
In den letzten Jahren stand die Deutsche Bank vor allem in der Kritik, weil ihre Fondsgesellschaft DWS systematisch Greenwashing betrieben haben soll. Seit 2021 prüft die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) die Vorwürfe, bei denen es unter anderem um einen Unternehmensbericht von 2020 geht. Die damalige Nachhaltigkeitschefin Desiree Fixler machte darauf aufmerksam, dass der Bericht nicht stimme. Sie drängte auf Reformen – und wurde daraufhin entlassen. Der Bericht wurde inzwischen korrigiert und die BaFin und US-Behörden ermitteln gegen die DWS wegen Greenwashings.
Zu den Vorwürfen gegen die DWS wollte sich ein Sprecher des WWF nicht äußern. Er betonte aber, dass die DWS nicht Teil des Beratungsvertrags ist. Und über die Nachhaltigkeit der Privatkundenbank der Deutschen Bank könne man erst eine Aussage treffen, wenn die Beratungen stattgefunden haben. Dem Vorwurf, dass die Bank ihr Image mit dem WWF reinwaschen wolle, widersprach er: Wenn bei der Deutschen Bank etwas schiefliefe, würde der WWF das auch bemängeln.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Bis Freitag war er einer von uns
Elon Musk und die AfD
Die Welt zerstören und dann ab auf den Mars
Anschlag in Magdeburg
Der Täter hat sein Ziel erreicht: Angst verbreiten
Bankkarten für Geflüchtete
Bezahlkarte – rassistisch oder smart?
Tarifeinigung bei Volkswagen
IG Metall erlebt ihr blaues „Weihnachtswunder“ bei VW
Bundestagswahl 2025
Parteien sichern sich fairen Wahlkampf zu